29/01/2018 – IVGT

Leichtbau – einfach Komplex

Keine Technologie hat sich in den letzten fünf Jahren langsam aber stetig in den Fokus gerückt, und so branchenübergreifend etabliert, wie der Leichtbau.

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Beispiel für den Textilen Leichtbau: SuperC der RWTH Aachen University © Peter Winandy, RWTH Aachen University

 

Keine Technologie hat sich in den letzten fünf Jahren langsam aber stetig in den Fokus gerückt, und so branchenübergreifend etabliert, wie der Leichtbau. Lag das Hauptaugenmerk vor dreißig Jahre auf der unglaublichen Festigkeit der Wunderfaser Carbon, sind es heute das geringe Gewicht und die mittlerweile vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Die unterschiedlichen textilen Fertigungsverfahren wurden über die Jahre perfektioniert und ermöglichen heute komplexe Faserverbund-Bauteile aus einem Guss. Treiber dieser Innovationen war lange die Automobilindustrie, die mittlerweile vom Bedarf und Umsatz her von der Luft- und Raumfahrt überholt wurde. Auf Platz drei liegt die Windenergiesparte, gefolgt von den Segmenten Sport und Bau.

Dominanter Rohstoff für die Flügel von Windkraftanlagen sind derzeit immer noch die Glasfasern. Allerdings erfordern Begrenzungen z.B. bei der Einsatzdauer unter Belastung, und die immer noch verhältnismäßig lange dauernden Zulassungsverfahren einen Materialwechsel.

Bei Carbon wurde 2016 die 100.000 Tonnen Gesamtbedarfsgrenze überschritten. Der europäische Glasfaserbedarf lag im Jahr 2003 bereits bei über 1 Mio. Tonnen. Branchenkenner gehen mittlerweile davon aus, dass in 15-20 Jahren 80% der heute installierten Windkraftanlagen von Glasfaser-Flügeln auf Carbon umgerüstet werden, was alleine in Deutschland einen jährlichen Zusatzbedarf von ca. 80.000 Tonnen bedeuten würde.

Leichtbau hat sich zur Schlüsseltechnologie der globalen Industrie entwickelt. Unterstützt vom wachsenden Nachhaltigkeits-Bewusstsein sind Ressourcen- und Prozesseffizienz in den Fokus gerückt, genau wie einige schon fast vergessene Naturfaserstoffe.

Bio oder Biobasierte Rohstoffe

Flax, Hanf, Jute und Sisal die in Bekleidungs- und Haustextilien kaum noch Verwendet werden, gelten als gute Dämmstoffe, sind CO2-neutral, nachwachsend und recyclebar. Die Fasereigenschaften können dank modernster Maschinentechnik heute besser genutzt werden, und einige negative Eigenschaften, wie z.B. die Feuchtigkeitsaufnahme reduziert oder ganz behoben werden. Auf den internationalen Fachmessen nehmen die Standflächen der „Bio“-Composite-Hersteller beständig zu, und auch in der Forschung ist man an mehreren deutschen Instituten auf der Suche nach neuen biobasierten Faser-Rohstoffen. Positiver Nebeneffekt dabei sind die bionischen Erkenntnisse die bei den Untersuchungen von biologischen Vorbildern nun auf technische Anwendungen übertragen werden. Gerade für die Bauindustrie eröffnen sich hier neue architektonische Gestaltungsfreiheiten.

Potentiale frühzeitig erkannt

Bereits 1992 wurden in Dresden und Aachen die Grundlagen für den 1999 etablierten Sonderforschungsbereich 532 „Textilbewehrter Beton“ gelegt. Fast 23 Jahre dauerte es um die erste bauaufsichtliche Zulassung zu erhalten. Ein Beispiel sich für eine Vision zu engagieren und den Durchhaltewillen aufzubringen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Laut einer Erhebung der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gestarteten „Initiative Leichtbau“ nutzen bereits heute 22% der kleinen und mittleren Betrieb Leichtbaumaterialien. Der IVGT hat sich mit 70 seiner Mitgliedsunternehmen dem Forum Leichtbau angeschlossen, und beteiligt sich derzeit an 5 Projekten der Grundlagenforschung mit dem Ziel die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse für textilem Leichtbau zu unterstützen.

Veranstaltungen des IVGT 2018

1. Februar – Arbeitskreis Technische Textilien

27. Februar – Arbeitskreis Messekommunikation

6. März – Betriebswirtschaftlicher Ausschuss

7. März – Seminar IT Sicherheit in der Textilen Kette

20. März – Internationales Spinnereiseminar Bremen

11. April – Technischer Ausschuss Weberei

23. April – Integrated Lightweight Plaza auf der Hannovermess