06.06.24 – Start-up — read English version

Vollkommen neues Webverfahren in der Entwicklung

Eine ganz neue Klasse von Webwaren ist durch die V-loom-Technologie des norddeutschen Start-ups Casmue möglich. Auf der Techtextil 2024 präsentierte das Unternehmen seine Innovation erstmals der Öffentlichkeit.

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Sybille Castens präsentierte ihre Innovation in der Webtechnik „V-loom“ auf der Techtextil. © Meisenbach Verlag

 
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Die V-loom-Technologie macht es möglich, ganz andere Materialien im Schuss einzusetzen, als das bisher der Fall war. © Casmue

 
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„Cradle to Cradle“ – dieses Prinzip eines geschlossenen ökologischen Kreislaufes sieht Sybille Castens in verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der von ihr entwickelten Webtechnologie maximal verwirklicht. Das V-Shed ist eine Erfindung, die dem Webverfahren vollkommen neue Anwendungen und Produkte ermöglicht. Während in der Vergangenheit immer wieder der Schusseintrag im Focus der Innovationen stand, beschäftigt sich das V-Shed nun mit dem Webfach. Und zwar so, dass es einen ganz erheblichen Einfluss auf die Schusseintragsmöglichkeiten ausübt.

Webprozess „auf den Kopf“ gestellt

Das Webfach – üblicherweise ein horizontaler Kanal zwischen Ober und Unterkettfäden – wird in die Vertikale gedreht. So kennt man es noch durch den antiken Gewichtswebstuhl, der bis ins frühe Mittelalter in Gebrauch war. Im Unterschied zu diesen antiken Verfahren ist das V-Shed aber oben nicht durch Kettfäden umschlossen, d. h. es bildet keinen Tunnel, sondern eine V-förmige Öffnung, die nach oben vollkommen frei ist. Die Kettfäden werden nicht von oben, sondern von den beiden Seiten zugeführt, so dass das V-Shed nur noch aus dem Vorderfach genannten Teil besteht. Der zweite Teil des Webfaches, das Hinterfach, welches aus den Webfach einen von Kettfäden umschlossenen Tunnel macht, entfällt, da die Kettfäden mit zwei Kettfadenscharen von der linken und von der rechten Seite auf die offenen Schenkel des V zugeführt werden. Durch dieses oben offene Webfach wird es möglich, beinahe beliebige Materialien zwischen die Kettfäden zu legen. Ein Förderband kann z. B. Materialien dort hineinfallen lassen. Die üblichen Schusseintragsverfahren sind an dieser Stelle nicht mehr notwendig.

Für das Gegenfach kreuzen die sich die seitlich zugeführten Kettfadenscharen über dem V-Shed und bilden eins der üblichen tunnelartigen Webfächer, in das ein Schuss z. B. mit einem Greifer eingetragen wird. Dies offene V-Shed wird somit bei jedem zweiten Fach gebildet und anschließend mit einer konventionellen Fachbildung fixiert. Kombinieren lässt sich diese Webfachtechnologie auch mit komplexen Bindungskonstruktionen wie z. B. einem Zweilagengewebe, das zwischen zwei gewebten Lagen das V-Shed bildet, um so ein Füllmaterial direkt auf der Webmaschine einzubringen.