10/05/2016 – „made in Germany“

IVC: The Fiber Year 2016

Trotz internationaler Trends und vielerlei politischer Herausforderung, die die deutschen Chemiefaserproduzenten immer mehr bedrängen, sind Chemiefasern „made in Germany“ immer noch keine ausgestorbene Art! Die Industrievereinigung Chemiefaser e. V. (IVC) in Frankfurt am Main hat dazu anlässlich der Vorstellung der 16. Auflage der Studie “The Fiber Year 2016” die wichtigsten Branchendaten Deutschlands bekannt gegeben - samt einem Überblick über die wirtschaftlichen und politischen Probleme der Chemiefaserindustrie in Deutschland und Europa.

Chemiefasern spielen auch bei der Gewinnung von Windenergie eine tragende Rolle Photo: pixabay

Chemiefasern spielen auch bei der Gewinnung von Windenergie eine tragende Rolle Photo: pixabay

 

Trotz ungünstig werdender wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es dem unermüdlichen Engagement und der Innovationskraft der hiesigen Chemiefaserbranche zu verdanken, dass sie sich im internationalen Wettbewerb weiterhin behaupten kann. Trotzdem würde der Branche ein etwas geringerer politischer Gegenwind guttun.

Faserproduktion

Während 2014 die Chemiefaserbranche in Deutschland eine Verminderung der Produktionsmengen von - 6.1 % hinnehmen musste, fand 2015 eine Stabilisierung der Produktionsmengen auf dem fast gleichen Niveau des Vorjahres statt. Die Herstellung von cellulosischen Chemiefasern ist zwar mit einer Senkung von - 6.8 % (Vorjahr - 8.6 %) rückläufig geblieben - konform dem weltweiten Einbruch der Baumwolle, jedoch erlebten die synthetischen Chemiefasern (insbesondere Polyester) einen leichten Anstieg von + 1.6 % (im Vorjahr - 4.9 %). Somit hielt sich die Verringerung der Produktionsvolumina bei - 0.9 % in Grenzen.

Als Konsequenzen davon sind ein Umsatzrückgang von - 4.8 % und damit einhergehende notwendige Personalanpassungen von - 1.4 % zu verzeichnen - alarmierende Signale dafür, dass die Standortbedingungen für Chemiefaserproduzenten in Deutschland (und Europa) dringend verbessert werden müssen. Eine positive Trendwende könnte sich sicherlich durch eine den fairen Wettbewerb schützende und die Industrie fördernde Haltung der Brüsseler EU-Politik abzeichnen. Doch die Akzente der aktuellen politischen Debatten bspw. über die Anerkennung des Marktwirtschaftsstatus an China – um nur ein Beispiel nicht sachgetriebener, sondern politisch motivierter Entwicklungen zu nennen - deuten einen ganz anderen Willen an.

Faserverarbeitung

Die Verarbeitung aller Faserarten in Deutschland konnte im Jahr 2015 das Niveau des Vorjahres nicht erreichen und erlitt einen Rückgang von - 11.6 %. Die Gesamtimporte an Chemiefasern - überwiegend aus den 28 EU-Staaten mit + 54 %, gefolgt von Asien mit + 40 % - verzeichnen ein Plus von 1.1 % (synthetische Stapelfasern +1.9 % und synthetische Filamente +1.7 %), wobei die cellulosischen Chemiefasern einen

Einbruch von - 7.4 % erlitten. Der Gesamtexport ist leicht rückläufig (- 2.0 %). Hier blieben trotz der rückläufigen Gesamtexportmenge die Anteile in die einzelnen Regionen der Welt im Vergleich zum Vorjahr unverändert.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es hinsichtlich der Einsatzbereiche von Fasern zwischen den Sektoren Bekleidung, Technische und Heimtextilien eine Zunahme von knapp + 3 % bei den Heimtextilien. Bezogen auf die Art und den Anteil der verwendeten Faser sind im Vergleich zum Vorjahr keine großen prozentualen Verschiebungen zu verzeichnen.

Die Studie “The Fiber Year 2016” umfasst aktuelle Entwicklungen zu allen wichtigen Natur- und Chemiefasern, Rohstoffen mit einer Vorhersage bis 2020 sowie Vliesstoffen. Zudem geben zwanzig Länderprofile für führende produzierende wie auch konsumierende Nationen einen weltumspannenden Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Textilindustrie. Ein umfangreicher statistischer Anhang liefert die wichtigsten Informationen schließlich auf einen Blick. Wie in den Vorjahren wird das Jahrbuch bereichert durch eine Reihe von Artikeln renommierter Industrieexperten.