20/05/2020 – Was kommt nach den Masken? – Teil 4
Michel Bekleidungsmanufaktur GmbH (Königsberg)
Was hat Corona gelehrt? Geschäftsführer Markus Belte: Auf zu neuen Ufern. Künftig wird moderne, individuelle Bekleidung „made in Germany“ hergestellt.
Die in Unterfranken ansässige Lohnnäherei war bisher für Designer-Damenmode ein Begriff. Wenige Wochen nach Beginn der Corona-Krise steuert Geschäftsführer Markus Belte jetzt um.
textile network: Was kommt nach den Masken?
Markus Belte: Die Zeiten vor Corona werden bei uns definitiv nicht zurückkehren, deswegen heißt es auch für uns: Auf zu neuen Ufern. Was aus der Versorgungsnot heraus mit der Hinwendung zur Maskenfertigung angefangen hat, soll künftig mit hochwertigen Community-Masken und medizinische Schutzmasken fortgesetzt werden. Folglich wird die bisherige Produktion von Designermode künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Bereich Designermode wird umfunktioniert; die Kapazitäten werden der Entwicklung und Konfektion von Funktionskleidung für Medizin und Pflege zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, moderne individuelle Bekleidung „made in Germany“ herzustellen. Zudem werden wir weiter in die Entwicklung und Produktion medizinischer Atemschutzmasken investieren und diesen Bereich massiv ausbauen. Auch bei Community-Masken tut sich einiges: Wir haben diese Artikel durch innenliegend antivirales Vlies weiterentwickelt, den Tragekomfort angepasst und mit Blick auf Banken oder Firmenkunden individualisiert.
textile network: Was hat Corona gelehrt?
Markus Belte: Dass man flexibel und schnell auf schlagartig veränderte Situationen reagieren muss. Nur wer sich rasch bewegt, hat eine Chance zu überleben – abwarten ist keine Option. Wir konnten uns in nur wenigen Wochen in dem für uns neuen Markt der Mund-Nase-Masken durch Qualität, Zuverlässigkeit und faire Preise recht gut positionieren. Zudem haben wir gelernt, mit anderen Nähereien und Zwischenmeistern wieder zusammenzuarbeiten. Diese Krise hat uns extrem zusammengeschweißt. Wir haben in den vergangenen acht Wochen einen „Verbund“ aus zwölf Betrieben in Deutschland mit über 200 Nähplätzen gebildet. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Wir bekommen fast täglich Anfragen von Nähbetrieben in Deutschland ... Ich plane die Gründung einer „Genossenschaft deutscher Nähbetriebe“ – denn gemeinsam sind wir unglaublich stark. Das haben die letzten Wochen gezeigt. Wir haben viele Anfragen nach nachhaltiger Produktion von Textilien in Deutschland – selbst von Fanshops größter Bundesligavereine. Mehr dürfen und wollen wir dazu noch nicht sagen ...
Michel Bekleidungsmanufaktur GmbH (Königsberg)
Gegründet: 1980
Beschäftigte: 86
Kerngeschäft: vor Corona: DOB für deutsche Designer, Muster und Serien
nach Corona: Community-Masen, Kleidung für Medizin und Pflege sowie
Entwicklung von Atemschutzmasken FFP