Zwar sind die Branchenzahlen für 2018 eher enttäuschend, doch sind die Gründe dafür schnell ausgemacht: "Der Bauboom führt dazu, dass die Handwerker ausgelastet sind und viele Aufträge einfach liegen geblieben sind", so eine der Erklärungen von Heimtex-Geschäftsführer Martin Auerbach. Zudem habe "die diesjährige extreme Hitze in den Sommermonaten dazu geführt, dass die Kunden in Deutschland kaum in Kauflaune gekommen sind", eine weitere.

Auf der Agenda des Tagungsprogramms standen aktuelle Themen der Verbandsarbeit, wie z.B. der Wettbewerb House of Textile, die Geschäftsentwicklung der deutschen Heimtextilien-Industrie 2018 und zwei zukunftsorientierte Impuls-Vorträge zu den Themen Farbdesign und neue Geschäftsmodelle.

Starke Imageprojekte für Heimtextilien

Der alte und neue Vorsitzende Ottmar Ihling gab in seiner Begrüßungsansprache einen Überblick über die erfolgreiche Umsetzung der gesteckten Verbandsziele auf. Nach seiner Gründung erarbeitete der produktgruppenübergreifende Arbeitskreis Marketing zwei wichtige Produktimageprojekte. Zunächst wurde unter der Marke „House of Textile“ ein Studentenwettbewerb nebst eigener Homepage (www.house-of-textile.com) und projektbegleitender Broschüre „Textile Vision“ entwickelt und zum Wintersemester 2017/2018 gestartet.

Die Ergebnisse können im kommenden Jahr auf der Messe Heimtextil (8.-11. Januar 2019) in der Halle 9.0 besichtigt werden. Die Imagekampagne, die sämtliche Heimtextilien im Fokus hat, soll nun weiterentwickelt werden.

„Carpet by Heimtex“

Im Zentrum der Marke „Carpet by Heimtex“, ebenfalls vom Heimtex-Verband ins Leben, steht die Imageverbesserung der textilen Bodenbeläge. Bereits auf der Messe Heimtextil 2018 hatten sechs namhafte Heimtex-Mitglieder ihre innovativen Produkte ins Rampenlicht gestellt. „Die besondere Inszenierung kam bei den Architektenführungen sehr gut an, und so wird diese Aktion auch in 2019 wieder stattfinden.“, kündigte Ihling dazu an. Entsprechende Visualisierungen des Standdesigns 2019 in Halle 4.2 ließen ein spannendes Spiel mit der 3. Dimension erkennen, ganz nach dem Motto "Teppich zum Anfassen".

Tägliche Unterstützung der Mitglieder bleibt Kernelement

Die Produktimageprojekte entsprechen einer wichtigen Forderung der Mitglieder, allerdings bleibe die tägliche Unterstützung der Mitglieder ein Kernelement der Verbandsarbeit. Hierzu betonte Ihling: „Wir sehen die Stärken unseres Verbandes weiter in der Unterstützung unserer Mitglieder zu rechtlichen, wirtschaftlichen oder technischen Fragestellungen im Tagesgeschäft.“.

Darüber hinaus habe sich das Team in Wuppertal in der Kooperation mit dem Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz in der Vergangenheit auch zu einem gefragten Dienstleister im Bereich der Geschäftsstellenführung entwickelt. Ab Januar 2019 habe nun zudem der Fachverband der Matratzen-Industrie seine neue Heimat in der Wuppertaler Geschäftsstelle.

„Ab dem kommenden Jahr betreuen wir dann im ‚Kompetenzzentrum Textil + Sonnenschutz‘ in Wuppertal insgesamt rund 150 Industrieunternehmen auf drei Fachverbände verteilt“, teilte Ihling den Verbandsmitgliedern mit. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass ein großes Augenmerk darauf gelegt werde, dass jede Industrie ihre eigene Identität behalte, und möglichst jedes Mitglied individuell wahrgenommen werde. Abschließend kündigte der Vorsitzende die Aktualisierung der Verbandsstrategie an: „Nach der Umsetzung des Arbeitskreises Marketing, den Imagekampagnen und dem Ausbau der Kooperationen, blicken wir im kommenden Jahr im Vorstand mit der Strategie ‚Heimtex 2025‘ in die Zukunft".

Der neue Heimtex-Vorstand

Fünf der nun sieben Vorstandsmitglieder (zuvor sechs) wurden in ihren Ämtern in dem vorangegangenen internen Teil der Mitgliederversammlung bestätigt. Für das Ausscheiden von Rudolph Welcker, der zum Ende des Jahres in den Ruhestand geht, rückte Markus Haick, Geschäftsführer bei Tretford als stellvertretender Sprecher der Fachgruppe Teppich-Industrie nach. Die Fachgruppe Bettwaren, die bisher alleinig durch Thomas Bußkamp als Sprecher vertreten wurde, erhält Unterstützung durch den neu gewählten stellvertretenden Sprecher Thomas Müller von Centa Star.

Der Vorstand setzt sich nun wie folgt zusammen: Ottmar Ihling (Vorsitzender, Alfred Apelt GmbH), Thomas Bußkamp (stellvertretender Vorsitzender, Badenia Bettcomfort GmbH), Harald Cleven (Schatzmeister, longlife Teppichboden Berndt Cleven GmbH & Co.), Markus Haick (Weseler Teppich GmbH & Co. KG), Thomas Müller (Centa Star Bettwaren GmbH & Co. KG), Stephan Naacke (Findeisen GmbH) und Claus Wölfel (Wölfel GmbH & Co. KG).

Branchenentwicklung in 2018

Insgesamt reduzierte sich der Umsatz der deutschen Heimtextilien-Industrie einschließlich des 3. Quartals gegenüber 2017 um 10%, wobei das Inland stärker nachgab (- 11,9%) als das Ausland (- 5,7%). Die Exportquote hat sich gegenüber dem Vorjahr von durchschnittlich 30,6% auf 32,1% erhöht.

Möbelstoffe

Allein die Sparte Möbelstoffe trotzte dem negativen Nachfragetrend. In dieser Sparte lief es im bisherigen Jahresverlauf ausgesprochen gut. Die Entwicklung von Produktion, Absatz, Umsatz, Inland und Ausland haben jeweils ein positives Vorzeichen. Der Umsatz legte um 6,5% zu. Überdurchschnittlich waren die Wachstumsraten im Ausland.

Nachfrageschwächen zeigten sich in der Sparte Dekorationsstoffe/Gardinen (-5,6%). Ursächlich war das schwache Inlandsgeschäft (-11,1%). Positive Impulse kamen dagegen aus dem Ausland (1,1%). Dekorationsstoffe/Gardinen stehen weiterhin im harten Wettbewerb zu den Produkten des innenliegenden Sicht- und Sonnenschutzes.

Textile Bodenbeläge

Die rückläufige Entwicklung der textilen Bodenbeläge setzte sich in diesem Jahr fort (-12,2%). In- und Auslandsgeschäft sind gleichermaßen betroffen. Die im Verband organisierten Hersteller textiler Bodenbeläge fokussieren sich zu 70% bis 100% auf das Objektgeschäft. Und auch im Objekt wächst der Wettbewerb zu den elastischen Bodenbelägen. Modulare Bodenbeläge/Fliesen, zunehmend auch als Mix von Textil und LVT gewinnen deutlich an Raum.

Bettwaren

Unerwartet negativ überrascht hat im bisherigen Jahresverlauf die schwache Konjunktur der Sparte Bettwaren gefüllt mit synthetischen Fasern und Naturhaaren (-13,3%). Die Nachfrage lag in den letzten Monaten praktisch brach, insbesondere im Inland (-14,8%). Vermutlich waren die monatelang extrem hohen Temperaturen hierfür mitverantwortlich. Die Branche hofft nun auf einen zügigen und deutlichen Wintereinbruch, der die Nachfrage nach Winterbetten ankurbelt.

Die im Vorfeld der Jahrestagung unter den Mitgliedern durchgeführte Konjunkturklima-Umfrage spiegelte die Branchenentwicklung wider, wobei rund zwei Drittel der Melder in die Zukunft gerichtet jeweils etwa zur Hälfte mit einem stabilen oder einem wachsenden Jahresergebnis für 2018 rechnen.

Trend rechtzeitig erkennen

Zukünftige Trends zu erkennen, ist eine wichtige Voraussetzung für Unternehmen, um Bedürfnisse, Ziele und Wünsche ihrer Zielgruppe erfassen zu können und die passenden Konzepte dafür zu entwickeln. Ein gezieltes Trendscouting kann dabei erfolgreich Hilfestellung bieten. Hierzu lieferten die Referentenvorträgen von zukunftStil und von Dr. Reinhold Rapp einige Anregungen.

"Zukunft heißt Umschwung, Fortschritt und Mut. Stil ist die Ausprägung von Gestaltung. Beides zusammen ergibt ein neues Erscheinungsbild für die Gestaltung von morgen", so die beiden Farbdesignerinnen Livia Baum und Jutta Werner von Zukunftstil. Dr. Reinhold Rapp, Mitglied im ThinkTank Zukunftsinstitut und anerkannter Experte für Marketing und Innovation, zeigte in seinem Vortrag auf, wie sich Geschäftsmodelle, die Unternehmensstruktur und Unternehmenskultur seit der Entwicklung der Dampfmaschinen im Jahr 1750 bis hin in unsere Gegenwart verändert hat und welche Handlungsoptionen Unternehmen für die Zukunft haben. Mit seinem wie er sagte Lieblingssatz: "Es hat noch keiner die Welt besser gemeckert" und mit dem Aufruf dringend wieder mehr Kreativität in uns allen zuzulassen und Ideen zu denken, endete das informative Programm.

Heimtex-Geschäftsführer Martin Auerbach abschließend: „Die diesjährige Jahrestagung hat gezeigt, dass wir ein lebendiger Verband sind, der Antworten auf die Herausforderungen unserer Branche bietet. Wir stellen uns zukunftsorientiert auf und sind im aktiven Dialog mit unseren Mitgliedern und der Branche insgesamt.“