31/01/2018 – Workshop

Innovative Oberflächenveredlung mit Stick und Stepp

Vielen Designern und Produktentwicklern sind die Möglichkeiten der industriellen Stepperei und Stickerei noch viel zu wenig bekannt.

Steppstoff.jpg

Steppstoff wird durch zusätzliche Nähte akzentuiert © Kühner/Knochel

 

Stoffe, die mit industrieller Mehrnadel-Stepperei veredelt werden, sind aus der Mode und dem Sport nicht mehr wegzudenken. Schnell fällt aber auf, dass sich die Designs in aller Regel auf ein paar wenige Streifen- und Rautenmuster beschränken. Die Zeit des Umbruchs in der Textilbranche lädt auch hier zum Blick über den Tellerrand ein. Vielen Designern und Produktentwicklern sind die Möglichkeiten der industriellen Stepperei wenig bekannt, so dass das Potenzial dieser Technik nur selten ausgeschöpft wird. Ähnlich ist es mit der Stickerei, meist wird mit Standard Polyestergarnen der 40er Stärke gestickt und speziellere Garnstärken, Techniken und Optiken bleiben auf der Strecke. Diesen Überlegungen folgend veranstalteten die zwei Branchen-Experten Nora Kühner und Reiner Knochel im Dezember 2017 einen zweitägigen Workshop an der Modefachschule Sigmaringen mit dem Ziel, im Zusammenspiel von Stick und Stepp spannende und zeitgemässe Looks zu entwickeln.

 Die Aufgabenstellung an die Schüler der Modefachschule Sigmaringen lautete, Kleidungsstücke aus den zur Verfügung gestellten gesteppten Stoffen zu fertigen und die Stoffe durch den zusätzlichen Einsatz von Stickereien und/oder Ziernähten aus Effektgarnen weiter zu veredeln. Ermöglicht wurde der Workshop durch das grosszügige Materialsponsoring in Form von ganz unterschiedlichen gesteppten Stoffen durch Firma Polyfill sowie durch verschiedene Effektgarne und Stickvliese der Firma Gunold.

 Innerhalb der zwei Tage entwarfen die Schülerinnen und Schüler der „MoFa“ Schnitte und Designs. Begeistert und engagiert machten sie sich sofort ans Werk, um ihre Ideen in die Realität umzusetzen, unterstützt vom sehr professionell ausgestatteten Maschinenpark an dieser Schule und vom Coaching durch die beiden erfahrenen Industrie-Fachleute. Unterschiedliche gesteppte Stoffe wurden attraktiv kombiniert und mit Ziernähten und Stickereien versehen. Stickmotive wurden entworfen und vor Ort an der eigenen Stickmaschine gestickt. Für die Schüler bot der Workshop hervorragende Möglichkeiten, erste Erfahrungen mit verschiedenen anspruchsvollen Stoffen und Materialien zu sammeln. Was muss bei der Schnittgestaltung und im Zuschnitt bereits gesteppter Stoffe beachtet werden ? Welches sind die besonderen Herausforderungen bei der Verarbeitung dieser voluminösen Materialien ? Wie kann ein Effektgarn auf einer Industrie-Nähmaschine vernäht werden ? Welche kreativen Möglichkeiten bieten sich hierbei und wo gibt es auch Limits?

Crossover von Mode und Sport

Gleichzeitig bot der Workshop eine ideale Möglichkeit, den aktuellen Crossover von Mode und Sport abzubilden und Lösungen aufzuzeigen, die Funktion, Design und modische Aspekte vereinen. Immer wieder wurde lebhaft und inhaltsreich diskutiert, z.B. über aktuelle Fragen der Nachhaltigkeit und andere wichtige Branchenthemen. So nutzten die Teilnehmer des Workshops die Gelegenheit des Austausches mit den Profis perfekt.

 In ihren Kommentaren verliehen die Teilnehmer ihrer Begeisterung über die Workshoparbeit Ausdruck. Vor allem die kreative Freiheit nach dem Motto „einfach mal machen“ hatte viele dazu motiviert, schon im Vorfeld der Veranstaltung Ideen und Anregungen für ihre Modelle zu sammeln und vorzubereiten. Das Arbeiten mit den „coolen und interessanten gesteppten Stoffen“ war für alle neu und ungewohnt, die Resultate werden inzwischen begeistert getragen.

Viel Neues zu entdecken

Auch zur Stickerei gab es viel Neues zu entdecken und zu lernen. Zum Beispiel, dass durch die geschickte und durchdachte Auswahl der Garntypen und –farben bereits wenige Stiche reichen, um auffällige Akzente zu setzen. Überrascht waren die Schüler zudem von den Möglichkeiten, Effektgarne in einem Muster zu kombinieren. So sorgt beispielsweise der Einsatz eines wolligen Garnes für eine winterliche Optik, die durch irisierende Metallgarne zusätzlich einen schneeähnlichen Glitzerlook bekommt.

Das Fazit der Schülerinnen und Schüler: „Nach den zwei Workshop Tagen haben wir viele neue Kenntnisse im Umgang mit Stickgarnen und der Stickmaschine. Was da alles möglich ist, zum Beispiel auch durch den Einsatz der wasserlöslichen Vliese…einfach toll!“

von Nora Kühner und Reiner Knochel