24/10/2016 – Decorex

Wohin nach dem Brexit?

Inneneinrichter des gehobenen Genre sind verunsichert. Im Luxus-Segment laufen die Geschäfte zwar (noch) gut. Die Unsicherheit jedoch wächst.

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Wir können nicht spekulieren. Niemand in diesem Raum. Was werden Sie also als nächstes tun? Podiumsdiskussion auf der Decorex zum Thema Brexit. Im Bild von links nach rechts: Paddy Prowse, And so to Bed; Giles Kime, Country Life; Tim Gosling, Gosling Ltd.; Joanna Wood, Interior Design; Sally Storey, John Cullen Lighting. (Photo: Ilona Schulz)

 

Dass der EU-Austritt allen unter den Nägeln brennt, zeigte eine vielbeachtete Podiumsdiskussion auf der Londoner Messe Decorex. Inneneinrichter und Designern bezogen Stellung zum Thema "Die Zukunft des britischen Designs nach dem Brexit." Deutlich wurde die allgemeine Verunsicherung der Inneneinrichter des gehobenen Genres. Zwar laufen die Geschäfte Im Luxus-Segment (noch) gut, doch die Zweifel ob dies denn auch so bleiben wird wächst.

Bye, bye European Umbrella

„Seit Juni laufen die Geschäfte schlecht“, sagt Paddy Prowse, Managing Director And so to Bed, Hersteller von Designer Luxus-Betten und Schlafzimmer-Möbeln. „Wenn die Leute Sorgen haben, kaufen sie nicht. Das war in den Monaten Juni, Juli und August eine neue und sehr unerfreuliche Erfahrung für uns. Die internationalen Kunden kaufen allerdings.“

Inneneinrichter Tim Gosling, Gosling Ltd. berichtet: „Wir hatten bereits einen Monat an einem großen Projekt gearbeitet, am Tag nach dem Brexit-Votum wurde der Auftrag storniert.“ „Dieser Brexit kam völlig unerwartet“, ergänzt Sally Storey, John Cullen Lighting. „Alle Aufträge kamen danach schleppend, mit großer Verzögerung. Was passiert wohl als nächstes?“

Joanna Wood, Interior Design bestätigt: „Dieser Brexit ist ein absolutes Desaster. Auch uns wurde am Tag danach ein großer Auftrag storniert, bei einem anderen wurde das Budget halbiert. Wie sollen wir die nächsten zwei, drei Jahre überleben? Das ist ganz schrecklich.“ Aber, mit einem Augenzwinkern: „Wir sind britisch. Wir werden überleben!“

Giles Kime vom Magazin „Country Life“: „Wir können nicht spekulieren. Niemand in diesem Raum. Was werden Sie also als nächstes tun?“ Joanna Wood: „Wir werden uns Richtung Nah- und Fernost orientieren. Aber sobald wir unseren Fuß außerhalb Europas aufsetzen, geht unser Copyright verloren. Wir dürfen nicht vergessen, der ‚European Umbrella‘ hat uns beschützt.“ Die Suche nach neuen Märkten ist für alle Gesprächsteilnehmer eine Option. Und Tim Gosling ist optimistisch: „Wenn wir in die Welt hinausgehen, bringen wir auch neue Ideen mit nach Hause. Das haben wir Briten seit Generationen so gemacht.“ Zweckoptimismus. Und die Hoffnung auf ein Revival der „Britishness“. Frage aus dem Publikum: „Was ist Britishness?“ Joanne Wood antwortet: „Geschmack und Stil. Eine Geisteshaltung.“ Go for it!

Unsere ausführliche Berichterstattung über das London Design Festival 2016 lesen Sie in unserer Print-Ausgabe textile network 11/12 2016 mit Erscheinungstermin 11. November 2016.