17.02.21 – Innovation weit über Corona hinaus
portHy/TuBe UG: Handykordel als Desinfektionsspender
Türklinke, Handlauf, Geldautomat, Einkaufswagen: Instinktiv würde man sich jetzt gern die Hände desinfizieren, denn überall lauern Keime…
Mit portHy (portable Hygiene) hat jetzt ein Bielefelder Startup eine Brücke zwischen Mode, Statement und Gesundheitsvorsorge geschlagen und einen stets greif- bzw. verfügbaren Desinfektionsspender auf den Markt gebracht.
Die Gründer von TuBe funktionierten dazu eine um den Hals hängende Handykordel kurzerhand zu einem umwebten, flexiblen Desinfektionstank um, dessen Sprühköpfe an beiden Enden in Reichweite der Hände liegen.
Die Idee dazu kam ihnen bei einem Spaziergang; wenige Monate später wurden dank eines Kooperationspartners aus der Textilindustrie bereits die ersten 1.000 Sets produziert und ausgeliefert.
Mittlerweile gehen die Vorbestellungen in die Hunderte…
„Die erste Mode, die vor Infektion schützt“
Der flexible Tank müsste irgendwie umwebt werden, damit das Ganze wieder wie ein Umhängeband aussieht, so lautete die Grundidee von Geschäftsführer Jonathan Tenge (Wirtschaftsingenieur) und Julian Hesse (Onlinemarketing). Mit dieser vagen textiltechnischen Vorstellung befragten sie das Internet; fanden einige Vorschläge – und riefen kurzerhand beim Heimtextilhersteller mit Posamenten- und Quasten-Know-how in Oberschwaben an.
Serientauglich schon nach Wochen
Die Gustav Gerster GmbH & Co. KG, seit 1882 auf textile Fensterdekoration wie auch für Umflechtungen von medizintechnischen Schläuchen, Automotive-Kabel und Stromzuführungen für Lüster spezialisiert, zeigte sich sofort interessiert. Volltreffer, Glücksfall, sagen Tenge und Hesse rückblickend. Sie wissen inzwischen, welchen Wert es für ein Startup hat, von Anfang an einen entwicklungsfreudigen Technologiepartner mit im Boot zu haben. Die Zusammenarbeit mit TuBe zur Etablierung dieses vollkommen neuen Produkts kam den Textilern aus Biberach nicht nur wegen Corona entgegen. „Wo Innovationskraft Tradition hat“, so ein Firmenmotto, liebt man solche Herausforderungen wohl generell.
Annika Muckenhaupt, im Gerster-Geschäftsbereich TechTex zuständige Verantwortliche für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit:
„In kurzer Zeit haben wir in Kooperation mit dem Startup serientaugliche Produktvarianten mit modischem Chic entwickelt.“
Und wenn die Stückzahlen von portHy plötzlich in die zig Tausende im Monat gehen sollten? „Dann werden wir solche Volumina auch umsetzen und in die Produktion einordnen können.“
Einzeln oder als Familienset erhältlich
Die portHy-Sets, mit denen pro Füllung 600 mal gesprüht werden kann, gibt es in Schwarz, Rot und Orange. Das Einzelset kostet 69 Euro; das für drei Personen geeignete Familienset 175 Euro.
Jedes Set beinhaltet die Handykette mit Desinfektionsfunktion (Füllmenge: 35 ml) und Smartphone-Aufhängung, zwei Sprühköpfe und 250 ml eines wasserbasierten und nach Lemongras duftenden Desinfektionsmittels, mit dem der Kordeltank samt beiliegender Spritze sieben Mal nachgefüllt werden kann.
Da fast jeder zu jeder Zeit sein Smartphone am Mann bzw. an der Frau trägt, ist die Desinfektion der Hände im wahrsten Wortsinn besonders naheliegend. Wie wichtig das gerade für die Hände ist, belegen Untersuchungen, wonach 80 bis 90 Prozent aller Bakterien/Viren über die Finger aufgenommen werden.
Hände sind ein wahres Paradies für Bakterien: „150 Bakterienarten hat jeder Mensch auf seinen Händen – Frauen sogar noch mehr…“, weiß der Berufsverband Deutscher Internisten.
portHy/TuBe UG auf einen Blick
Gründung: 2020
Geschäftsführer: Jonathan Tenge (28), Paul Böllhoff (20)
Mitarbeiter: 5
Alleinstellung: Produktion und Vertrieb von Handyketten mit Desinfektionsfunktion
Auch für Parfüm denkbar
Die Gründer wissen: Mit Corona ist unter der Bevölkerung das Gesundheitsbewusstsein gewachsen. „Deshalb streben wir mittelfristig eine größere Produktvielfalt auch für weitere Einsatzzwecke an“, benennt Julian Hesse eine der Herausforderungen mit Blick auf die Mitte des Jahrzehnts. Er denke beispielsweise an Parfümspender. Jonathan Tenge ergänzt: „2021 wollen wir mit portHy zunächst auf den Märkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt werden; 2025 dann vielleicht schon als etwas größere Firma in vielen Teilen der Welt…“