17.02.21 – Gemeinsam gegen Audit-Müdigkeit — read English version

OECD-Bekleidungsforum 2021: Neue Initiative von ITMF und IAF

Ein Beitrag von Yvonne Heinen-Foudeh.

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Am Rande des aktuellen OECD-Forums stellte ITMF und IAF die Standards Convergence Initiative vor. Nach der Pariser Präsenzveranstaltung 2020, stehen aktuell auch hier Videokonferenzen an. Fraglos anders – gewiss klimaschonend. (v.l.: Christian Schindler, ITMF; Matthijs Crietee, IAF; Yvonne Heinen-Foudeh, M+M; Deniz Thiede, Triple-Tree.) © yh-f

 

Angesichts der Komplexität bei der weltweiten Beschaffung von Bekleidung und Schuhen spielen Audits eine wesentliche Rolle – die sind mitunter ermüdend. Audits spielen angesichts der Komplexität bei der weltweiten Beschaffung von Bekleidung und Schuhen sowie des weitreichenden Umfangs der definierten Sorgfaltspflicht zum Nachweis von Kompetenz und Glaubwürdigkeit eine wesentliche Rolle. Die zunehmenden Audit-Aktivitäten führen indessen zu einer „Audit-Müdigkeit“, was wiederum das Vorankommen bereits behindert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben zwei internationale Interessenverbände aus der Bekleidungs- und Textilbranche jetzt eine wichtige Initiative gestartet: Gemeinsam riefen nun ITMF (International Textile Manufacturers Federation) und die IAF (International Apparel Federation) die Standards Convergence Initiative ins Leben.

  • Die zunehmende Häufigkeit, Komplexität und der Umfang der Audits führen zu einer Auditmüdigkeit.

  • Hinzu kommt, dass weder die Industrie noch der Handel einen soliden Konsens über Standards in Bezug auf eine ganzheitliche Nachhaltigkeit erreicht haben, die die gesamte Lieferkette in Bezug auf finanzielle, produktionstechnische, soziale und ökologische Aspekte umfasst – die alle in gewisser Weise Standards und damit Audits erfordern.

  • Dies führt zu Unterschieden, Variationen und Mehrfachinterpretationen.

  • Beide Verbände arbeiten nun mit dem International Trade Centre (ITC) zusammen, um Transparenz im Verhalten der wichtigsten Standardinhaber entlang von vier Schlüsselkriterien zu schaffen.

IAF-Generalsekretär Matthijs Crietee bei der Vorstellung des gemeinsamen Projekts im Rahmen einer Nebenveranstaltung auf dem Februar-Forum der OECD:

„Ziel der SCI wird es sein, als globale, branchenweite Plattform zu dienen, um eine Strategie sowie Werkzeuge zu diskutieren und zu entwickeln, um der Audit- und Standardmüdigkeit in der Bekleidungs- und Textilindustrie entgegenzuwirken.“

Anhand der für jedermann zugänglichen ITC-Standard map lassen sich unmittelbar die rund 300 branchen-relevanten Standards auf die vier elementare Kriterien hin gegenchecken.

ITMF General Director Dr. Christian Schindler gegenüber textile network:

„Wir wünschen uns natürlich, dass möglichst viele Brands und auch Retailer ihre internen Standards oder Audits entlang der SCI harmonisieren bzw. gegenstandslose Kriterien eliminieren.“

Immer mehr, multinationale Marken wie auch Start-ups, stellen sich bereits (noch freiwillig) der Herausforderung. Werden lokale, EU und UN-basierte Regulierungen und Vorschriften die Taktzahl vorgeben – oder eher ein verändertes Verbraucherverhalten durch zunehmend sensibilisierter und informierter Bekleidungs- und Mode-Konsumenten? Vielleicht ja beide zusammen. Wünschenswert wäre es allemal.

Yvonne Heinen-Foudeh