04/08/2020 – Vom glücklichen Weiderind bis hin zur Ledertasche
Leit & Held: Nachhaltigkeit auf deutschem Boden
Ehrliche Produkte mit zeitlosem Design, die so nah wie möglich und entlang einer nachhaltigen, rückverfolgbaren Wertschöpfungskette hergestellt werden.
Das Berliner Label Leit & Held wurde von Pia Held (Art Direktorin), Dana Mikoleit (Innenarchitektin) und Nina Conrad (Nachhaltigkeitsberaterin) gegründet. Ihr Bestreben ist es, das Bewusstsein der Konsumenten für die verantwortungsvolle Herstellung von Lederprodukten zu sensibilisieren und ein achtsameres Konsumverhalten zu ermöglichen. Bei Leit & Held beginnt alles mit einer artgerechten Tierhaltung auf Bio-Höfen, einer weitestgehend schonenden Schlachtung, der Gerbung mit pflanzlichen Extrakten und geht bis hin zur Fertigung zu Endprodukten in einer familiengeführten Manufaktur. Das Ergebnis ist eine limitierte, achtteilige Slow-Fashion- Unisex-Kollektion von Ledertaschen und -accessoires, zeitlos und minimalistisch gestaltet.
Eine neue Dimension an Transparenz
Wer aufklären will, muss ganz vorne beginnen. Dies haben die Gründerinnen erkannt und sich der Frage nach dem „wie“ gestellt. Seit der Gründung 2018 investieren sie ihre Zeit neben (Noch-)Beruf und Familie in Konferenzen, Messen, Recherchen und Weiterbildungen. Nina Conrad hat bereits vier Jahre vor Gründung des Labels in der Lederindustrie beruflich Fuß gefasst. Im Zuge der Forschung nach einer rückverfolgbaren Produktion von Textilien und Leder, hat sich das Leit & Held Team umfangreiches Wissen über Innovationen im Bereich Materialforschung, Rückverfolgbarkeit und Tierhaltung angeeignet und die Lücken und Missstände in der Produktion von Lederwaren aufgespürt und für sich behoben. Und so ist die Wertschöpfungskette des Labels in seiner Form bisher einzigartig und für Interessierte transparent.
Am Anfang war das Tier
Das Label Leit & Held öffnet seine Wertschöpfungskette und macht auf diese Weise das Wissen seiner Klientel vollständig zugänglich: Ausgangspunkt ist das Tier – ein süddeutsches Weiderind, dessen Haut zum Nebenprodukt der Fleisch- und Milchindustrie wird. Das Label arbeitet mit dem Betrieb Fairfleisch in Süddeutschland zusammen, welcher sich bei Auswahl der Tiere an strenge Tierschutzvorgaben hält und die Rinder nur bei zertifizierten Landwirten im Umkreis von durchschnittlich 30 km bezieht.
Die Metzger nehmen sich für die Tiere Zeit
So werden zum Beispiel nicht mehr als vier Tiere pro Stunde geschlachtet (in industriellen Einrichtungen sind es zehnmal so viele). Die Häute werden in der Grubengerberei August Renz pflanzlich gegerbt. Slow-Fashion hat hier Tradition, die natürliche Verarbeitung zu Leder dauert etwa drei bis vier Monate. Im letzten Schritt der Produktion werden die Lederwaren in der familiengeführten Manufaktur H. F. Anton in Solingen mit Industrienähmaschinen von Hand genäht.
Alle für die Produktion der Taschen und Accessoires benötigten Zusatzteile wurden gemäß dem innovativen Ansatz nachhaltig und langlebig ausgewählt. Die Nähte, die in der Kollektion von Leit & Held verwendet werden, entstammen derselben Nähmaschine wie die für Schiffsgurte – der Haltbarkeitswert ist somit Programm. Verpackt und versendet werden die Lederwaren in der vertrauten Behindertenwerkstatt Mosaik in Berlin-Kreuzberg, die sich nur 20 Fahrrad-Minuten entfernt vom Leit & Held Atelier befindet.
Zeitlos und schön
Das Design wurde so umgesetzt, dass das Leder im Sinne einer Verwendung „nose to tail“ weit möglichst gebraucht wurde und die Designsprache zeitlos und langlebig ist. Konventionellen Ledertaschen sieht man ihren natürlichen Ursprung, die Haut eines Tieres, oftmals nicht mehr an. Stattdessen lenken makellose Finishings, hochpolierte Kanten, Innenfutter, viele Nieten, Nähte und Verschlüsse von der Schönheit des Materials ab.
Ehrliches Leder überzeugt durch Langlebigkeit, Natürlichkeit und Echtheit
Jede Ledertasche von Leit & Held ist individuell, so wie jedes Tier eben auch. Die natürlichen Merkmale machen deutlich: jedes Produkt hat seine eigene Herkunft und damit seine individuelle Geschichte. Wer hier den Wert erkennt, versteht auch die Vision des Labels. Die achteilige Unisex-Kollektion besteht aus Handtaschen, Shopper, Rucksack, Laptophülle, Geldbörse und Kartenhalter.
Getragene Haltung
Die Tasche erzählt mehrere Geschichten: die des Tieres in Form von Lebensspuren als auch die des Wegs von einem Rind über die Gerbung bis hin zur fertigen Tasche. Darüber hinaus wird die Geschichte durch die Benutzung weitergeschrieben. Die Nutzerinnen und Nutzer tragen ihre Taschen nicht nur, sie tragen sie mit sich. Dank ihrer Materialität und Qualität im besten Fall für den Rest des Lebens. Das ehrliche Material hat zur Konsequenz, das individuelle Geschichten auf den Taschen Spuren hinterlassen, die etwas erzählen.
Leit & Held collections
Mit ihrem ersten Projekt der Lederwaren vereint Leit & Held auf innovative Weise die Stärken einer nachhaltigen Landwirtschaft, achtsamer Lederproduktion und ausgereiftem Design. Die nachhaltige Landwirtschaft wird durch das Projekt auf einer ganz anderen Ebene gestärkt und soll auch einen Imagegewinn erfahren, indem sie – unerwarteter Weise – im Non-Food-Bereich wahrgenommen werden kann. Diese Absicht zielt auch auf ein neues Konsumverhalten, indem es die Langlebigkeit von Produkten in den Vordergrund rückt. Das Projekt setzt in Zusammenarbeit mit der Fleisch- und Milchindustrie und in vielerlei Hinsicht das um, was von NGOs und den Konsumenten zwar gefordert, aber selten bis gar nicht erfüllt wird: Lückenlose Transparenz in der Lederindustrie. Leit & Held gilt als Vorreiter in der Lederindustrie und ist bereit, seine Kompetenzen und seine (skalierbare) Lieferkette auch für andere in der Branche zu öffnen. Das Label ist überzeugt: Kollaboration ist unabdingbar, um einen Wandel sowohl in der gesamten Herstellung von Leder und Textilien wie auch im Konsumverhalten herbeizuführen.