14/10/2015

TV-Tipp: Über die Schattenseite der Mode

Seit dem 20. März 2015 läuft im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) die Ausstellung „Fast Fashion. Schattenseiten der Mode“. Auch der Fernsehsender ARTE hat sich der Thematik angenommen und wird eine fast gleichlautende Dokumentation am Dienstag, den 20. Oktober 2015 um 20:15 Uhr ausstrahlen. textile network hat die 52-minütige Dokumentation von Inge Altemeier und Reinhard Hornung bei einer Preview im MK&G vorab gesehen.

Screenshot - Ausstellung: Fast Fashion.
Die Schattenseiten der Mode (Photo: Fast Fashion - Die Ausstellung)

Screenshot - Ausstellung: Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode (Photo: Fast Fashion - Die Ausstellung)

 

Die Produktionsbedingungen in der asiatischen Konfektionsindustrie stehen immer wieder am Pranger. Bangladesch macht besonders häufig negative Schlagzeilen. Marode Gebäude, Brände und verschlossene Eingänge haben im Jahr 2013 allein in der Rana-Plaza Fabrik über tausend Menschenleben gekostet. Insgesamt geht man von 6.000 Opfern aus, die eine billige Modeproduktion in diesem Jahrzehnt bereits gefordert hat.

Auf Druck des Internationalen Gewerkschaftsverbands UNI haben sich inzwischen erste Erfolge bei der Verbesserung der Gebäudesicherheit und Feuerschutz in Bangladesch eingestellt: 200 Konfektionsunternehmen, die unter anderem für einen bekannten schwedischen sowie deutsche und französische Modeanbieter im Niedrigpreis-Segment produzierten, haben das von unabhängiger Stelle initiierte Abkommen ACCORD (http://bangladeshaccord.org/) unterzeichnet.

Es bleibt jedoch fraglich, ob diese Initiative ausreicht, um die Bedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Die Filmautoren Inge Altemeier und Reinhard Hornung gehen in der ARTE Dokumentation „Todschick – Die Schattenseite der Mode“ der Frage nach, was sich seit dem Jahr 2013 wirklich verändert hat und wie es um das Versprechen der europäischen Modeunternehmen steht, ihre Ware unter menschenwürdigen Bedingungen herzustellen.

Der Film, der am 13. Oktober in einem exklusiven Preview im MK&G in Hamburg gezeigt wurde, bemüht sich um eine ausgeglichene Berichterstattung. Er zeigt Positiv- und Negativbeispiele in Bangladesch auf, lässt aber trotzdem keinen Zweifel daran aufkommen, dass eine billige Mode mit schnellen Kollektionswechseln die Gesundheit und das Leben von vielen Millionen Menschen aufs Spiel setzt. Das betrifft nicht nur Produktionsstätten in Asien, sondern z.B. auch in der Türkei, wo das Sandstrahlen von Jeans zu einem massiven Anstiegs von Lungenerkrankungen (Silikose) bei den Beschäftigten geführt hat.

Die Dokumentation „Todschick – Die Schattenseite der Mode“ ist empfehlenswert, auch wenn sie an einigen Stellen das Dauervorurteil von giftigen Chemikalien in der Bekleidung wie ein Mantra wiederholt. Eine fundierte Recherche wäre an diesen Stellen ebenso wünschenswert gewesen wie ein deutlicher Hinweis auf die unzähligen und dadurch schwer kontrollierbaren Stufen der textilen Kette. Am Schluss kommen die Autoren zu der Erkenntnis, dass sich in der Mode-Produktion wenig verbessert hat. Eine Antwort auf die Frage, welche Alternativen einem verantwortungsbewussten Verbraucher beim Kleiderkauf bleiben, lässt der Film offen. [Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach]

Sendetermin: 20.10.015, ARTE, 20:15 Uhr

Ein Film von Inge Altemeier und Reinhard Hornung Produktion: Altemeier & Hornung Filmproduktion Redaktion: Ulrike Dotzer (ARTE/NDR), Kathrin Bronnert (ARTE/NDR), Anne-Laurin Négrin (ARTE G.E.I.E.)

Informationen zur Ausstellung in Hamburg: www.fastfashion-dieausstellung.de