06/11/2015

Otto von Guericke-Preis 2015: Textilforscher aus Dresden erhalten Auszeichnung

Textilsensoren können künftig Rotorblätter von Windkraftanlagen kontinuierlich überwachen und damit den Wartungsaufwand enorm verringern. Das folgenreiche Forschungsprojekt von Wissenschaftlern des Instituts für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU Dresden wurde Anfang November mit dem diesjährigen „Otto von Guericke-Preis“ der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) ausgezeichnet. 

Der diesjährige „Otto von Guericke-Preis“ geht an Dipl.-Ing. Tristan Ruder, Dipl.-Ing. Eric Häntzsche und Prof. Dr.-Ing. Chokri Cherif (3. bi...

Der diesjährige „Otto von Guericke-Preis“ geht an Dipl.-Ing. Tristan Ruder, Dipl.-Ing. Eric Häntzsche und Prof. Dr.-Ing. Chokri Cherif (3. bis 5. v. li.) für die faserbasierte Überwachung von Windkraftanlagen. Mit im Bild BMWi-Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftragte Iris Gleicke (2. v. li.) sowie AiF-Präsidentin Yvonne Karmann-Proppert (re.) (Photo: AiF)

 

Allein in der Nordsee sind im Zuge der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien Dutzende Windparks mit Hunderten Windkraftanlagen entstanden. Weil Wind und Sturm nicht nur Energie, sondern auch Schäden bringen, ist eine permanente Überprüfung der Anlagen unerlässlich. Doch das ist bisher sehr aufwändig. Rotorblätter beispielsweise, zumeist aus Schichten mit Harz verklebter Glasfasergelege gefertigt, lassen sich nur bei völligem Stillstand der Anlage auf Materialermüdung und Verschleiß prüfen. Das wollen die Preisträger um ITM-Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Chokri Cherif ändern.

Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF), das über das in Berlin ansässige Forschungskuratorium Textil e. V. koordiniert wurde, entwickelten die Dresdner Textilforscher ein Verfahren, mit dem sich textile Sensorik direkt in die Rotorblätter einbringen lässt.

Die in die Glasfasergelege eingebrachten Dehnungssensoren übermitteln den Ist-Zustand der Rotorblätter fortlaufend, um die Anlagen ausfall- und wartungsunabhängiger zu machen. Kosten- und zeitintensive Stillstände zur Prüfung der Rotoren können damit entfallen. „Unsere Industriepartner, darunter ein Hersteller von Rotorblättern, sind vom Potenzial der Technologie überzeugt und möchten sie künftig nutzen und in weitere Anwendungsbereiche übertragen“, berichtet der projektbeteiligte Dipl.-Ing. Eric Häntzsche am Rande der Preisverleihung.

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Jahre, dass ein Textilforschungsinstitut den Guericke-Preis erhält; 2012 wurde ein Team aus Denkendorf ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jährlich für herausragende Leistungen im Rahmen des Förderprogramms Industrielle Gemeinschafsforschung (IGF) verliehen. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist mit etwa 1 400 Unternehmen und mehr als 130 000 Beschäftigten im Inland die zweitgrößte Konsumgüterindustrie in Deutschland. Deutsche Textil- und Modeunternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 31 Milliarden Euro (davon 60 % Textil, 40 % Bekleidung) und sind damit in Europa führend. Textilunternehmen sind wichtige Zulieferer für Branchen wie Automobil, Luft- und Raumfahrt, Medizin, Geotechnologie etc. Der Gesamtverband textil+mode (t+m) ist der Dachverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. t+m vertritt die Interessen der Branche in den Bereichen der Wirtschafts- und Sozial- sowie Tarif- und Bildungspolitik. www.textil-mode.de

Das Forschungskuratorium Textil zählt zur Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF). Es koordiniert als Dachmarke der Textilforschung in Deutschland die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) des Bundes im textilen Sektor an 16 Textilforschungszentren. Das FKT ist organisatorisch eng mit dem Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie verbunden. www.textilforschung.de

Einen dreiminütigen Film zum Projekt auf youtube unter: https://youtu.be/LCNgn79_5vo.