30/01/2019 – Femnet /Südwind/Inkota
Existenzsichernde Löhne ermöglichen
Zeigt mehr Einsatz für existenzsichernde Löhne! Zivilgesellschaft im Textilbündnis appelliert an Unternehmen und startet einen Spendenaufruf für Näherinnen.
Existenzsichernde Löhne sind ein zentrales Element menschenwürdiger Arbeit. In den Ländern des Globalen Südens allerdings kann ein großer Teil der Beschäftigten vom hart erarbeiteten Lohn nicht menschenwürdig leben. Dies gilt auch und insbesondere für die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie.
Bündnis für nachhaltige Textilien?
Das im Jahr 2014 auf Initiative von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller gegründete Bündnis für nachhaltige Textilien ist angetreten, dies zu ändern. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen im Textilbündnis rufen jetzt alle Mitglieder auf, dem Bekenntnis Taten folgen zu lassen und sich verstärkt für die Zahlung Existenz sichernde Löhne einzusetzen.
Eine Kernidee des Textilbündnisses ist es, durch gemeinsam koordiniertes Engagement eine stärkere Wirkung zu erzielen. Hierfür werden sogenannte Bündnisinitiativen entwickelt.
Initiative startet in Kambodscha
Für das Kernthema existenzsichernder Löhne wurde eine Bündnisinitiative ausgearbeitet, die zunächst in Kambodscha startet.
„Wir fordern alle Mitglieder des Textilbündnisses, die in Kambodscha Bekleidung produzieren lassen, zu einer ambitionierten Mitarbeit in der Bündnisinitiative auf“, so Dr. Sabine Ferenschild vom Südwind-Institut, Vertreterin der Zivilgesellschaft im Steuerungskreis des Textilbündnisses. Sie ergänzt: „Besonders wichtig ist die Mitarbeit von Adidas, Puma und Lidl. Denn diese Unternehmen sind für einen wesentlichen Anteil der Bekleidungsexporte aus Kambodscha verantwortlich.“
Einkaufspraktiken analysieren
Unternehmensmitglieder im Textilbündnis, die keine Bekleidung aus Kambodscha beziehen, werden aufgerufen, ihre Einkaufspraktiken zu analysieren und weitere Initiativen in ihren entsprechenden Hauptproduktionsländern zu starten. „Es gibt keine plausiblen Gründe, warum ein Unternehmen nicht an der vorgeschlagenen Initiative mitarbeiten sollte. Jetzt heißt es Flagge zeigen und mitmachen!“, appelliert Berndt Hinzmann vom Inkota-Netzwerk. Bis Mitte Februar müssen die Mitglieder ihre Mitarbeit an der Bündnisinitiative zusagen.
Miserable Löhne in Bangladesch
„Auch in Bangladesch kam es aufgrund der miserablen Löhne erst letzte Woche wieder zu Protesten und Unruhen“, schildert Dr. Gisela Burckhardt von Femnet. „Es ist allen klar, dass sich etwas ändern muss. Die Initiative des Textilbündnisses bietet jetzt für alle die Möglichkeit, dies strukturiert und in Kooperation mit anderen Unternehmen anzugehen. Der Start erfolgt jetzt in Kambodscha, die Proteste in Bangladesch zeigen jedoch, dass koordinierte Aktivitäten in weiteren Ländern folgen müssen.“
Strategische Kooperation mit ACT
Um möglichst viele Synergien zu schaffen, hat das Textilbündnis für die Bündnisinitiative zu existenzsichernden Löhnen eine strategische Kooperation mit der Initiative Action, Collaboration, Transformation (ACT) geschlossen. Das Ziel dieser Initiative, welche von großen Bekleidungsunternehmen und dem globalen Gewerkschaftsverband IndustriALL gegründet wurde, ist die Einführung von Flächentarifverträgen in den Ländern der globalen Textilproduktion. Die Idee dahinter: Jährliche Lohnverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen sorgen für ein höheres Lohnniveau und die Stärkung von Arbeiter/innenvertretungen.
Erst wenn sich alle Unternehmen, die Mitglied im Textilbündnis sind, ambitioniert dem Thema existenzsichernder Löhne widmen, gibt es eine Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben für die Beschäftigten in der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie.
Spendenaufruf
Um die Not der Arbeiter/innen in Bangladesch, denen es zur Zeit sehr schlecht geht, etwas zu lindern, hat Femnet einen Spendenaufruf gestartet. Sina Marx von Femnet war gerade in Bangladesch und hat Fotos und Berichte mitgebracht. Aktive, die für höhere Löhne sich einsetzen, werden entlassen, teilweise bedroht, sie brauchen dringend Unterstützung.
Wer helfen möchte, findet weitere Informationen zum Spendenaufruf HIER