21/10/2020 – Branche will nachhaltiger werden
U.S. Cotton Trust Protocol Deutschland: Neue Studienergebnisse
Neue Studie verdeutlicht das Ausmaß, in dem die Modeindustrie weltweit das Thema Nachhaltigkeit verfolgt: Nachhaltigkeit ist zweitwichtigstes Ziel.
Die neuen Erkenntnisse des U.S. Cotton Trust Protocol und der Economist Intelligence Unit (EIU) basieren auf einer Umfrage unter 150 Spitzenmanagern großer europäischer und US-amerikanischer Mode-, Einzelhandels- und Textilunternehmen sowie ausführlicher Interviews mit namhaften Modemarken wie Puma, H&M und Adidas. Die Ergebnisse des gemeinsamen Berichts „Is Sustainability in Fashion?“ erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem die Modebranche vor einer richtungsweisenden Entscheidung steht: Weiter in Nachhaltigkeit investieren oder die Bemühungen angesichts der Pandemie zurückfahren?
Eine neue Studie verdeutlicht das Ausmaß, in dem die Modeindustrie weltweit das Thema Nachhaltigkeit verfolgt.
Trotz der Covid-19-Pandemie betrachtet die Branche Nachhaltigkeit als zweitwichtigstes strategisches Ziel.
Bedeutung von Daten für nachhaltiges Geschäftsmodell ist allgemein anerkannt.
Lückenhafte Erhebung legt bessere Datenqualität für schnelleren Wandel nahe.
Führende Modemacher halten häufig wechselnde, erschwingliche und nachhaltige Mode für machbar – trotz Covid-19-Pandemie.
Sie nutzen Krise, um ihre Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit zu intensivieren.
Für Manager in Mode, Handel und Textilwirtschaft ist Nachhaltigkeit entscheidend für Erfolg
Trotz der Pandemie betrachten viele der globalen Spitzenmarken der Studie zufolge Nachhaltigkeit mittlerweile als entscheidenden Faktor für ihren Geschäftserfolg. Die Mehrheit der befragten Führungskräfte (60 Prozent) nannte die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen als eines der beiden wichtigsten strategischen Ziele für ihr Unternehmen. Nur die Verbesserung des Kundenerlebnisses war mit 64 Prozent noch wichtiger. Dagegen beurteilt nicht einmal jeder sechste Befragte (14 Prozent) die Interessen der Aktionäre als wichtigstes Unternehmensziel.
Manager geben in der Studie an, dass sie Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette ihres Unternehmens einführen. Von der Beschaffung nachhaltig produzierter Rohstoffe (65 Prozent) über die Einführung eines Kreislaufwirtschaftssystems und der Reduzierung von Treibhausgasen (51 Prozent) bis hin zu Investitionen in neue Technologien wie 3D-Druck und Blockchain (41 Prozent). Insgesamt zeigte sich die Mehrheit (70 Prozent) optimistisch, dass schnell wechselnde, erschwingliche und zugleich nachhaltige Mode machbar ist.
Daten als entscheidender Faktor
Daten bilden eine wichtige Grundlage für den Erfolg der unternehmerischen Nachhaltigkeit, lautet eine wesentliche Erkenntnis aus der Untersuchung des U.S. Cotton Trust Protocol und der EIU (The Economist Intelligence Unit). Gefragt nach den aktuellen Maßnahmen für eine nachhaltigere Gestaltung ihrer Unternehmen, nannten die Firmenlenker mit 53 Prozent die Erfassung von Daten aus dem gesamten Unternehmen und der Lieferkette zur Leistungserfassung besonders häufig. Nur die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie für ökologische Nachhaltigkeit mit messbaren Zielen war den Befragten (58 Prozent) noch wichtiger.
Daten sind für die Führungskräfte dabei nicht nur kurzfristig relevant.
Drei von zehn Studienteilnehmern (29 Prozent) betrachten die Verfügbarkeit verlässlicher Daten als wesentlichen Faktor für mehr Nachhaltigkeit im kommenden Jahrzehnt.
Des Weiteren sehen fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) globale Benchmarks und Schwellenwerte als wirksames Mittel zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung und zur Förderung des gesamten Fortschritts in der Branche.
Probleme mit lückenhafter Datenerhebung
Obwohl die befragten Unternehmen Daten eine hohe Bedeutung beimessen, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Beschaffung qualitativ hochwertiger Daten für Top-Modemarken, Einzelhändler und Textilunternehmen eine echte Herausforderung darstellen kann.
In der Umfrage berichten Entscheider in Unternehmen von relativ hohen Datenerhebungsraten über die Nachhaltigkeitspraktiken ihrer Zulieferer. Diesen Befund unterstützen auch Interviews mit führenden Marken (65 Prozent) und Interviews zu Arbeitnehmerrechten, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz in der Lieferkette (62 Prozent). Allerdings misst ein erheblicher Anteil der Unternehmen (45 Prozent) nicht die Treibhausgasemissionen der gesamten Produktion, oder der Herstellung und des Vertriebs der verkauften Produkte. Darüber hinaus erfassen 41 Prozent der befragten Unternehmen nicht, wie viel Wasser und Strom für die Produktion der von ihnen bezogenen Rohstoffe verbraucht wird.
In Zukunft sieht mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Entscheider einen Mangel an verfügbaren und leicht zugänglichen Daten als Hindernis für die branchenweite Zusammenarbeit im Bereich Nachhaltigkeit. Wie einige Befragte im Interview erklärten, ist die Datenerhebung zwar schwierig, aber dennoch wichtig.
Gary Adams, Präsident des U.S. Cotton Trust Protocol, zur Untersuchung:
„Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Marken ihre unternehmerische Nachhaltigkeit weiterentwickeln müssen. Präzise und zuverlässige Daten unterstützen die Unternehmen bei dieser Herausforderung. Daten weisen nicht nur harte Arbeit und Fortschritte nach, sie zeigen auch, wo weitere Verbesserungen möglich sind. Das Cotton Trust Protocol bietet deswegen eine besonders robuste Datengrundlage für ein wesentliches Material der Industrie – Baumwolle. Unternehmen profitieren so von einem außergewöhnlich hohen Maß an Transparenz.“
Partnerschaft ermöglicht weitere Fortschritte
Mode, Einzelhandel und Textilindustrie können den Wandel nicht isoliert vorantreiben, so eine weitere zentrale Erkenntnis der Studie. Stattdessen ist eine branchenübergreifende Zusammenarbeit notwendig. Ein Vertreter des kalifornischen Modelabels Reformation zufolge geschieht dies bereits: „Wir freuen uns über die Kooperation in der gesamten Branche und gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit künftig weiter zunimmt.“
Im Hinblick auf externe Unterstützung zur Steuerung dieser Entwicklung betrachten die befragten Unternehmensführer weitere Regulierungen nicht unbedingt als geeignete Lösung.
Die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sowie staatliche Eingriffe wurden jeweils nur von einem Viertel der Befragten (jeweils 24 Prozent) als treibende Kraft für nachhaltige Veränderungen genannt.
Regulatorische Anforderungen zählen für ein Drittel (33 Prozent) der befragten Wirtschaftsführer zu den drei wichtigsten Faktoren für den Fortschritt nachhaltiger Entwicklungen im nächsten Jahrzehnt.
Jonathan Birdwell, Regional Head of Public Policy and Thought Leadership, The Economist Intelligence Unit:
„Aus den Umfrageergebnissen und unseren Interviews mit Wirtschaftsführern geht klar hervor, dass die Branche beim Thema Nachhaltigkeit deutliche Fortschritte machen möchte. Wir waren besonders beeindruckt von der Tatsache, dass Nachhaltigkeit weitgehend als vorwettbewerblich aufgefasst wird. Hinter den Kulissen teilen Unternehmen ihre Ressourcen und Erfahrungen.“
Auswirkungen von Covid-19
Die Entschlossenheit für nachhaltigere Vorgehensweisen steht der gesellschaftlichen und ökonomischen Unsicherheit der Covid-19-Pandemie gegenüber. Allerdings gaben nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, dass Nachhaltigkeit durch die Krise innerhalb der Branche an Priorität verlieren würde.
Das U.S. Cotton Trust Protocol
Das U.S. Cotton Trust Protocol ist eine junge Initiative, die einen neuen Standard für nachhaltig angebaute Baumwolle definiert. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Erzeugern liefert das U.S. Trust Protocol präzise und konsistente Daten zu sechs wichtigen Nachhaltigkeitskennzahlen, die von der unabhängigen Prüfstelle Control Union Certification kontrolliert werden. Die Kennzahlen umfassen unter anderem THG-Emissionen, Wasserverbrauch, Bodenkohlenstoff und Bodenverlust. Zum ersten Mal können Unternehmen jedes Jahr auf Daten der verantwortlichen Betriebe zugreifen und die gesamte Wertschöpfungskette ihrer Baumwolle somit vom Feld bis zur Auslage im Einzelhandel zurückverfolgen.