24/05/2018 – China

Chinesen auf Einkaufstour

Der chinesische Investor Fosun kauft sich bei Wolford in Vorarlberg ein, den italienischen Dessous-Hersteller La Perla bekommt er allerdings nicht.

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Auf Einkaufstour - Chinesische Investoren gaben im vergangenen Jahr 13,7 Milliarden US-Dollar für deutsche Konzerne aus, so viel wie noch nie zuvor © pixabay

 
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Fosun ist seit über zehn Jahren an der Börse in Honkong notiert und wurde von fünf Hochschulabsolventen 1992 gegründet © pixabay

 

Wenn bedeutende europäische Luxus-Labels mit international wohlklingenden Namen finanziell ins Trudeln geraten, dann wird der chinesische Investor Fosun hellhörig und macht den notleidenden Traditions-Firmen ein Angebot. Ein Geschäftsmodell, das übrigens auch andere verfolgen. Chinesische Investoren gaben im vergangenen Jahr 13,7 Milliarden US-Dollar für deutsche Konzerne aus, so viel wie noch nie zuvor. Deutschland steht für Chinas Anleger in Europa mit 54 einzelnen Beteiligungen und Übernahmen 2017 an erster Stelle, in Italien waren es 24 und in Frankreich 22 Unternehmen. 47 britische Firmen sind letztes Jahr in asiatische Hände gewechselt.

Modemarke Lanvin

Im Frühjahr hat Fosun International Ltd. bei der ältesten französischen Modemarke Lanvin die Mehrheit übernommen. Auch Mayhoola aus Katar hatte Interesse an dem angeschlagenen Luxus-Label, das seit 2001 in taiwanesischen Besitz und seit ein paar Jahren in finanziellen Schwierigkeiten war, bekundet, wurde jedoch von Fosun überboten. Bei Wolford in Bregenz hat Fosun ebenfalls den Zuschlag und somit die 51 Prozent der von den Eigentümerfamilien Wilhelm und Palmers gehaltenen Anteilen bekommen. Wolford wurde 1949 auf der österreichischen Seite des Bodensees gegründet und hat in den Anfangsjahren ausschließlich Strümpfe produziert, in den letzten Jahren mit seinen rund 1500 Mitarbeitern und 16 Tochterunternehmen weltweit aber leider auch Verluste. Auch bei La Perla, dem luxuriösen italienischen Dessous-Hersteller, wollte Fosun einsteigen, kam allerdings nicht zum Zug. Die Chinesen hatten Interesse bekundet, aber den Zuschlag erhielt die Beteiligungsgesellschaft Sapinda Holding des holländischen Finanzinvestors Lars Windhorst, der nun offenbar auch auf Fashion und Luxusmarken setzt. Er hat vor wenigen Wochen 100 Prozent der Anteile an der Muttergesellschaft der La Perla Group erworben. Ada Masotti hatte das Lingerie-Unternehmen 1954 im italienischen Bologna gegründet, nach ihrem Tod 1992 wechselte es – zunächst in Italien – die Besitzer. Auch La Perla, dessen Sitz derzeit London ist, beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter.

Fosun

Fosun ist seit über zehn Jahren an der Börse in Honkong notiert und wurde von fünf Hochschulabsolventen 1992 gegründet. Begonnen haben sie in der Marktforschung, dann kamen die Themen Gesundheit, Finanzen, Immobilien und jetzt Luxuslabels im Fashion-Bereich hinzu. Seit geraumer Zeit sind sie bei der deutschen Modemarke Tom Tailor beteiligt (30 %), beim Club Med mit 90, beim Tourismuskonzern Thomas Cook mit elf Prozent. Und ihre Einkaufslust scheint ungebremst.

Auch beim Schweizer Luxusschuhhersteller Bally, 1851 gegründet, wird in den Chefetagen seit Neuestem Chinesisch gesprochen. Der chinesische Textilhersteller Shandong Ruyi Investment Holding hat die Mehrheitsanteile der JAB Holding, die der südwestdeutschen Milliardärsfamilie Reimann gehörten, übernommen. Erst vor zehn Jahren, 2008, war Bally vom US-amerikanischen Finanz­investor TPG an die Deutschen gegangen.

Ganz frisch ist der Einstieg der Chinesen beim schwäbischen Polstermöbelhersteller Rolf Benz AG & Co. KG. Er hat Aufsehen erregt, und Unmut bei einem deutschen Interessenten aus der Branche und in unmittelbarer Nachbarschaft, der ebenfalls Interesse für Rolf Benz in Nagold signalisiert, aber weniger geboten hatte, hervorgerufen. Nun übernimmt Jason Furniture (Kuka) aus China das Ruder in Nagold. Kurz vor dem Abschluss im Schwarzwald war Jason Furniture in Italien unterwegs und hat sich bei dem Polstermöbelhersteller Natuzzi „niedergelassen“. Kurz vor der Mailänder Möbelmesse Ende April wurde bekannt, dass die in Mailand ansässige Investment-Holding Nuo Capital, hinter der die Familie Pao Cheng aus Hong Kong steht, mit 30 Prozent bei dem italienischen Möbelhersteller Sozzi Arredamenti mit seinen Marken Promemoria und Bottega Ghianda einsteigt. Über eineinhalb Jahre habe man verhandelt.

Aufhorchen ließ vor ein paar Jahren auch der Einstieg von Chinesen beim deutschen Roboterherstellers Kuka, beim Arznei-Spezialisten Biotest und jüngst bei Daimler.

Ingrid Sachsenmaier