28/04/2021 – Mehr Nachhaltigkeit durch smarte Wassernutzung

U.S. Cotton Trust Protocol: Ökologische Baumwolle

Beitrag von Dr. Andy Jordan, Gründungsmitglied der Field to Market Alliance for Sustainable Agriculture Outcomes, Direktor bei Agricenter International.

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Produzenten, die ihre Baumwolle durch das U.S. Cotton Trust Protocol dokumentieren, nutzen Wasser für den Anbau der Pflanzen äußerst effizient. © Trisha Downing

 

Die verantwortungsvolle und nachhaltige Nutzung von Wasser ist eines der wichtigsten Ziele für die nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG – Ziel 6). Intelligentes Wassermanagement kann bei der Entwicklung von Baumwolle wesentlich zu einer nachhaltigeren Textil- und Fashionindustrie beitragen. Durch weitere Fortschritte in der Landwirtschaft könnte die Effizienz der Wassernutzung um weitere 50 Prozent optimiert werden. Grundlagen dafür sind eine weniger intensive Landwirtschaft und eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Ökosysteme in den Böden.

  • Baumwollproduzenten sollten einen ganzheitlichen Ansatz für nachhaltige Praktiken verfolgen, die oft voneinander abhängig sind.
  • Zum Beispiel verbessert die Konzentration auf den Schutz des Bodens die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen sowie die Fähigkeit des Bodens, mehr natürliche Niederschläge aufzunehmen und für trockenere Perioden zu speichern.

Die Verbesserung des Bodenzustandes durch Deckfrüchte, minimale Bearbeitung, Aufbau der Bodenstruktur und Erhöhung der organischen Bodensubstanz sind nicht nur förderlich für Boden und Pflanzen, sondern führen auch zu einem effizienteren Wassermanagement. Ein Anstieg des Kohlenstoffgehalts im Boden um 1 Prozent kann die Wasserspeicherkapazität eines Feldes um 187.000 l pro Hektar erhöhen. In Anbetracht der mehrfachen Befeuchtungs- und Trocknungszyklen während einer Saison könnte dies die Feuchtigkeitsspeicherung im Boden um den Faktor 3 oder mehr erhöhen. Die Kohlenstoffbindung um 30 Prozent anzuheben, hätte somit enorme positive Auswirkungen.

  • Baumwolle ist eine wasserintensive Kulturpflanze, so das hartnäckige Gerücht. In Wirklichkeit macht Baumwolle 3 Prozent des weltweiten landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs aus. In einem durchschnittlichen Jahr produziert der Baumwollanbau über 22 Mio. t Fasern und 36 Mio. t Baumwollsamen, die für Speiseöle, Tierfutterproteine und Aquakulturen verwendet werden. Relativ betrachtet ist der Wasserverbrauch somit äußerst gering.

Produzenten, die ihre Baumwolle durch das U.S. Cotton Trust Protocol dokumentieren, nutzen Wasser für den Anbau der Pflanzen äußerst effizient. Seit mehr als 35 Jahren, von 1980 bis 2015, haben die US-Baumwollproduzenten den Wassereinsatz pro Kilo um 79 Prozent gesenkt. Darüber hinaus verpflichten sich die Protokollmitglieder zu einer weiteren Reduzierung um 18 Prozent bis 2025. Dies ist eines der fünf wichtigsten Nachhaltigkeitsziele des 2020 gestarteten U.S. Cotton Trust Protocol. Dazu gehören auch Steigerungen der Bodeneffizienz um 13 Prozent und des Bodenkohlenstoffs um 30 Prozent sowie die Halbierung des Bodenverlustes und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 39 Prozent.

  • Ungefähr 65 Prozent der Baumwollanbauflächen in den USA werden ausschließlich mit Regenwasser bewirtschaftet und nur 2 Prozent sind vollständig von Bewässerung abhängig. Das verbleibende Drittel wird bewässert, um die natürlichen Niederschläge zu ergänzen. Dank moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse sind nicht nur die US-Baumwollsorten effizienter im Umgang mit Wasser; die US-Baumwollerzeuger setzen auch wassersparende Technologien ein, um nur die benötigte Menge an Baumwolle bei minimalem Verbrauch zu erzeugen. Dank der großen Fortschritte bei der effizienten Wassernutzung für Baumwolle verzeichnen die Vereinigten Staaten große Erfolge.

Den Landwirten steht eine Vielzahl an bewährten und neuen wassersparenden Technologien zur Verfügung, deren fortlaufende Einführung dem U.S. Cotton Trust Protocol helfen wird, seine Ziele für 2025 zu erreichen:

Beispielsweise lokalisiert Präzisions-GPS-Feldkartierung bestimmte Bereiche, in denen Wasser benötigt wird und Computermodelle sagen den Wasserverbrauch basierend auf dem Wachstumszustand einer Pflanze voraus. Wetterdaten und Infrarot-Thermometer messen die Temperaturen der Baumwollblätter, die ansteigen, wenn die Pflanzen beginnen, kein Wasser mehr zu haben. Computergesteuerte Systeme umfassen Sensoren zur Überwachung der Feuchtigkeit und zur Messung der Wasserverdunstung von Boden und Pflanzen; eine ausgeklügelte Bewässerungsplanung stellt sicher, dass Wasser nur ausgebracht wird, wo und wann es nötig wird und unterirdische Tropfsysteme sorgen dafür, dass das Wasser mit einem Minimum an Verlust oder Verdunstung in den Boden eindringt. Auf diese Weise erzeugt die geringstmögliche Menge an Wasser einen maximalen Effekt.

  • In Sachen Wassermanagement geht es aus Sicht der Textil- und Modeindustrie nicht nur darum, den Wassereinsatz für Baumwolle zu reduzieren. Es geht auch darum, dass Baumwolle als Naturfaser besser für unsere Wassersysteme ist. Baumwolle ist im Meer- und Seewasser auf natürliche Weise biologisch abbaubar, im Gegensatz zu erdölbasierten Fasern wie Polyester, die hartnäckig sind und deren Mikrofasern in unsere Flüsse, Seen und Meere gelangt und damit auch in unsere Lebensmittel.

Die Modeindustrie ist nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Wasserverbraucher der Welt und für etwa 20 Prozent der weltweiten Wasserverschwendung verantwortlich. Die zunehmende Forderung an diese Branche, sich mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinanderzusetzen, ermutigt führende Unternehmen der Modewelt, mit Baumwolle des U.S. Cotton Trust Protocol zusammenzuarbeiten. Das Protokoll hilft den Unternehmen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die ständig wachsende Zahl von Modeunternehmen, die sich wissenschaftlich fundierte Ziele setzen, benötigt zuverlässige und verifizierten Quellen für nachhaltigere Baumwolle, wie sie das U.S. Cotton Trust Protocol bietet.

Marken und Einzelhändler, die Mitglieder des U.S. Cotton Trust Protocol sind, erhalten detaillierte Informationen über den Wasser-Fußabdruck der gekauften Baumwolle und können diese Daten nutzen, um Fortschritte in Richtung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele aufzuzeigen. Durch den Beitritt zu dieser Initiative können die Akteure nachhaltigere Baumwolle wählen, die den Bedürfnissen der Verbraucher, den Zielen der europäischen Politik und ihren eigenen Nachhaltigkeitskriterien entspricht.

  • Unser Autor Dr. Andrew Jordan arbeitet an der Entwicklung von Agrarforschungsrichtlinien und evaluiert Konzepte für eine nachhaltige Landwirtschaft hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen Aspekte. Jordan ist Gründungsmitglied der Multi-Stakeholder-Koalition Field to Market Alliance for Sustainable Agriculture Outcomes und Direktor bei Agricenter International, einem 400 Hektar großen Forschungs- und Demonstrationsbetrieb, sowie von Delta BioRenewables. Zuvor war er Vice President of Technical Services des National Cotton Council (NCC). Jordan ist Berater der Cotton USA Sustainability Working Group des NCC, studierte Agraringenieurwesen und promovierte an der Universität Clemson, USA im Fach Ingenieurwesen. Er sagt: „Mein Interesse an Nachhaltigkeitsthemen stammt von meinem Vater, der sich als einer der führenden Landwirte für innovativen Boden- und Wasserschutz einsetzte. Als Innovator war er immer unter den Ersten, die neue Praktiken anwendeten und so andere ermutigten, ihnen zu folgen. Meine Leidenschaft für Wasser geht über die Landwirtschaft hinaus. In Ghana unterstütze ich deswegen spezialisierte Projekte, die kleinen ländlichen Gemeinden helfen, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu bekommen.“
  • In einer Zeit, in der Lieferketten immer genauer unter die Lupe genommen werden und die Nachfrage nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit steigt, setzt die zukunftsweisende Dokumentation durch das U.S. Cotton Trust Protocol einen neuen Rahmen für nachhaltig angebaute Baumwolle. Sie schafft datenbasierte, belastbare Ziele und Messgrößen für eine verantwortungsvolle Baumwollproduktion und treibt die Optimierung wichtiger Nachhaltigkeitskriterien kontinuierlich voran. Trust-Protocol-Baumwolle gibt Textilproduzenten und Einzelhändlern die entscheidende Gewissheit, dass dieser Teil ihrer Lieferkette nachhaltig und mit geringeren ökologischen und sozialen Risiken angebaut wird. Hersteller und Handel haben Zugriff auf US-Baumwolle deren Nachhaltigkeit durch den Fieldprint Calculator von Field to Market gemessen und mit Control Union Certifications verifiziert wird. Das U.S. Cotton Trust Protocol wird von einem Multi-Stakeholder-Vorstand beaufsichtigt, der sich aus Vertretern von Textilproduzenten und Handel, der Zivilgesellschaft und unabhängigen Nachhaltigkeitsexperten sowie der Baumwollindustrie, einschließlich Erzeugern, Entkörnern, Händlern, Großhändlern und Genossenschaften, Mühlen und Baumwollsaatgutverarbeitern, zusammensetzt.