07.02.16 — read English version
Schutz vor Messerstich
Taxifahrer, Busfahrer, Mitarbeiter in Arbeitsagenturen haben eines gemeinsam: Sie sind regelmäßig Situationen ausgesetzt, in denen sie Opfer einer Messerattacke werden können. Am Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein (FTB) arbeiten Wissenschaftler an einem unkomplizierten Schutz: Eine Strickjacke mit integriertem Stichschutz soll zusätzlich mit einem Sensor ausgestattet werden, der einen Messerangriff erkennt und ein Signal aussendet.
Die Stichschutzjacke wurde in den Jahren 2012 bis 2014 von den Wissenschaftlern am FTB in Zusammenarbeit mit einem Strickwaren-Hersteller aus Rheinberg entwickelt. Sie ist von der Konstruktion her ähnlich wie ein mittelalterliches Kettenhemd aufgebaut – nur dass anstelle von Stahl hochfestes Polyethylen verwendet wurde. Das verwendete Garn ist zudem äußerst reiß- und schnittfest. Der Stichschutz wird durch eine mehrlagige gestrickte Einlage, die in die Strickjacke integriert wird, realisiert. Durch die Konstruktion als Strickware behält die Jacke auch mit der Einlage ihre Flexibilität und eine guten Tragekomfort.
Auf dem eigens für diesen Zweck entwickelten Prüfstand wurde die Eindringtiefe einer besonders spitzen und scharfen Klinge, die mit einer definierten Energie von 25 Joule auf die Jacke trifft, getestet. Liegt die Eindringtiefe nach dem Test unter zwei Zentimetern, erfüllt das Textil einen anerkannten Standard. Susanne Aumann, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Projekt beteiligt war, spricht daher lieber von einer „stichhemmenden“ Funktion der Jacke, da ein hundertprozentiger Schutz schwer zu garantieren sei.
Vor diesem Hintergrund ist auch das Folgeprojekt zu sehen: „Wir wollen eine zusätzliche Lage mit einem Sensor einbauen, der bei einer Attacke ein Signal sendet und beispielsweise einen Notruf auslöst“, sagt Evelyn Lempa, die seit Jahren an leitfähigen Textilien forscht. Das Forschungsprojekt, das zum 1. Januar 2015 gestartet ist, wird im Rahmen des Förderprogramms ZIM (Zentrales Innnovationsprogramm Mittelstand) mit 175.000 Euro für zwei Jahre gefördert. Die Integration des Sensors und die Signalauswertung erfolgt in Zusammenarbeit mit einem auf diese Fragestellungen spezialisierten Elektronik-Unternehmen.