24.06.21 – Textilrecycling
Trützschler: Garne aus textilen Abfällen
Faserabfall gewinnbringend verwerten und nachhaltige Garne in möglichst hoher Qualität realisieren. Ein Beitrag von Dr. Bettina Temath.
Der Textilmaschinenhersteller Trützschler entwickelt seit vielen Jahren Technologien, die unnötigen Faserabfall vermeiden, Produktionsabgänge aus der Spinnereivorbereitung gewinnbringend verwerten und bei der Herstellung von Garnen aus textilem Abfall die maximale Qualität realisieren.
- Nicht nur der Umwelt zuliebe – auch aufgrund steigender Rohstoffkosten wird die Verwendung von recyceltem Material immer populärer. Mit nachhaltigen Garnen aus recycelten Materialien können Garnhersteller attraktive Geschäftsmodelle entwickeln, wenn sie in der Lage sind, ein bestimmtes Qualitätslevel zu erreichen. Dabei steigt die Nachfrage der Konsumenten nach nachhaltigen Textilien weiter – ebenso wie die Menge des textilen Abfalls, der für die Verwertung zur Verfügung steht.
Klassifizierung von Sekundärrohstoffen für mechanisches Recycling
Trützschler unterteilt die Verwertung von Recycling-Materialien in die Bereiche Recycling von Produktionsabgängen aus der Spinnereivorbereitung (Soft Waste) und Recycling von textilen Abfällen (Hard Waste). Bei textilen Abfällen liegt im Gegensatz zu Produktionsabgängen ein fester Faserverbund vor, der durch Schneide- und Reißprozesse gelöst werden muss. Vor allem Garn- und Gewebepartikel sowie der hohe Kurzfaseranteil in diesem Sekundärmaterial stellen eine große technologische Herausforderung für die Garnherstellung dar. Mit Technologien für die optimale Öffnung und Reinigung sowie die schonende, aber effektive Verarbeitung von Kurzfasern können Garnhersteller diese Herausforderungen meistern.
Die Spinnereivorbereitung entscheidet über die Qualität
Garne und sortierte, ungetragene Stoffreste lassen sich vergleichsweise einfacher auflösen und verarbeiten. Der Kurzfaseranteil des Sekundärrohstoffs ist geringer und die durchschnittliche Faserlänge ist größer als bei gebrauchten Textilien. Das Recycling von getragenen Kleidungsstücken stellt den schwierigsten Anwendungsfall dar. Nicht nur muss die Kleidung sortiert und Knöpfe usw. entfernt werden, auch ist die Faserqualität aufgrund des Gebrauchs in der Regel schlechter. Umso wichtiger ist die perfekte Spinnereivorbereitung, um die bestmögliche Qualität aus dem recycelten Material zu gewinnen.
- Trützschler bietet komplette Lösungen für die Verarbeitung von Sekundärfasern aus gerissenen Textilien sowie die Verarbeitung von Mischungen mit Rohbaumwolle und/oder Chemiefasern. Für die Produktion von Rotorgarnen NE 1-30 aus 100 Prozent Reißfaser eignet sich zum Beispiel der folgende Prozess:
Der Ballen aus Sekundärrohstoff wird zunächst in der Spinnereivorbereitung von einem Ballenöffner abgearbeitet. Dabei entstehen möglichst schonend kleine und gut durchmischte Faserflocken. Diese Flocken werden über Rohre zu einem Multifunktionsausscheider transportiert, der Schwerteile und Staub zuverlässig ausscheidet. Der Mischer sorgt dann dafür, dass die Masse möglichst homogen vorliegt. Dann erfolgt ein weiterer Reinigungsvorgang, bei dem eine Sensorik zum Einsatz kommt, die zwischen Fremdpartikeln und Gutfasern präzise unterscheiden kann und dementsprechend zuverlässig diese restlichen Fremdpartikel ausscheidet. Die so vorbereiteten Flocken speisen die Karde, die die Fasern parallelisiert und aus einem Vlies ein hochwertiges Kardenband produziert. Dies wird in einem verkürzten Prozess einer integrierten Strecke vorgelegt, bevor die Rotorgarnverspinning beginnt.
Die Verarbeitung von Materialien mit 100 Prozent Reißfasern ist möglich, doch ist die Zugabe von mindestens 10 bis 15 Prozent Trägermaterial (Faserlänge > 30 mm) empfohlen, um Kardenproduktionen zu beschleunigen und ein optimales Laufverhalten an der integrierten Strecke IDF 2 zu erreichen. Durch eine weitere Erhöhung des Anteils von Trägermaterialien lassen sich entsprechend höhere Garnfeinheiten realisieren.
Spezialisierte Maschinen und Anlagen für optimale Ergebnisse
Als einziger Hersteller hat Trützschler eine neue Karde speziell für das Recycling von textilen Abfällen entwickelt, die durch bestimmte konstruktive Veränderungen und Sensorik dafür sorgt, dass tatsächlich das Beste aus dem Ausgangsrohstoff herausgeholt wird, ohne weitere Fasern zu verschwenden.
Neben einer idealen Kardiertechnologie ist für ein optimales Ergebnis auch der Verstreckungsprozess für die Verarbeitung von Sekundärfasern aus textilen Abfällen zu optimieren. Hier bietet es sich an, mit einem verkürzten Streckprozess zu arbeiten. Der Unterschied liegt in einer kompakteren Verstreckungsgeometrie mit geringeren Verzügen, was die Verarbeitung aufgrund des hohen Kurzfaseranteils vereinfacht. Die kurzen Fasern können so besser geklemmt und kontrolliert werden. Die Verarbeitung mit der integrierten Strecke IDF 2 resultiert in weniger Garnfehlern und weniger Abweichungen von der erwünschten Garnfeinheit (sichtbar als Streifigkeit in der textilen Fläche) bei gleichbleibender Garnfestigkeit.
Dem Trend voraus mit nachhaltigen Garnen
Mit den wichtigen Maschinenlösungen können Garnhersteller Kardenbänder aus Sekundärfasern produzieren, die die Qalitätsvoraussetzungen für hochwertige Garne schaffen. Damit können sie ihren Nachhaltigkeitszielen näher kommen und gleichzeitig den Kundenanforderungen und regulatorischen Bestrebungen z. B. innerhalb der europäischen Union einen Schritt voraus sein.