09/12/2021 – Mittelstands-Nachwuchsforscherpreis
Textilforscherinnen räumen ab
Ein dynamisches Textilfaser-Messverfahren und Schritte zur stabileren Funktion von Smart Textiles sicherten zwei Industrieforscherinnen eine Auszeichnung.
Ein dynamisches Textilfaser-Messverfahren und Schritte zur stabileren Funktion von Smart Textiles sicherten zwei jungen Industrieforscherinnen eine Auszeichnung mit dem bundesweiten Nachwuchsforscherpreis der Deutschen Kreditbank AG (DKB) und des Verbandes Innovativer Unternehmen VIU. Textilthemen waren bei der bereits zum fünften Mal vergebenen Auszeichnung damit überdurchschnittlich erfolgreich.
Vier von 16 eingereichten Bewerbungen aus sieben Bundesländern wurden bei dem mit summarisch 5500 Euro dotierten Wettbewerb prämiert – durchweg Abschlussarbeiten Studierender und junger WissenschaftlerInnen, die durch im VIU organisierte Unternehmen und Industrieforschungseinrichtungen betreut worden waren.
Dynamische Bildanalyse für Fasern in Abwässern
Eine dynamische Nachweis- und Analysemethode für Fasern in wässrigen Medien hat Dr. Jasmin Jung vom Hohenstein Institut für Textilinnovation HIT in Bönnigheim im Rahmen ihrer Promotion entwickelt. Das jetzt in Berlin preisgekrönte Verfahren ermöglicht erstmals, mit einem softwaregestützten und kamerabasierten optischen Messsystem präzise Aussagen zu Menge, Form und Länge synthetischer Fasern etwa in Abwässern aus Textilwaschprozessen zu treffen. Diese Partikel tragen maßgeblich zur Belastung der Weltmeere mit Mikroplastik bei. Bislang gab es für das Problem kaum Lösungsansätze. Auch die Zusammensetzung, Einflussfaktoren und Ursachen des wertmindernden und umweltschädigenden Faserabriebs lassen sich so bestimmen. Im Ergebnis kann ihm entgegengewirkt, sein Ausmaß vermindert und können damit Aussehen und Lebensdauer etwa von Leasing-Bekleidung verlängert werden.
Das sehr robuste Verfahren ist auf jegliche Art von Fasern und selbst in stark kontaminierten, trüben oder sogar gefärbten Produktionsabwässern anwendbar. Weil die dynamische Bildanalyse zudem Erkenntnisse für die Entwicklung abriebbeständiger Materialien liefert, ist die neue Analysemöglichkeit nicht nur für Serviceunternehmen, sondern auch für Textilhersteller relevant. Die Entwicklung des international beachteten, inzwischen vom HIT als Dienstleistung angebotenen und seitens der Industrie stark nachgefragten Verfahrens wurde von der Jury des Innovationswettbewerbs der Nachwuchsforscher mit einem Preisgeld von 2.500 Euro gewürdigt.
Zuverlässigkeit textilintegrierter Sensorik verbessert
Die Lösung eines leidigen Problems bei der Funktionalisierung von technischen Textilien und Bekleidung – die stabile sticktechnische Kontaktierung flexibler Elektronikbauteilträger (FSD – Functional Sequin Device) auf textilen Substraten – brachte eine Studentin der Hochschule Niederrhein weiter voran. Mit 1.000 Euro Preisgeld wurde die vom Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland in Greiz begleitete Bachelorarbeit von Patricia Martin prämiert. Die gelernte Bekleidungstechnische Assistentin, inzwischen Wissenschaftliche Mitarbeiterin am TITV, hatte Ursachen von Elektronik-Fehlfunktionen nach mechanischer Belastung analysiert und Wege zu ihrer Vermeidung gesucht. Sie fand dafür geeignete, bislang branchenunübliche Beschichtungen aus der Elektronikherstellung und übertrug sie auf die Textilanwendung. Zudem experimentierte sie erfolgreich mit der Verstärkung der Kontaktflächen zwischen Textil und Elektronik. Eine geringere Störanfälligkeit durch Waschvorgänge und mechanische Belastungen waren das Ergebnis. Dieses Vorlaufwissen soll dazu beitragen, dass beispielsweise die Zuverlässigkeit textilintegrierter Sensorik zur medizinischen Vitalparametermessung oder von LED-bestückten Warnwesten in Verkehr und Logistik deutlich gesteigert werden kann.