11.05.22 – Schulterschluß mit Glengo Teknologji
Lectra-Schachzug im türkischen Markt
Lectra gibt bekannt, dass Glengo Teknoloji, exklusiver Vertriebspartner von Gerber Technology in der Türkei, sich mit Lectra Türkei zusammenschließen wird.
Mit Bekleidungsexporten allein in die EU im Wert von mittlerweile mehr als 10 Mrd. Euro per anno rangiert die Türkei auf Rang 3 nach China und Bangladesh. textile network-Redaktionsmitglied Yvonne Heinen-Foudeh beziffert mit diesem Beitrag die weltweiten Bekleidungsexporten der „geologischen Schnittstelle zwischen Asien und Europa“ auf einen Wert von rund 16 Mrd. Euro.
Mit der Position am Weltmarkt repräsentiert die Türkei einen der bedeutendsten Absatzmärkte für Technologieanbieter und ihre lokalen Partner. Eine Schlüsselposition konnte sich mit mehr als 1.000 Kunden allein im türkischen Bekleidungsmarkt über die Jahrzehnte in diesem Szenario die Glengo Teknoloji Ticaret Ve Sanayi A.Ş. unter der Leitung von Aykut Vural als exklusiver und hochgradig kompetenter Partner von Gerber Technology für Vertrieb, Installation, Training, Anlagenwartung und Bereitstellung von Ersatzteilen und Verbrauchsgütern sichern. Und damit von Anbeginn der Unternehmensgründung von Glengo in 1986 die Marktführerschaft von Gerber bei CAD/CAM in der Türkei und darüber hinaus in den Zentralasiatischen Märkten manifestieren. Der nun erfolgte Zusammenschluss von Glengo mit aktuell rund 120 Mitarbeitern, Zentralsitz in Istanbul und Niederlassungen in Adana, Ankara, Bursa, Denizli, Izmir, Kayseri, Malatya, Ordu, Urfa, Sivas and Tokat Erbaa, mit Lectras Direktgeschäft stellt somit den logischen nächsten Schritt seitens des Weltmarktführers nach der Übernahmen von Gerber im Juni 2021 dar.
So heißt es dann auch in der Mitteilung seitens Lectra an die Presse: „Der Zusammenschluss von Lectra Türkei und Glengo bietet beiden Unternehmen die Möglichkeit, ihre Präsenz in der Türkei, in Zentralasien und im Nahen Osten zu erweitern und ihre Kunden besser zu bedienen.“ Dabei wird Lectra Türkei zu Glengo Lectra Teknoloji und vertreibt das gesamte Produktportfolio der Lectra-Gruppe.
De facto besteht die Transaktion aus dem Erwerb des Geschäftsvermögens von Glengo durch Lectra Türkei für laut Unternehmensangaben ca. 4 Mio. Euro und 25 % der Anteile an Glengo Lectra Teknoloji.
Dabei deuten alle Vorzeichen solides Potential für weiteres Wachstum der türkischen Bekleidungsindustrie an: Mit Logistikengpässen aus dem asiatischen Raum werden Transportkosten zu einem entscheidenden Kostenfaktor. Anstehende Regulierungen mit dem vor der Ratifizierung stehenden Lieferkettengesetz werden weiteren Einfluss auf Beschaffungsstrategien mit größtmöglicher Nähe zum Point-of-sale im Modemarkt nehmen. Abgesehen von diversifizierter Fertigungs- und Qualitätskompetenz spielt die räumliche Nähe zum EU-Markt der türkischen Bekleidungsindustrie begünstigend „in die Karten“.
Lectra-Geschäftsentwicklung im 1. Quartal 2022: Weiteres Wachstum
Im Rahmen der Aktionärsversammlung vom 29. April beziffert Lectra die Einnahmen im ersten Quartal 2022 auf 122 Mio. Euro, was einem Zuwachs von 83 % gegenüber dem ersten Quartal 2021 entspricht. Das EBITDA vor Einmaleffekten belief sich auf 21,6 Mio. Euro, ein Plus von 90 %. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Einmaleffekten stieg um 71 % auf 14,4 Mio Euro. Darin enthalten sind Abschreibungen in Höhe von 2,7 Mio. Euro auf immaterielle Vermögenswerte aus den Akquisitionen von Gerber Technology, Neteven und Gemini.
Dabei sei die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal fraglos vom Ausbruch des Ukraine-Krieges geprägt gewesen. Der Umsatz der Gruppe in Russland und der Ukraine im Vergleichszeitraum (1. Quartal 2021) belief sich zwar auf weniger als 1 % des Gesamtgeschäfts. Dennoch habe das Klima der Unsicherheit in diesem Konflikt einige Kunden veranlasst, Investitionsentscheidungen ab Ende Februar zu verschieben, insbesondere in Europa, so das Unternehmen. Der Krieg hat auch Preiserhöhungen, Energieknappheit und Knappheit bei einigen Rohstoffen beschleunigt. Gleichzeitig wirkten sich gemäß Lectra die Ende März noch verschärften Lockdown-Maßnahmen der chinesischen Regierung negativ auf die Bestellungen in China aus. Die Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf das makroökonomische Umfeld (Inflation, Schwierigkeiten in der Automobilindustrie und Transportkosten) bestünden weiterhin und könnten die Investitionsentscheidungen der Kunden belasten.
Unmittelbar nach Kriegsbeginn hat Lectra seine Aktivitäten in Russland eingestellt.