24.10.25 – Gesamtverband textil+mode
Textilkreislauf neu gedacht
Die deutsche Textilindustrie steht vor einem Wendepunkt: Mit einem praxisnahen Modell für die Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) soll die Kreislaufwirtschaft im Textilsektor nachhaltig gestärkt werden.
Der Gesamtverband textil+mode hat ein Konzept entwickelt, das bürokratische Hürden abbaut und gleichzeitig ökologische sowie ökonomische Ziele vereint.
Deutschland holt auf: EPR-Systeme im internationalen Vergleich
Während Länder wie Frankreich und die Niederlande bereits textile EPR-Systeme implementiert haben, hinkt Deutschland hinterher. Die geplante Überarbeitung der EU-Abfallrahmenrichtlinie bietet nun die Chance, diesen Rückstand aufzuholen. Mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) treibt die deutsche Textil- und Modebranche ein modernes Rücknahmesystem voran, das nicht nur Sammelquoten, sondern auch Umweltauswirkungen und nachhaltiges Design in den Fokus rückt.
Gemeinsame Herstellerstelle: Ein zentraler Baustein
Im Zentrum des Vorschlags steht die Einrichtung einer Gemeinsamen Herstellerstelle (GHS). Diese unabhängige, nicht gewinnorientierte Organisation soll Aufgaben wie Registrierung, Marktüberwachung, Mengenclearing und Verbraucherkommunikation übernehmen. Ziel ist es, ein transparentes und effizientes System zu schaffen, das sowohl Hersteller als auch Verbraucher und Textilsammler einbindet. Besonders wichtig ist dabei die Einbindung karitativer Einrichtungen und anderer Textilsammler, die ihre Systeme anpassen und weiterentwickeln können.
Ultra Fast Fashion im Fokus
Ein weiterer Schwerpunkt des Modells liegt auf der Regulierung von Ultra Fast Fashion. Minderwertige Textilien, die zunehmend über asiatische Internetplattformen den europäischen Markt fluten, belasten die Sammelsysteme erheblich. Die GHS soll Lösungen entwickeln, um Hersteller solcher Produkte finanziell an der Wiederverwertung zu beteiligen und Qualitätshersteller wie deutsche Modemarken zu entlasten.
Praxisnahe Lösungen für echte Kreisläufe
Das Projekt, das von der GRS Servicegesellschaft mbH und der Stiftung GRS Batterien umgesetzt wird, setzt auf branchenübergreifende Expertise. Erfahrungen aus anderen Abfallströmen, wie Batterien und Verpackungen, fließen in die Entwicklung ein. „Unsere Erfahrungen zeigen, welche Fehler wir bei der Einführung eines Textil-EPR-Systems in Deutschland unbedingt vermeiden müssen“, erklärt Julia Hobohm, Geschäftsführerin der GRS Servicegesellschaft mbH.
Fazit: Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit vereinen
Das Modell des Gesamtverbandes textil+mode ist ein konkretes Angebot an die Politik, ein funktionierendes EPR-System gemeinsam zu gestalten. Mit einem Bewertungssystem, das die tatsächlichen Umweltauswirkungen berücksichtigt, soll ein entscheidender Schritt hin zu echten Kreisläufen gelingen. Die deutsche Textilindustrie beweist damit, dass ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen können.
Das vollständige Konzeptpapier „Vorschlag zur nationalen Umsetzung der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in Deutschland“ präsentiert textil+mode auf der eigenen Webseite.



