04/03/2021 – Kompetenzzentrum Textil vernetzt

Digitalisierung: Welche Förderungen sind möglich?

„Textil vernetzt“ unterstützt kleine und mittlere Unternehmen der Branche beim Ausbau ihrer digitalen Fitness. Welche Fördermittel stehen zur Verfügung?

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Dr. Maria Rost, Leitung CSR, Bildung, Kommunikation beim Gesamtverband textil+mode, im Gespräch mit textile network. © photothek

 

Hierzu haben wir mit Frau Dr. Maria Rost ein Interview geführt. Sie leitet die Abteilung CSR, Bildung, Kommunikation beim Gesamtverband textil+mode und ist Mitglied im Team des Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Textil vernetzt.

  • textile network: Frau Dr. Rost, welche Fördermittel stehen Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie unter welchen Bedingungen auf ihrem Weg hin zur Digitalisierung zur Verfügung?

Dr. Maria Rost: Es gibt viele Förderprogramme, von denen Unternehmen profitieren können. Bei einigen Programmen erhalten Unternehmen feste Zuschüsse bis zu einem bestimmten Betrag, bei anderen Programmen wird die Investition bis zu einem bestimmten Prozentsatz gefördert. Auf Länderebene wären das z. B. die sogenannten Digitalgutscheine in NRW, in Bayern nennt er sich Digitalbonus. Auf Bundesebene gibt es beispielsweise Digital Jetzt. Digital Jetzt ist ein Investitionszuschuss-Programm. Mit dem Programm werden sowohl Investitionen in digitale Technologien als auch zur Qualifizierung der Beschäftigten zu Digitalthemen gefördert. Die Bedingungen variieren je nach Förderprogramm.

Eine gute Übersicht über verfügbare Fördermittel gibt die Förderdatenbank des Bundes. Auf deren Webseite kann nach Thema, Bereich oder Postleitzahl des Unternehmens gesucht werden. Dann erhält man die Ergebnisse auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene.

  • textile network: An wen können sich die Firmen wenden, um entsprechende Fördergelder zu beantragen?

Dr. Maria Rost: Es gibt das Bundesprogramm „Zukunftszentren“ vom Europäischen Sozialfonds (ESF). Hier werden beispielsweise digitale Kompetenzen in Unternehmen durch Weiterbildung im Betrieb gefördert. KMU sollen in die Lage versetzt werden, ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit in den großen Veränderungsprozessen zu erhalten und zu steigern. Wem die Digitalisierungsfachleute fehlen, kann sich u. a. mit go-digital dort akkreditierte Beratungsunternehmen ins Unternehmen holen, die auf Basis eines Konzepts die Antragstellung für die Fördermittel, die Abrechnung und das Berichtswesen für das Unternehmen übernehmen.

  • textile network: Welche Beratung wird diesbezüglich innerhalb „Textil vernetzt“ angeboten?

Dr. Maria Rost: Digitalisierung und digitale Transformation gehören heutzutage zum aktuellen Tagesgeschehen. Das betrifft nicht nur IT-Unternehmen. In der Textil- und Modeindustrie reicht das von innovativen Geschäftsmodellen über digitale Vernetzung mit medienbruchfreien Prozessen bis hin zu 3D-Drucken und intelligent miteinander vernetzen Maschinen.

  • Digitalisierung zahlt auf Nachhaltigkeit von KMU ein: Blockchain hilft Firmen beispielsweise dabei, ihre Lieferkette transparent zu gestalten, nachhaltig gewonnene Ausgangsstoffe nachzuweisen oder digitale Zertifikate fälschungssicher zu machen.

  • Künstliche Intelligenz (KI) kann dafür eingesetzt werden, Ausfallprognosen von Maschinen vorherzusagen, Fehler bei Musterungsstrukturen zu erkennen, Lagerbestände zu erfassen und autonome Transportsysteme zu entwickeln.

  • Software as a Service oder der digitaler Zuschnitt vor Ort zahlen auf Nearshoring ein und sind durch verkürzte Transportwege per se nachhaltiger. Dabei unterstützt der hersteller- und standortübergreifende Datenaustausch.

  • textile network: Ihr Angebot bei „Textil vernetzt“ ist für die Unternehmen kostenfrei?

Dr. Maria Rost: Ein klares Ja! „Textil vernetzt“ unterstützt KMU kostenfrei, die bislang kaum Erfahrung mit der Digitalisierung gesammelt haben und auch Unternehmen, die den Prozess bereits begonnen haben. Neben Informationsveranstaltungen und Labtouren erarbeitet das Team von „Textil vernetzt“ in Gesprächen und Workshops mit den Unternehmen individuelle Lösungen. Ziel ist es, mit vertretbarem Aufwand und vorhandenen technologischen Möglichkeiten zu nutzen und weiterzuentwickeln. Dabei wird ein Ausblick auf einzusetzende Technologien gegeben und ein individueller Projektplan erarbeitet. Das Textil vernetzt-Team bietet Hilfestellungen bei der digitalen Transformation an den Standorten Aachen, Berlin, Chemnitz, Denkendorf, Stuttgart und Villingen-Schwenningen. In der Digitalisierungskette ist „Textil vernetzt“ sozusagen Stufe 1 (Konzeption), go-digital Stufe 2 (Fördermittelbeantragung) und die Förder- und Zuschussprogramme Stufe 3 (Investition mit Fördermitteln).

Frau Dr. Rost, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen für textile network stellte Iris Schlomski.