07/10/2019 – Nachhaltiges Gestalten und Herstellen

HAW Hamburg erforscht faire, grüne, schöne Textilien

Rund 50 Studierende in Textildesign erkunden und erproben zukunftsfähige Materialien. Symposium Green Cycles am 18. Oktober in Hamburg informiert dazu.

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Nachhaltiges Gestalten und Herstellen von Textilien soll Ressourcen schonen und die Umwelt möglichst wenig belasten. Im Bild: Arbeit von Sophia Buhné © Design/HAW Hamburg

 

Nachhaltiges Gestalten und Herstellen von Textilien soll Ressourcen schonen und die Umwelt möglichst wenig belasten. Dazu entstehen bei Textildesign-Professorin Renata Brink am Department Design der HAW Hamburg auf dem Campus Armgartstraße eindrucksvolle Forschungsarbeiten.

Slow Fashion versus Massenkonsum

Jede oder jeder Deutsche kauft im Jahr ca. 70 Kleidungsstücke. Die meisten Fast Fashion-Produkte sind weder fair noch umweltschonend produziert. Mit Slow Fashion gibt es dazu den Gegentrend: Neben der Verwendung von ökologischem Material geht es um die Herstellung von Textilien unter menschenwürdigen Bedingungen.

„Faire“ Mode meint gute Arbeitsbedingungen entlang der Produktionskette. „Grün“ ist Mode, wenn sie aus ökologisch abbaubaren Materialien besteht und weitestgehend auf Chemikalien verzichtet wurde.

Einer Umfrage der „Fashion Revolution“ in 2015 zufolge konnte jede zweite Modemarke die Fabriken nicht finden, in denen sie ihre Produkte fertigen lässt. Drei von vier Labels wussten nicht, woher ihre Stoffe stammen. Über die Herkunft der Rohstoffe für die Kleidungsstücke konnten gar nur 10 Prozent eine Antwort geben.

Textildesign-Forschung – zukunftsfähige Materialien entdecken und gestalten

Textildesign bedeutet, Flächen zu schaffen, überhaupt Faserverbindungen herzustellen, also zu weben, zu stricken oder zu filzen. Professorin Renata Brink lehrt seit 2010 Textildesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Sie ist geprägt von einem mehrjährigen Lehr- und Forschungsaufenthalt in Großbritannien. „Die Arts and Crafts-Bewegung hat mich fasziniert“, erklärt die gelernte Handweberin: „Ihr Produktdesign entsprach höchsten handwerklichen Standards, entstanden als Reaktion auf industriell gefertigte Massenware. Von der Ausbeutung der zumeist weiblichen Arbeitskräfte, den extremen Arbeitsbedingungen, den Hungerlöhnen ganz zu schweigen. Diese Aspekte kommen heute wieder bei der Slow Fashion zum Tragen.“

Kleidungsmaterialien basieren überwiegend auf Erdölbasis

Ca. 50 bis 60 Prozent aller Kleidungsmaterialien werden auf Erdölbasis hergestellt, 40 Prozent bestehen aus Baumwolle. Was könnten natürlich gewonnene Gewebe sein? Wie wären sie beschaffen und sehen sie auch gut aus?

Brink ermutigt zum Design zukunftstauglicher Textilien: „Die Suche nach neuen Materialien führt immer wieder zu Überraschungen, zu neuen schöpferischen Anwendungen. Dabei leitet die Frage: Was ist unsere Verantwortung im Design?“

Fast Fashion ist out!

Umweltverträgliche textile Werkstoffe zu entwickeln, stößt kreative Prozesse an: „Entscheidend ist, den Kopf dafür freizubekommen. Der Design-Begriff ändert sich gerade!“

Die hohe Zahl an produzierten Textilien bedeutet einen immensen Materialverbrauch. „Der weitgehende Verzicht auf den Einsatz von Virgin Materials ist gegenwärtig eine der großen An- und Herausforderungen im Textildesign“, so Brink. In mühsamer Detailarbeit probieren die Studierenden, welche Verarbeitungstechniken sich anbieten und welche Eigenschaften das fertige textile Produkt aufweist. „Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit dem Material, seiner Beschaffenheit und seinen freizulegenden Möglichkeiten. Durch Experimentieren ergeben sich wiederum plausible Verarbeitungstechniken.“ Dabei entstehen überraschende neue Endprodukte.

Interessierte sind eingeladen, sich am 18. Oktober auf dem Symposium Green Cycles weiter zu informieren.

HAW Hamburg, Campus Armgartstraße, 22087 Hamburg

18. Oktober 2019, 10.00–13.00 Uhr

Anmeldung per E-Mail HIER .