20.11.17 – Mahlo GmbH
Mahlo GmbH: Geburtsstätte der Richtmaschine
Vom Radiobauer zum Weltmarktführer in der Textilindustrie.
Als Dr. Heinz Mahlo am 5. August 1945 die „Dr.-Ing. Heinz Mahlo Elektromechanischen Werkstätten“ gründete, konnte noch niemand erahnen, welche Erfolgsgeschichte der kleine Betrieb im niederbayerischen Saal an der Donau einmal schreiben würde. Die Entwicklung der ersten automatischen Richtmaschine machte ihn zum Weltmarktführer und ‚Hidden Champion‘. Inzwischen beschäftigt die Mahlo GmbH + Co. KG über 200 Mitarbeiter und ist in mehr als 100 Ländern aktiv.
Weltneuheit Richtautomatik
Der weltweite Durchbruch in der Textilveredelung gelang der Firma mit dem Patent auf den ersten vollautomatischen Schussfadenrichter. ‚Orthomat FMC‘ nannte Dr. Mahlo seine revolutionäre Maschine, die er 1959 offiziell auf der Leitmesse ITMA in Mailand präsentierte.
Auf ihrem Prinzip beruhen noch heute alle modernen Richtmaschinen. Das Orthomat erkannte die Schussfadenlage bei laufender Warenbahn unabhängig von Gewebeart, Muster und Geschwindigkeit. Bisher hatte die Schwäche des menschlichen Auges, Warenverzüge bei schneller Laufgeschwindigkeit zu erkennen, die Textilproduktion häufig eingeschränkt. Die Richtautomatik ermittelt die Verzüge aber nicht nur: sie sorgt auch für fadengerade Ware.
Orthomat FMC
Um die Verzüge darzustellen, nutzte Mahlo eine Kombination aus Sensoren (Tastköpfe genannt) und einer Lichtquelle, zwischen denen die Ware läuft. Angeordnet auf einer Trägerbrücke erfassen beim Orthomat FMC mehrere Tastköpfe die Lage des Schussfadens fotoelektrisch an unterschiedlichen Stellen. Sie tasten das durch das Gewebe fallende und in seiner Intensität von der Lage der Schussfäden modulierte Licht der Scheinwerfer ab, verarbeiten es für die Regelung weiter und geben ein Signal an die nachgeschaltete Richtmaschine.
Das System nutzt dabei das sogenannte Durchlicht. Zur Anzeige dienen große sichtbare Instrumente mit Balkenanzeigen für Bogen-, Schräg-, oder überlagerten Verzug. Schrägverzüge werden über zylindrische, Bogenverzüge durch gebogene Richtwalzen korrigiert. Das Prinzip ist dabei so einfach wie wirksam. Durch das Verstellen der Walzen muss die Warenbahn über die Breite hinweg unterschiedliche Weglängen zurücklegen. Dadurch wird der Verzug korrigiert. Um einen Schrägverzug auszugleichen, wird die linke oder rechte Kante der Schrägrichtwalzen weiter in das Gewebe geschwenkt.
Um einen Bogenverzug auszugleichen, wird die Bogenwalze mehr oder weniger in das Gewebe geschwenkt. Bereits 1958 steuerte das Orthomat FMC selbstständig die Walzen im Einlauf des Spannrahmens an, auch wenn eine manuelle Bedienung dieser natürlich möglich war.
Stetige Weiterentwicklung
Arbeitete die Elektronik Ende der 50er noch über Elektronenröhren wie sie auch in Radiogeräten verwendet wurden, kamen Anfang der 60er Transistoren zum Einsatz. Schon in 70er Jahren wurden diese durch integrierte Schaltungen ersetzt. Das System kam auch bei Mahlos neuestem Coup zum Einsatz: Um eine optimale Zusammenarbeit zwischen Regler und Richtmaschine zu gewährleisten, kombinierte der Maschinenbauer beide Geräte in einem. Das Orthomat RFMC war geboren. Das Richtprinzip blieb dabei dasselbe, allerdings schuf Mahlo auch hier eine Weltneuheit. Das Orthomat RFMC nutzte zum ersten Mal Tastköpfe mit oszillierender Optik. Das heißt, die zylindrische Linse des Sensors schwingt bei Abtasten um ihren Mittelpunkt in einem verstellbaren Winkelbereich bis zu maximal ± 45°. Wenn die Linse parallel zum Schussfaden liegt, ist die Signalmodulation am stärksten. Je weiter die Linsenlängsachse von der Schussfadenrichtung abweicht, desto schwächer wird die Modulation. Diese Veränderungen wertet das System aus und rechnet sie in einen Verzugswinkel um. Den wiederum nutzt die Richtautomatik, um den Warenverzug zu korrigieren.
Orthomat RFMC
In den darauffolgenden Gerätegenerationen trieb Mahlo vor allem die Entwicklung der Tastköpfe voran. Sie setzten regelmäßig neue Maßstäbe in Geschwindigkeit, Genauigkeit, und Datenmenge und passten sich den Herausforderungen an. Bei Textilien, die kaum Licht durchlassen, ergänzt bis heute zum Beispiel ein reflektiertes Auflicht die bewährte Durchleuchtung. Im kombinierten Betrieb sorgen beide Möglichkeiten für ein bestmögliches Ergebnis. Außerdem erweiterte der Maschinenbauer seine erfolgreiche Gerätekombination um ein weiteres System. Das Orthopac RVMC vereinte zum ersten Mal Abtastautomatik, Richtmaschine und Prozesskontrolle in einer Maschine. Neben dem Verzug konnten nun unter anderem Feuchte, Temperatur, Flächengewicht oder Warenbreite gemessen, visualisiert und kontrolliert werden.
Maschinengeneration 15
Zum 70-jährigen Firmenjubiläum ging im Jahr 2015 die neue Richtsystemgeneration 15 an den Start. Das Orthopac RVMC-15 stellt sich allen Herausforderungen der modernen Textilindustrie. Ausgestattet mit digitaler Abtastung und modernster Prozessortechnik passt es die Regelung selbsttätig an unterschiedliche Textilien an und erkennt auch komplizierteste Warenstrukturen. Dabei treibt Mahlo stets die aktuellsten Entwicklungen voran, u.a. das Konzept der Industrie 4.0, der Vision von untereinander vernetzten und interagierenden Maschinen.
Die neue Generation der Mahlo-Richtgeräte, Sensoren und Regelkreise ist so ausgerichtet, dass sie untereinander aber auch mit anderen Systemen kommunizieren kann. So kann der Nutzer – eine Internetverbindung vorausgesetzt – von überall auf seine Maschinen zugreifen.
Bei aller innovativen Technik kann Mahlo bei seinen Richtmaschinen aber immer noch auf das Prinzip bauen, das vor fast 60 Jahren von visionären Ingenieuren entwickelt wurde. Dieses wertvolle Wissen und die langjährige Erfahrung tragen genauso zum Erfolg bei wie die Firmenphilosophie. Bis heute ist Mahlo ein Familienunternehmen geblieben, das großen Wert auf Qualität, Partnerschaft, Vertrauen und gegenseitigen Respekt legt. Gerade deshalb behauptet sich das Unternehmen seit Jahrzehnten auf dem globalen Markt.
Mahlo GmbH + Co. KG
Die Mahlo GmbH + Co. KG gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Mess-, Regel- und Automatisierungssystemen für die Industriebereiche Textil, Nonwoven und Veredelung, Beschichtung, Coating & Converting, Folien und Extrusion sowie Zellstoff und Papier. Mahlo ist im niederbayerischen Saal a.d. Donau zuhause, aber weltweit tätig: Fünf Niederlassungen in Italien, Belgien, Spanien, Brasilien und den USA dienen als Stützpunkte für die wichtigsten Märkte. Zahlreiche internationale Vertretungen und Servicestationen betreuen Kunden in der ganzen Welt.