05.02.21 – Nachhaltigkeits-Start-ups Folge 6: circular.fashion

Ziel Zero (6): Das Unmögliche wagen

Alles, was wir an Bekleidung tragen, sollte entweder recycelbar und/oder biologisch abbaubar sein. Innovative Start-ups zeigen Wege auf.

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Mitgründerin Ina Budde: Geschlossene Stoffkreisläufe als Geschäftsidee. © circular.fashion

 
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Drei Schritte in Richtung Zirkularität: Mode muss auf Recyclingfähigkeit ausgelegt sein, Produkte in die die richtigen Kanäle gelangen, Sortiersysteme für das Recycling in geschlossenen Kreisläufen müssen flächendeckend etabliert werden. © circular.fashion

 
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Der Gedanke von geschlossenen Materialkreisläufen in der Branche fasziniert. Dafür sind innovative Plattformen und Open-Source-Lösungen in Sicht, die mit neuen Materialien und Technologien in die richtige Richtung zielen. textile network (TNW) stellt in lockerer Folge junge Firmen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die mit Blick auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft deutlich die Grenzen des bisher Möglichen sprengen. Textilforscher wie auch Newcomer im Textil- und Modebereich gleichermaßen: Eines möglich frühen Tages sollte alles, was wir an Bekleidung tragen, entweder recycelbar oder biologisch abbaubar sein.

  • Folge 6: circular.fashion (Berlin)

Digitalplattform für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Mode und Textil

Design-Strategien für Langlebigkeit und verlängerte Produktlebensdauer, Geschäftsfeldentwickler für innovative Recycling-Technologien, Expertin für kreislauffähiges Design bzw. für Nachhaltigkeit und Digitalisierung ... Ein Blick in die Rollenbeschreibung einiger Mitarbeiter von Circular.Fashion verrät: In der Agentur für Kreislaufwirtschaft wird nicht nur quer-, sondern auch oft von „hinten“ gedacht. Das große Ziel, das es möglichst bei Textil- und Modeerzeugnissen noch in diesem Jahrzehnt zu erreichen gilt, bringt der Slogan des jungen Unternehmens auf den Punkt: Produkte von heute zu Ressourcen von morgen machen.

Die Digitalplattform für den nachhaltigen Wandel verhilft Materiallieferanten, Modemarken, Sortierbetrieben und Recyclern mit einer einzigartigen Software samt Beratung und Training zu einer systemischen Zirkularität. Eine Materialdatenbank mit getestet nachhaltigen und recyclingfähigen Stoffen und Zutaten sowie Design-Strategien unterstützt Hersteller bei kreislauffähiger Produktentwicklung. Für Kleidungsstücke mit diesem Anspruch wird eine einzigartige Produkt ID in Form eines scanbaren Etiketts bzw. Labels vergeben, welches Kunden und Verwertern transparent Auskunft über die Materialzusammensetzung, Rücknahmekanäle und die passenden Recyclingtechnologien gibt.

textile network (TNW) sprach mit Mitgründerin Ina Budde,Geschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Circular Design, über diesen einmaligen Nachhaltigkeitsansatz in der Branche.

textile network: Sie wollen 2021 Ihren Nachhaltigkeitsanspruch weiter auf die Spitze treiben – womit?

Ina Budde: Unsere Agentur stößt in eine Lücke. Das sehen wir am enormen Feedback und Interesse nicht nur von großen Modelabels, sondern auch an der Verleihung des Global Change Awards 2019: Die meisten Firmen haben sich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft auf die Fahnen geschrieben, jedoch fehlen ihnen dafür konkrete Lösungen, Informationen und Vernetzungspartner für das kreislauffähige Design oder das Recycling der Produkte. Auf der anderen Seite ist festzustellen, dass jene Kunden, die mit unserer Unterstützung hochwertige, nachhaltige und recyclingfähige Produkte herstellen und diese mit der der Circularity.ID kennzeichnen, ganz neue Kundenkanäle mit viel Strahlkraft aufbauen können.

Wir schauen immer wie wir unseren nachhaltigen Impact noch vergrößern können. Deswegen haben wir im letzten Jahr neue Tools wie das Circular Design-Online-Training entwickelt und werden dies nun in 2021 gemeinsam mit unserer Circluar Design-Software weiter ausrollen. Mit Blick auf unsere Circularty.ID sind wir dieses Jahr dabei, verstärkt auch mit unseren Partnern den Sortierbetrieben zusammenzuarbeiten und intelligente ID-basierte Altkleidersortierung auf das nächste Level bringen.

  • „Um unseren Planeten zu schützen, müssen wir radikal von unserer Denkweise ‚Take-Make-Waste‘ zu einem anderen Modell übergehen. Der deutsche Innovator Circluar.Fashion könnte eine Lösung haben, die die Art und Weise ändern kann, wie Kleidungsstücke entworfen, verwendet und entsorgt werden.“ https://globalchangeaward.com/winners/the-loop-scoop/

textile network: Was geht entwicklungsseitig noch?

Ina Budde: Zusammen mit anderen Initiativen gehen wir jetzt den Weg, über unseren Circularity.ID Open Data Standard einen einheitlichen Produkt-Passport zu entwickeln und globaler zu machen. In diesem Jahr arbeiten wir auch intensiv in einigen vom BMU unterstützten Förderprojekte u. a. mit der TU und FU Berlin mit dem Ziel, bei der Altkleidersortierung mehr Künstliche Intelligenz einzusetzen. Dieser Ansatz hat enorme Innovationskraft die Branche zu revolutionieren. Wir begreifen uns als Innovationsagentur und Partner für Unternehmen, um Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit in die Produkte und das gesamte Businessmodelle zu bringen und eine Vernetzung zwischen allen Akteuren zu schaffen.

circular.fashion auf einen Blick:

  • Gründung: 2018

  • Gründer: Ina Budde (32), Mario Malzacher (33)

  • Mitarbeiter: 15

  • Alleinstellung: holistische Plattform mit digitalen Lösungen und Vernetzung aller für die Kreislaufwirtschaft notwendigen Bereiche

  • www.circular.fashion

textile network: Wie sieht circular.fashion 2025 aus?

Ina Budde: Bis dahin wollen wir mit unseren digitalen Lösungen beispielsweise für die intelligente Sortierung von Alttextilien und Produktidentifikation wie der Circularity.ID und entsprechenden Standards der führende Anbieter für ein Kreislaufsystem für Materialhersteller, Modemarken Sortierbetriebe und Textilrecycler werden. Schon heute haben wir Lösungen, die den gesamten Kreislauf abdecken. Wir freuen uns, diese gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern intensiv einzusetzen, um den Branchenwandel mit gemeinschaftlichem Impact voranzutreiben.

  • „Von über 100 Mrd. weltweit jährlich produzierten Stücken werden weniger als 1 Prozent zu neuen und hochwertigen Materialien recycelt.“ Ellen MacArthur Foundation

textile network: Wenn Ihnen eine Fee nur einen Wunsch erfüllen könnte ...

Ina Budde: … würde ich mir wünschen, dass Unternehmen mutiger werden und mit den bereits existierenden Lösungen das Nachhaltigkeitsproblem zügig angehen und die Chancen der Kreislaufwirtschaft ergreifen. Wir haben keine Zeit zu zögern und müssen die Umsatzvolumina von recycelbaren und recycelten Materialien erhöhen, damit zirkuläres Wirtschaften zur gängigen Praxis wird.

textile network: Eine letzte Frage zur Coronakrise: Wie hat sich die Pandemie bislang auf Ihre Firma ausgewirkt?

Ina Budde: Unsere Kunden waren teils stark betroffen, haben aber gerade durch die Krise weiterhin einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt. Wir haben neben unseren ohnehin digitalen Tools auch unsere Workshop und Beratungsangebote komplett in virtuelle Formate übertragen und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Gegen den Trend konnten wir 2020 vier neue Mitarbeiter einstellen. Alles in allem haben wir die Krise als Chance begriffen.