05/05/2020 – Mut machen trotz düsteren Zeiten - Folge 1-7
Corona-Krise: Neue Wege, Visionen und Verbündete
Die Textil-Community soll auf unserem News-Portal und unseren angeschlossenen Social-Media-Kanälen mit ihren außergewöhnlichen Ideen zu Wort kommen!
Düstere Wolken vs. außergewöhnliche Konzepte
textile network will an dieser Stelle in kurzen Beiträgen darüber berichten, wie Unternehmen jetzt die Corona-Krise mit außergewöhnlichen Konzepten versuchen zu meistern. Das bedeutet, die nachfolgenden Beiträge „schreiben“ Sie, indem Sie uns per Mail an innomedia@posteo.de oder Skype-Sprachnachricht an hwoberlin kurz über die außergewöhnlichen Konzepte, mit denen Sie im Unternehmen die Corona-Krise managen wollen, informieren.
Unser Autor Hans-Werner Oertel wird sich dann ggf. mit Ihnen kurz in Verbindung setzen, vielleicht dort und da nochmals vertiefend nachfragen – und fertig ist Ihre Wortmeldung. Unterstützen Sie uns und machen Sie so mit Ihren Ideen anderen Mut in diesen düsteren Zeiten!
Folge 7: Ziegler + Schenk GmbH & Co. KG, Göppingen
Sondermaschinen-Hersteller schließt Angebotslücke im Textilmaschinenmarkt
Die sprichwörtliche Clerverness des Mittelstandes in Baden-Württemberg kennt keine (Corona-) Pause. Ein jüngster Beweis dafür kommt von der auf Sondermaschinen und Nähtechnik fokussierten Gansler-Gruppe aus Göppingen. Zwei Schwesterfirmen (Ziegler + Schenk in Göppingen/KFM Maschinenbau aus Schwäbisch Gmünd) nahmen die Pandemie zum Anlass und entwickelten in wenigen Wochen eine Fertigungsanlage zur automatisierten Produktion von nicht zertifiziertem Mund-Nase-Schutz (MNS). Erste Kundenbestellungen für die Nähtechnik gibt es bereits!
Ziegler + Schenk Geschäftsführer Christian Jaissle zu Beginn der siebten Lockdown-Woche in Deutschland:
"Mit Stand heute haben wir drei Maschinen vom Typ KFM 2020-1 verkauft."
Vertrieb und Marketing hätten es in kurzer Zeit über Netzwerke und Presseveröffentlichungen geschafft, zudem eine Welle von Interessensbekundungen selbst aus solchen Zielgruppen auszulösen, die man nicht unbedingt mit Masken-Nähen in Verbindung bringen würde. Aus Österreich und selbst aus Brasilien habe es Anfragen gegeben, so Jaissle. Neben Textilern hätten auch Maschinenbaufirmen sowie Lackier- und Isoliertechniker Interesse an der Neuheit bekundet.
Von der Rollenware zum fertigen Mund-Nasenschutz
Unter dem Motto "Von der Rollenware zum fertigen Mund-Nasenschutz" lassen sich auf der modularen Fertigungstechnik bei dreischichtiger Auslastung bis zu 21.000 Community-Masken herstellen; in vier Sekunden eine. Verschiedene Maskengrößen, Stoffqualitäten und unterschiedlich lange Kopfbänder, die auch mit Werbebotschaften oder Firmenlogos bedruckt werden können, sind möglich.
Parallel zum Produktionsstart für die ersten Maschinen macht sich das Entwicklerteam bereits Gedanken, die Technik in Richtung neuer Maskentypen und -klassen weiterzuentwickeln. Dabei kommt der Expertise von KFM besondere Bedeutung zu. Das Unternehmen fertigt seit Jahren u. a. mit Blick auf Automotive bzw. die Polster- und Bekleidungsindustrie sowie auf technische Textilien Nähroboter und industrielle Nähautomaten.
Drei Maschinen-Entwicklungen / Hersteller-Initiativen in Deutschland
Wenn Unternehmen in diesen Krisentagen erstmals selbst automatisiert Masken herstellen wollen, wird dafür Technik benötigt, die größtenteils in China geordert werden müsste. Um die Exportabhängigkeit zu vermindern und zudem kurzfristig entsprechende Maschinen und Ausrüstungen liefern zu können, gibt es in Deutschland derzeit drei Hersteller-Initiativen:
- Ziegler + Schenk, Göppingen:
KFM 2020-1 in Modulbauweise zur optionalen vollautomatischen Fertigen von Mund-Nasenschutzmasken (nicht zertifiziert). Das Material ab Rolle wird in der speziell dafür entwickelten Faltstation in Längsrichtung gefaltet. Bei der Nähstation "Längsnaht" wird oben und unten das Material mit einem Band eingefasst. Das Ablängen auf die erforderliche Länge erfolgt in der Schneideinheit mit Längenmessung. Durch das Transportsystem werden die auf Länge geschnittenen Teile zur Nähstation "Quernaht" transportiert, dabei wird das Kopfband automatisch aufgenäht. Das Ablängen der Kopfbänder erfolgt beidseitig durch eine Schneideinheit mit Längenmessung.
- PIA Automation, Amberg:
Neben den bereits entwickelten Anlagen zur Produktion von Einweg-Gesichtsmasken stehen jetzt auch Standardmaschinen für die Herstellung von Filtermasken zur Verfügung. Der Herstellungsprozess umfasst die Spulenzuführung der Vliese, Nasenklammerzuführung sowie Positionierung, Ultraschall-Rollen-Schweißen, Ohrbandzuführung und Anschweißen, Maskenfaltung, Stanzen, Ausschleusung von Abfall sowie Ausgabe der Masken in eine Box. Die gesamte Produktionslinie verwendet digitale Kommunikation, kann Datenerfassung, Analyse und Rückverfolgbarkeit der Produktion sowie benutzerfreundliche Oberfläche bieten. Die Taktleistung dieser Maschine beträgt bis zu 50 Teile je Minute.
- Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (Aachen):
Das IPT und die IBF Automation GmbH aus Freudenberg bauen gegenwärtig im Auftrag der Moss GmbH aus Lennestadt im Sauerland eine Produktionsanlage für täglich 50.000 MNS-Mundschutz-Masken am Standort Deutschland auf. Im Anschluss daran sollen weitere drei Anlagen mit dem Ziel aufgebaut werden, täglich 200.000 Masken herzustellen.
Folge 1: Solingen – Zestnik GmbH
Vertrieb noch unklar, ich fange trotzdem schon mal an
Geschäftsführer Milan Cestnik:
„Soll ich oder eher nicht? Als einer der wenigen in Deutschland noch verbliebenen DOB-Hersteller sollten wir trotz Kurzarbeit etwas besser durch die Corona-Krise kommen, wenn auch wir unsere Produktion auf Mund- und Nasenschutzmasken umstellen. Unsere zehn Näherinnen könnten aus dem noch bis Ende April verfügbaren Baumwollstoff italienischer Produktion etwa 15.000 Masken fertigen – wiederverwendbar und bei 90 Grad waschbar. Zwischen 3.000 und 5.000 Stück wöchentlich wären allein am Standort Solingen möglich. Unser langjähriger Partnerbetrieb in Polen hätte außerdem die Möglichkeit, diese Menge noch erheblich zu steigern ...
Für die neue Produktion, die am 1. April angelaufen ist, hatte ich allerdings noch keine Vertriebsstrategie – denn diese Behelfsmasken sind noch absolutes Neuland für uns. Von einem Medienprofi wurde mir deshalb empfohlen, mich an die Redaktion das Solinger Tageblatt zu wenden – und dann einfach abzuwarten.
Wie es für die Zestnik GmbH weiterging lesen Sie HIER
Folge 2: Need-Mask – Vermittlungsplattform
Demnächst auch für Europa, Afrika und Indien (Aachen – Institut für Textiltechnik an der RWTH, Dr. David Schmelzeisen)
Tag 3 in der Corona-Krise, in einem Homeoffice in Aachen. Nach 14 Stunden Dauerstress am Telefon und der immer wieder an ihn gerichteten Frage "Sie vom Textilinstitut wissen doch bestimmt, wo wir medizinische Schutzmasken ordern können" beschließt Dr. David Schmelzeisen Angebot und Nachfrage auf einer Plattform zu digitalisieren... Gedacht, getan und einige Stunden geht die frisch programmierte und gemeinnützige Suche-Biete-Plattform des Instituts für Textiltechnik Aachen (ITA) Need-Mask auf Englisch online. Nach gut zwei Wochen stehen bereits eine Million vermittelte Masken zu Buche. Sie fanden über die Plattform ihren Weg von deutschen Herstellern in solche Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie Behörden und Firmen, die bisher noch nicht zum Kundenkreis der jeweiligen Produzenten gehörten.
Wie es weiterging, lesen Sie HIER
Folge 3 - Gütersloh - DCP Digitaldruck im Großformat
Auf dem Weg zu neuen wirtschaftlichen Ufern - Geschäftsführer Oliver Knaup:
"Großbanner für Messen und Events können bei einer Länge von 45 Metern schon mal eine Fläche von 225 Quadratmeter haben. Diese Großbanner mit Schrift, Logos und Fotos im Sublimationsverfahren zu bedrucken, gehörte für uns als ostwestfälische Großformat-Digitaldruckerei seit 25 Jahren zum Brot - und Buttergeschäft – bis zur Corona-Krise. Weil viele Textiler gerade auf Gesichtsmasken umstellen, fingen auch wir an, 225 Quadratmeter schon mal in Masken umzurechnen…
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Folge 4 - Originär deutsche Lieferkette für FFP2-Halbmasken
Prof. Dr. Yves-Simon Gloy, Gherzi, Berlin: Fight-Covid 19 hat die europäische Perspektive im Blick.
Importbedingter Maskennotstand in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen? Die Reaktion darauf kam in Form einer binnen Wochen Gestalt annehmender Konzeptidee zum Aufbau einer originär deutschen Lieferkette zur Produktion von FFP2- und damit für medizinische Zwecke anwendbaren Atemschutzmasken. Deren Autoren sind Experten, die in der Textilwelt einen Namen haben. Fünf Fragen an den Koordinator, Prof. Dr. Yves-Simon Gloy, Berater bei Gherzi van Delden.
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Folge 5: Mundfenster Masken zum "Mithören"
Bestehendes Masken-Manko schließt Gehörlose von Kommunikation aus. Aktion Mitdenken
In der EU sind 51 Millionen Menschen hörgeschädigt, Hunderttausende von ihnen nutzen ständig oder gelegentlich die Gebärdensprache – allein in Deutschland nach offiziellen Angaben mindestens 80.000. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) versteht sich als visuell-manuelle Sprache, deren Bestandteile Gestik, Gesichtsmimik und lautlos gesprochene Wörter sind. Um sie zu verstehen, müssen die Betroffenen zusätzlich zu den Handzeichen die Bewegungssignale des Gesichts und Lippenkonstellationen des Sprechenden erkennen; ihnen also auch von den Lippen ablesen können. Wer als Busfahrer, Polizeibeamter oder Verkäufer jedoch eine Normalmaske aufhat, der schließt damit die Kommunikation gegenüber Menschen, die auf Gebärdendeutung angewiesen sind, unfreiwillig aus.
Bei der Maskenpflicht im öffentlichen Raum stehen hörgeschädigte und taube Menschen also plötzlich vor drastischen Kommunikationsschranken. Weil der textile Hygieneschutz Mund, Nase und damit auch die Mimik des Gesichts verbirgt bzw. die Stimme dämpft, befürchten Betroffene drastische Einschränkungen im Alltag. Abhilfe könnte eine Gesichtsmaske mit "Mundfenster" schaffen, die aus industrieller Hand noch nicht in Sicht ist.
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Folge 6: Wörner Südfrottier, Herbrechtingen-Bolheim
Mit Gebrauchsmuster und Neueinstellungen in der Krise gegen den (Frottier-) Strich
Für den auf der Schwäbischen Ostalb ansässigen Hersteller von Frottierwaren und Nachtwäsche waren die vergangenen sechs Wochen herausfordernd wie niemals zuvor. Als Inhaber Hans-Martin Wörner am Telefon ein Zwischenfazit zieht, bekennt er nicht ohne Stolz in der Stimme: „Ich bin komplett fertig“ und verweist auf den sichtbaren Wandel in seiner Firma: neue Mitarbeiter, die zum Gebrauchsmuster angemeldete neue und besonders nachhaltige Maskenkonstruktion sowie seine mit Partnern inzwischen in die Gänge kommende Idee der viralen Masken-Produktion. Diese Entwicklungs- und Aufbauarbeit musste er parallel zum kaum reduzierten Alltagsbetrieb schultern. Spezialisiert auf Frotteewaren für Kinder, liefert Wörner Südfrottier nach Produktionsumstellung und -erweiterung wöchentlich noch nicht zertifizierte 40.000 Mund- und Nase-Masken aus.
Wie das dem Unternehmen Wörner Südfrottier gelungen ist, lesen Sie hier!