17/12/2018 – Buch- und Ausstellungstipp: Historische Spitzen

Faszinierendes Kapitel europäischer Textilgeschichte

Die Entwicklung der Klöppel- und Nadelspitzen zählt zu den wichtigsten textilen Innovationen im Europa der frühen Neuzeit.

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Seit 1904 ist das St. Galler Textilmuseum im Besitz einer einzigartigen Sammlung handgefertigter europäischer Klöppel- und Nadelspitzen aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert – das Buch gibt einen Überblick über 400 Jahre Nadel- und Klöppelspitzenherstellung. © Arnoldsche

 
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Borte, Portugal, erstes Viertel 17. Jahrhundert, 19 x 99 cm © Textilmuseum St. Gallen; Foto: Michael Rast

 

Im Gegensatz zu anderen Errungenschaften in diesem Bereich, die vorwiegend aus Asien importiert wurden, handelt es sich bei Spitzen um eine rein europäische Erfindung. Bedeutende Produktionszentren fanden sich in Italien, Frankreich und den Niederlanden, von wo aus die kostbare Ware – ihr Wert wurde in Karat gemessen – europaweit gehandelt wurde.

Lange Zeit blieb die Verwendung von Spitzen weitgehend den Eliten, der Aristokratie und dem Klerus vorbehalten. Ändern sollte sich das erst mit der Französischen Revolution und der zunehmenden Industrialisierung.

Die Umstellung von Hand- auf Maschinenarbeit machte aus dem raren Luxusgut ein erschwingliches Massenprodukt – was nicht ohne Auswirkung auf die soziale Stellung von zehntausenden Frauen blieb: Hatten sie die Spitze bislang in Heimarbeit gefertigt, wurde sie nun meist von Stickmaschinen produziert.

St. Galler Textilmuseum

Seit 1904 ist das St. Galler Textilmuseum im Besitz einer einzigartigen Sammlung handgefertigter europäischer Klöppel- und Nadelspitzen aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Leopold Iklé (1838–1922), Spross einer Hamburger Textildynastie, hatte sie ursprünglich als Inspiration für die Textilentwerfer seiner Firma angelegt: Die Schweizer Niederlassung der Firma Iklé Frères produzierte höchst erfolgreich Maschinenstickereien, die als „St. Galler Spitze“ um 1900 den Weltmarkt eroberten. Dank seiner Fachkenntnis und Leidenschaft stellte der Unternehmer allerdings eine Kollektion zusammen, deren Bedeutung weit über die einer reinen Vorlagensammlung hinausgeht.

400 Jahre Nadel- und Klöppelspitzenherstellung

In zahlreichen großformatigen Gesamt- und Detailabbildungen bietet die Publikation „Historische Spitzen“ einen umfassenden Überblick über 400 Jahre Nadel- und Klöppelspitzenherstellung. Die begleitenden Aufsätze führen in das Thema ein und zeichnen die technischen sowie regionalen Unterschiede in der Spitzenherstellung nach. Ein Glossar erläutert die wichtigsten Begriffe – von der Ätzstickerei bis zur Valenciennes-Spitze. Im Anhang schließlich wird jede vorgestellte Spitze detailliert beschrieben.

Die herausragenden Nadel- und Klöppelspitzen der Sammlung Iklé im Textilmuseum St. Gallen dokumentieren eine einzigartige Handwerkstradition und erzählen von der Entwicklung eines besonderen Modeaccessoires. Ein umfassender Überblick über ein faszinierendes Kapitel europäischer Textilgeschichte.

Buch

Historische Spitzen

Die Leopold-Iklé-Sammlung im Textilmuseum St. Gallen

Mit Beiträgen von Anne Wanner, Frieda Sorber, Roberta Orsi Landini und Thessy Schoenholzer Nichols

288 Seiten, 24,5 x 30 cm, 220 Farbabb. Hardcover. Deutsch. Euro 58 [D]

ISBN 978-3-89790-533-7

Ausstellung

Spitzen der Gesellschaft,

26.10.2018–31.03.2019,

Textilmuseum St. Gallen (CH)