Die Wirtschaft ist schwer angeschlagen. Noch kaschieren Kurzarbeit und staatliche Unterstützung die wahren Auswirkungen. Was bedeutet das für Startups? Immerhin 30 Prozent der Startup-Gründer plagen laut einer Befragung von Bitkom in jüngster Zeit Existenzängste. In Summe setzt jedoch die Mehrheit (63 Prozent) darauf, gestärkt aus der Krise herauszukommen.

textile network (TNW) wollte wissen, ob dieses Meinungsbild auf textile Startups übertragbar ist, von denen bekanntermaßen nicht wenige auf Industrie 4.0-Fortschritte und digitalen Handel ausgerichtet sind. In unserer neuen Serie kommen rund ein Dutzend Gründer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort.

Teil 1: Betterguards Technology GmbH (Berlin)

Sehnen-Überdehnung bei Sport und Reha, schmerzhaftes Umknicken beim Trekking, Gelenkschonung im Beruf. Das Startup Betterguards beugt mit seinem revolutionären Gelenkschutz gesundheitsgefährdenden Krisensituationen vor. Doch wie kommt das junge Unternehmen selbst durch die Corona-Krise? Betterguards-Gründer und CEO Vinzenz Bichler (37) beantwortete unsere Fragen

Hat Ihnen Corona Fahrt aus den Segeln genommen?

Vinzenz Bichler: Wir stehen wie viele unserer Kooperations-Partner im B2B-Bereich vor den gleichen Fragen und Herausforderungen. Wie wird sich die Weltwirtschaft pandemiebedingt entwickeln? Wird weiterhin eine optimistische Kaufbereitschaft innovativer Artikel vorhanden sein? Gemeinsam stellen wir inzwischen fest, dass in der Wirtschaft die Investitionsfreudigkeit zurückgegangen ist. Die Folge für uns: So manche Forschungs- & Entwicklungskooperation wird sich etwas verzögern. Allerdings, und das ist positiv, nehmen die partnerschaftlich geprägten Projektgeschäfte nun wieder Fahrt auf, was uns weiterhin positiv in die Zukunft blicken lässt. Insgesamt sollten wir die Ziele für 2020 wie geplant erreichen.

• Basis-Innovation: Ergonomischer Gelenkschutz gegen schmerzhafte Bänderüberlastung, integrierbar in Bandagen, Schuhe, Protektoren oder (Hand)schuhe. Die patentierte Technologie für Sport, Freizeit und Beruf kontrahiert im Fall der Fälle schneller als ein Muskel und kann so Überdehnungen oder Bänderrisse verhindern.
• Gründungsjahr: 2014
• Mitarbeiter: 22 wie vor Corona, zwei Neueinstellungen sind bis Herbst geplant
• www.betterguards.de

Krise als Chance: Denken Sie an die Modifizierung Ihres Geschäftsmodells bzw. hat die Pandemie neue Türen geöffnet?

Vinzenz Bichler: Aufgrund der teilweise vorhanden Budgetstopps unserer Kooperationspartner haben wir die Gelegenheit genutzt, um uns weiterhin auf unsere Kernkompetenzen zu fokussieren. Dies umfasst einerseits die Optimierung der Wertschöpfungskette in der Produktion unserer innovativen „Sicherheitsgurte für Gelenke“, um insgesamt marktgerechte Lösungen anbieten zu können. Andererseits forcieren wir die Anwendungsentwicklung weiterer neuartiger, „intelligenter“ Produkte mit Betterguards-Technologie, welche wir nun den vorhandenen und neuen Kunden vorstellen und gemeinsam weiter optimieren werden. Das sind zum Beispiel neue Anwendungen im Bereich Rotation. Wir haben identifiziert, dass wir unsere Technologie nicht nur bei linearen Bewegungen gezielt einsetzen, sondern auch Drehbewegungen anwendungsbezogen stoppen oder zulassen können. Dadurch erschließt sich u.a. der Bereich für eine automatische Rad-Bremse, die z.B. bei Kinderwagen oder Rollatoren zum Einsatz kommen kann.

Welches Vorhaben/strategische Zusammenarbeit steht unbedingt für dieses Jahr noch auf Ihrem Aktionsplan?

Vinzenz Bichler: Wir dürfen noch nicht zu viel verraten, aber wir setzen insbesondere im Gelenkschutz weitere Schwerpunkte. Gerade der Schuhbereich mit neuartigen Lösungen in den Bereichen Bergschuhe, Ballsport- und Arbeitsschutzschuhe wird in Zusammenarbeit mit starken, innovationsfreudig denkenden Herstellern zur Marktreife gemeinsam entwickelt. Darüber hinaus besteht unser grundsätzliches Bestreben, unsere Technologie immer kleiner und noch smarter werden zu lassen, was die Anwendung neuer Lösungen erlaubt. Das Themenfeld Textilien haben wir in einem internen Forschungs- Entwicklungsprojekt weiter ausgebaut. Dabei geht es um die Integration unserer Technologie in Textilien, um direkt auf Basis von aktiv mitdenkender Kleidung den Menschen besser zu schützen oder auch um den Sportlern neue Performance-Level zu ermöglichen.