12/06/2019 – Ausstellungstipp: 100 Jahre Bauhaus
Tracking Talents
Textil und Bauhaus? Tracking Talents will aufzeigen, wie textile Talente gefördert und handwerkliche Fähigkeiten geschult werden können.
Die aktuelle Sonderausstellung im Kunstgewerbemuseum Berlin (Kulturforum) ist inspiriert von der Idee des Bauhaus und angelehnt an die Aussage des Bauhaus-Gründers und Architekten Walter Gropius: „Wir stehen mitten im Handwerk. Handwerk und Design müssen eng miteinander verbunden sein.“
Mode als Designprozess. Mode als Kooperationsprojekt.
So will Tracking Talents verstanden werden. Als Rauminszenierung konzipiert. Als Gesamtkunstwerk mit fließendem Übergang von der Digitalisierung hin zur handwerklichen Umsetzung. Ohne direkte Nennung der Designer, ohne Zuordnung der vier beteiligten Hochschulen. Die Wirkung der Materialien, Farben, Strukturen, Kreationen, das sich Einlassen auf das Geschaffene steht im Vordergrund. Auch das notwendige handwerkliche Können in unserer so hochtechnologisierten Welt. Die Freude des Erschaffens. So mussten zur Realisierung einzelner Strickelemente mitunter die Vorprogrammierungen der verwendeten High-Tech-Strickmaschinen überlistet werden. Überhaupt wurde von den angehenden Designern sehr viel experimentiert, etwa mit Schiefersteinfurnier zur Herstellung von Taschen, oder beim Einsatz innovativer Garne, Materialien, Verfahren und Techniken. Und auch das passt zum Bauhaus, das das Design vom flüchtigen Charakter der Mode befreien wollte.
Was heißt das übertragen auf heute?
„Tracking Talents“ widmet sich auch der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderung „Nachwuchsmangel“. In der ehedem prosperierenden Textilbranche Apolda an der Wiege des Bauhauses im Weimarer Land, dort wo der Apolda European Design Award zuhause ist, fand im März diesen Jahres der bereits 18. Strick- und Textilworkshop statt. Hier hatten die angehenden Jungdesigner die Gelegenheit ihre textilen Designideen zu verwirklichen. Sie konnten ihre mitgebrachten Ideen und Entwürfe in sechs regionalen Strickunternehmen umsetzen und eigene Kollektionen fertigen. Ein Projekt, das einzigartig in Deutschland ist für Nachwuchsdesigner aus ganz Europa. Anhand der nun in Berlin gezeigten Exponate, als ein Ergebnis des Workshops, sollen die Attraktivität und innovative Verfahren der komplexen textilen Manufakturprozesse erlebbar gemacht werden. Im Geiste des Bauhauses, das sich im Designbereich überwiegend mit Alltagsgegenständen beschäftigt hat, soll insbesondere die junge Zielgruppe anhand der Rauminszenierung sowie einer Videoinstallation dazu angeregt werden, über die Bedeutung der Digitalisierung für die Zukunft der Arbeit, Entstehungs- und Herstellungsprozesse und Fragen der Nachhaltigkeit zu reflektieren. Passend dazu haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit in ausstellungsbegleitenden Workshops, den Entstehungsprozess von Mode zu erforschen und ihre eigene Kreativität auf die Probe zu stellen.
50 Entwürfe junger Designer
Die Ausstellung ist die finale Etappe eines sechsmonatigen Projektes, an dem das Kunstgewerbemuseum, die Weißensee Kunsthochschule Berlin, die Hochschule Trier, die ESAA Duperré Paris, die Esmod Paris sowie der Apolda European Design Award beteiligt waren. Kuratiert wurde das Projekt von Clara Leskovar und Doreen Schulz, beide Professorinnen für Mode-Design an der Weißensee Kunsthochschule Berlin, gefördert im Fonds Bauhaus der Kulturstiftung des Bundes. Anhand von 50 Entwürfen wird die ganze Vielschichtigkeit kreativer Modeprozesse präsentiert. Zu sehen sind nicht nur fertige Outfits und Modeobjekte, sondern auch Materialproben, Experimente mit Oberflächen und Strukturen sowie Skizzen und Zeichnungen, die den langen Weg zur Materialisierung und Medialisierung von Mode nachvollziehen lassen.
Zum ausstellungsbegleitenden Video geht es HIER.
Tracking Talents
7. Juni bis 4. August 2019
Obere Sonderausstellungshalle
Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin