09.01.19 – Separtex — read English version
Wozu Textilnetzwerke?
Kooperationsverbünde zwischen Mittelständlern und anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen schaffen Arbeitsplätze und einen nachhaltigen Umsatz.
Steffi Volland, Geschäftsführerin des Textil- und Consultingunternehmens Luvo-Impex hat seit Beginn dieses Jahrzehnts in Oelsnitz/Vogtland ein techtextiles Netzwerk nach dem anderen gründet. Mit Separtex ging nun das 6. ZIM - Kooperationsverbund zwischen kleinen Mittelständlern und anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen an den Start.
„Für mich gibt es zwei unabdingbare ‚Zutaten’ für den Erfolg eines neuen Netzwerkes in unserem Luvo-Netzwerkverbund: Die Innovationsorientierung der an den Projekten beteiligten Firmen und Einrichtungen sowie das ZIM-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums, das solche Netzwerkbildung mit Blick auf neue Produkte und Verfahren überhaupt erst ermöglicht. Wenn beides zueinanderkommt und unter einer Leitidee agiert, dann lassen sich mit solchen Netzen weit über Sachsen hinaus neue Horizonte für Arbeitsplätze, nachhaltigen Umsatz und strategische Partnerschaften verwirklichen," sagt Volland. Und weiter: „Unsere zum Teil weit über 100 Jahre alten Textilfirmen mit solidem Know-how hier in Sachsen und Bayern sind noch mitten im Strukturwandel. Der Zug der Zeit geht auch für sie in Richtung ‚Technische Textilien’.“
Hightech-Innovationen und Umsatzideen fallen nicht einfach so vom Himmel
Wie also kommt ein klassischer Weber, Sticker, Stricker, Garnhersteller oder – um es konkret zu machen – ein Produzent von Gardinen zu Hightech-Innovationen und damit zu Umsatzideen?
Unter anderen durch Mitarbeit in einem der Netzwerke InoReTex (bis 2012), LanoTex (bis 2014), RaumConTex (bis 2016), InoEmTex (bis 2017), UrbinTex (bis 2019) bzw. SeparTex (bis 2020). Hier trifft Industrie auf interdisziplinäre Wissenschaft – und das weit über die Textilthematik hinaus.
Jeder dieser Verbünde hatte zumeist zwischen 15 und 20 Partner, zu denen auch Bau-, Möbelhersteller und Elektronikunternehmen gehören. Pro Netzwerk wurden während, in der Regel dreijährigen Laufzeit, zwischen 12 und 32 ZIM F+E Anträge für gemeinsame Kooperationsprojekte bis hin zum Prototyp geführt – eine ideale Voraussetzung für den Start neuer, vermarktungsreifer Produkte.
Insgesamt hat die Verbundarbeit bisher fast 26 Mio. Euro, davon gut 15 Mio. Fördermittel, gekostet. „Wir hoffen, dass sich diese Transferhilfe in weit höhere Umsätze auf Produktionsfeldern niederschlägt, an die vor Jahren noch nicht zu denken war“, führt Volland weiter aus.
Um zu illustrieren, mit welchen Innovationen sich die Partnerfirmen inzwischen beschäftigten, wurde kürzlich eine Netzwerktagung einberufen. Bilanz: 70 Teilnehmer und allein die fünf bisherigen Netzwerke haben durch die enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft mehrere Dutzend Produktinnovationen geschaffen, mit denen vor allem die traditionelle Textilindustrie zu neuen Ufern aufbrechen kann. Konkret sind das Klimamöbel mit textilem Wärmetauscher, ein modulares System zur Reduzierung von Baulärm und Staub, innovative Wildschweinvergrämungsmittel, wurzelnahe textile Pflanzenklimatisierung in Gewächshäusern, textilbasierte Ionentauscher zur Schwermetall-Rückgewinnung aus Klärschlamm, Anti-Zecken-Gamaschen für Pferde oder ein kostengünstiger textiler Schnellteststreifen für die Diagnostik.
Mit dem ZIM-Mittelstands-Netzwerk „Separtex“ – Entwicklung von textilbasierten Wirkstoffträgern und Anlagentechnik zur Separation von Stoffgemischen – wurde nun ein neues Kapitel textiler Hightech-Zukunft aufgeschlagen. Mit innovativen Separationstextilien soll ein Beitrag für Umweltschutz und Nachhaltigkeit geleistet werden. Separtex ist im September 2018 mit zunächst zwölf Partnern gestartet und an innovativen Partner aus den Bereichen Umwelttechnik und der textilen Wertschöpfungskette interessiert, die mitmachen wollen. „Diese sollten unsere geplanten Themenschwerpunkte ergänzen“, so Volland. „Für Anfragen und weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.“