14/08/2017 – Lectra

Virtual Reality

Das Modedesign entwickelt sich zunehmend von reiner Handarbeit zum digitalen Prozess mit 3D-Simulationen und Virtual Reality!

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Virtual Reality für die Massen: Mit der Oculus Rift kam 2016 die erste VR-Brille für Verbraucher in den Handel © Lectra

 
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Virtual Reality Catwalk von Topshop © Lectra

 
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Die digitalen Technologien spielen in der Branche eine immer größere Rolle. „Die Technologien sind vorhanden und werden bereits erfolgreich in Design und Produktentwicklung eingesetzt“, sagt Chris Nicolaes, Geschäftsführer von Lectra Deutschland. Lectra hat eigens dafür ein eigenes „Innovation Lab“ gegründet und arbeitet dort an neuen Einsatzbereichen für Virtual Reality in der Mode- sowie Automobil- und Polstermöbelindustrie.

Rund 10 Prozent des Umsatzes des Unternehmens fließen in Forschung & Entwicklung, in den vergangenen zehn Jahren über 185 Millionen Euro. Etabliert haben viele Kunden von Lectra bereits digitale Design-Lösungen für Virtual Prototyping und die Vorbereitung des Stoffzuschnitts. „Über 23.000 Unternehmen weltweit entwickeln Produkte oder verarbeiten Textilien mit unserer Soft- und Hardware“, sagt Nicolaes.

VR-Pilotprojekt mit französischer Luxusmarke

Im Bereich Virtual Reality war ein Testprojekt mit einer französischen Luxusmarke bisher das erfolgreichste Beispiel. Ziel war es, Handtaschen und Kleidungsstücke virtuell komplett fassbar zu machen, um etwa Volumen und Größe oder die Fertigungs-Teile einzeln darzustellen. „Die größte Herausforderung beim virtuellen Modedesign bleibt, die Strukturen unterschiedlicher Textilien zu erfassen. Wie fällt ein Stoff auf der Haut, wie reflektiert das Stoffgewebe Licht, wie lassen sich Stoffe drapieren“, sagt Robin Lemstra, Professional Services Director und Experte für die Produktentwicklung bei Lectra.

Die Vorteile des virtuellen Designs: Die Auswirkungen auf Materialverbrauch und -kosten lassen sich im virtuellen Modell sofort simulieren. Die kostengünstigste Lösung wird bereits in der Entwicklung gesucht. Darüber hinaus lässt sich die Anzahl physischer Prototypen schnell auf ein Drittel oder weniger reduzieren. Nicht nur eine erhebliche Einsparung, sondern auch nachhaltig und eine signifikante Beschleunigung in der Produktentwicklung. Dass es nicht zwei oder vier Kollektionen pro Jahr gibt, sondern 18 bis 20, ist bei vielen Mode-Unternehmen bereits der Fall – und könnte bald Normalität sein.

Das Auge kauft mit

Allen Unkenrufen zum Trotz ist das stationäre Geschäft kein Auslaufmodell. Die Kunden möchten nach wie vor Produkte erleben, also fühlen, sehen oder ausprobieren. Beim Online-Shopping setzen sich künftig die Unternehmen durch, die es schaffen, digitale Features mit den Sinneseindrücken zu verbinden, die der Kunde aus dem stationären Einkauf kennt. Dabei gilt: Visuelle Reize haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Kaufentscheidung. Je besser ein Produkt über 360-Grad-Ansichten oder Bewegtbilder in Szene gesetzt wird, umso eher greift der Kunde zu. Vor allem bei Kleidung oder Einrichtungsgegenständen kann beispielsweise das Heranzoomen des Produkts Aufschluss über die Haptik und Oberflächenbeschaffenheit oder das genaue Muster geben – und somit den Kaufabschluss unterstützen.

Virtuelle und erweiterte Realität

Nur Produkte, die bereits als digitale Datensätze erfasst sind, können virtuell entsprechend präsentiert werden. „Der Weg zu Virtual Reality führt genauso wie der Weg zu einer modernen, flexiblen Produktion und Industrie 4.0 über die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette“, so Nicolaes weiter.

Darüber hinaus gelangen Virtual Reality-Brillen gerade zur Marktreife. Mit Augmented Reality lassen sich Produkte über das Tablet oder Smartphone in die eigene Umgebung setzen. Doch so komfortabel es auch ist, von zu Hause aus online einkaufen zu gehen, so schwierig ist es einen guten Eindruck vom Wunschobjekt zu erhalten: Sitzt die Jeans und passt die neue Couch ins Zimmer? Einzelhändler setzen daher auf Virtual und Augmented Reality als neue Customer Experience.

Das persönliche, digitale Mannequin

Auf der Consumer Electronics Show 2017 zeigten Asus und die Modemarke GAP, wie das Kleider-Shopping von zu Hause künftig aussehen kann. Experten schätzen, dass rund ein Drittel aller Artikel beim Online-Shopping von Mode zurück geschickt werden, weil sie nicht passen. Mit der Augmented Reality Technologie Tango von Google und einem kompatiblen Smartphone zaubert der Modehersteller seine Kollektionen in das eigene Zimmer.

Drapiert an einem digitalen Mannequin, bestückt mit den persönlichen Maßen, wird das Kleidungsstück in allen verfügbaren Größen auf dem Bildschirm dargestellt. Die Kamera- und Bewegungssensoren des Smartphones platzieren die Darstellung präzise im Raum und ermöglichen es, um die Puppe herumzugehen und durch näheres Herantreten sogar Details wie Knöpfe und Nähte zu betrachten. Mit einem weiteren Klick wird die Auswahl gekauft und mit Lieferung zu Realität. Der Kunde benötigt nur das entsprechende Smartphone und das Unternehmen eine digitale Datenbank der Kleidung.

Auch der Automobilhandel schafft mit den Errungenschaften in der Virtual Reality eine neue digitale Customer Experience. Können Kunden das Traumfahrzeug bereits digital in einem Konfigurator auf der Herstellerwebsite zusammenstellen, geht Audi heute einen Schritt weiter.

3D-Model des Wunschautos

Mit Hilfe einer VR-Brille setzt sich der Kunde in das zuvor konfigurierte, naturgetreue 3D-Model des Wunschautos, selbst wenn es noch gar nicht auf dem Markt ist. Im virtuellen Showroom lassen sich nicht nur Türen und Verdecke öffnen, sondern auch die Farbe und Sonderausstattung der Fahrzeuge beliebig ändern. Die Darstellung übernimmt ein Hochleistungsrechner.

Eine essentielle Grundlage dafür sind die Konstruktionsdaten der Fahrzeuge. Durch sie wird die realistische dreidimensionale Darstellung erst möglich. Virtual und Augmented Reality ermöglichen eine völlig neue digitale Form der Customer Experience. Die Technologie ist hier, es fehlt nur noch das passende Datenfundament.