15/02/2022 – Lieferkette
Dringender Handlungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit
Cross-Border Commerce Europe stellt ein Blue Paper vor, das sich mit Nachhaltigkeit und Grünen Lieferketten im europäischen E-Commerce 2021/2022 befasst. Bedeutende Führungskräfte globaler Einzelhändler haben zu diesem Bericht beigetragen.
Cross-Border Commerce Europe (CBCommerce), die Plattform zur Förderung des grenzüberschreitenden Online-Handels in Europa, hat ihr neuestes Blue Paper veröffentlicht, das Erkenntnisse aus sieben Wissens- und Brainstorming-Sitzungen von Führungskräften führender globaler Einzelhandelsunternehmen zusammenfasst. Diese Führungskräfte, u. a. von L’Oréal, Kering und Adidas, bilden die „Cross-Border Commerce Europe Green Supply Chain High Level Group“.
Der Bericht spiegelt die Dringlichkeit wider, radikale Innovationen anzuregen und wirksame Verbesserungen der Nachhaltigkeit in der E-Commerce-Branche voranzutreiben.
Mehr CO2-Emissionen durch Online-Handel
Die Corona-Pandemie löste tiefgreifende Veränderungen im Verbraucherverhalten aus und führte so gleichzeitig zu einem explosionsartigen Anstieg der Online-Käufe und einem Kapazitätenengpass im Bereich Transport und Logistik. Das zeigt, wie anfällig die E-Commerce-Märkte für externe Störungen sind.
Der Klimawandel wird zur Zerreißprobe. Die Auswirkungen des Online-Handels sind nicht mehr von der Hand zu weisen, denn Transport und Logistik sind für fast 25 % aller europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Da die Verbraucher glaubwürdige Maßnahmen in diesem Bereich erwarten, werden neue Rechtsvorschriften wie das EU-Paket „Fit for 55“ die Unternehmen des elektronischen Handels dazu verpflichten, proaktiv tätig zu werden und die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkettennetze zu verbessern.
Das 20-seitige Blue Paper zur Grünen Lieferketten ist das Ergebnis von sieben Brainstorming-Sitzungen am runden Tisch, an denen acht internationale Führungskräfte aus dem Einzelhandel teilnahmen, die die verschiedenen Branchen und EU-Länder repräsentieren. Als Chairmen leiteten Sven Verstrepen von der Universität Gent und Roel Gevaers von der Universität Antwerpen die Gespräche, die unter der Schirmherrschaft des Wissenspartners GeoPost/DPDgroup standen, vertreten durch CSR-Direktor Dominique Mamcarz.
Einige Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus dem Bericht:
- Nachhaltigkeit muss ein integraler Bestandteil der gesamten Unternehmens- und Lieferkettenstrategie werden. Die Entwicklung einer langfristigen Vision und Strategie unter Einbezug von SMART-Zielsetzungen sollte der erste Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sein. Die Expertengruppe unterstreicht die Bedeutung einer individuellen Nachhaltigkeits-Selbstbewertung, einem Vergleich der internen „Ist“-Situation mit der angestrebten „Soll“-Performance.
- Die EU führt strenge Rechtsvorschriften ein, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % zu senken und bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Die Unternehmen müssen ihre Bemühungen intensivieren oder werden bestraft. Ihnen wird geraten, ihre Nachhaltigkeitsziele mit den verbindlichen EU-Vorgaben in Einklang zu bringen.
- Die Kommunikation mit den Endverbrauchern sollte innovativ und kreativ sein, um Wirkung zu zeigen. In diesem Sinne können auch Anreize für die Verbraucher geschaffen werden, umweltfreundlichere Liefermethoden auszuwählen oder Angebote zum Ausgleich der Treibhausgasemissionen ihrer Lieferung anzunehmen.
- Eine Grüne Lieferkette kann nur durch die enge Zusammenarbeit aller vor- und nachgelagerten Partner und ihrer Logistikdienstleister erreicht werden.
Da Transport und Logistik zu etwa einem Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, sollte eine Grüne-Lieferketten-Strategie auch während des Covid-bedingten Ansturms auf Händler und Logistikdienstleister eine zentrale Rolle spielen.
Das Green Supply Chain Blue Paper ist hier auf Englisch zu erwerben.