26/02/2021 – Minderwertige Qualität aus Asien?

Norafin: Wir können FFP2-Masken besser!

Sächsische Mittelständler kämpfen mit Innovation und Know-how im Bereich der FFP2-Masken für einen bewussteren Umgang unserer Industrie auf Bundesebene.

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André Lang, Geschäftsführer Norafin, und Johannes Loos, Business Unit Manager Norafin, vor der neuen Maskenproduktionslinie. Die deutsche Politik setzt nach wie vor lieber auf schnelle zollfreie Importe aus China und lässt die deutsche Industrie im Stich. © Norafin

 

Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V. (vti):

„Den Mittelständlern wurden von der Bundesregierung viele Millionen für die Entwicklung von textiler Schutzausrüstung in der Pandemie versprochen. Doch angekommen ist bei den Textilern in Sachsen bis jetzt rein gar nichts!“

André Lang über seine Erfahrungen zur Versorgungsstrategie des Bundes und mit der Sächsischen Landesregierung:

„Deutsche Produkte aus deutschen Anlagen, mit deutscher Technologie und textilem Verfahrens-Know-how, das weltweit gefragt ist, hat in der deutschen Politik einfach nicht den Stellenwert wie die schnellen zollfreien Importe aus China. Diese Masken, die nebenbei eine hohe CO2-Belastung durch die langen Transportwege darstellen, werden zu einem vermeintlich niedrigen Preis eingekauft, sind oft von minderwertiger Qualität und bieten nicht die notwendige Sicherheit.“ Norafin geht daher jetzt auch eigene internationale Vertriebswege.

  • Während die deutschen Bürger in den Apotheken nach wie vor Masken aus China mit teilweise fragwürdigen Kennzeichnungen auf die Gutscheine der Bundesregierung erhalten, werden für die Qualitätsmasken „made in Germany“ nun internationale Vertriebswege aufgebaut.

So geht Maskenqualität sächsisch!

Sächsische Textilunternehmen aus dem vti-Verbandsgebiet, die den Aufrufen der Regierung zur Produktion von Schutzausrüstung im Frühjahr 2020 mit Euphorie, viel Enthusiasmus, hohen Investitions- und Entwicklungskosten gefolgt sind und den Versprechungen vertraut haben, sind bei der Förderung leer ausgegangen.

Das weltweit agierende Unternehmen Norafin Industries geht daher eigene Wege. Fest im Erzgebirge verwurzelt führt das Unternehmen die regionale Tradition der Textil- und Vliesstoffindustrie fort. Innovationen von der Idee bis zur Markteinführung werden bei dem Hersteller hochwertiger Materialkonstruktionen, technischer Spezial-Vliesstoffe und Composites seit jeher großgeschrieben. Norafin bedient dabei hauptsächlich weltweit industrielle Märkte sowie den Endkundenmarkt über einen Online-Shop und den direkten Werksverkauf.

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 in Deutschland ankam und der Bedarf an Masken sprunghaft anstieg, legte Norafin sofort pragmatisch los, so entstand innerhalb von nur wenigen Wochen ein neuer Produktionszweig zur Herstellung der Mund-Nasen-Masken „B2 Raffung“.

Nach einem Treffen im April 2020 in Berlin, zu dem das Bundeswirtschaftsministerium auch Norafin-Geschäftsführer André Lang eingeladen hatte, ging die Entwicklung einer FFP2-Maske richtig los.

  • Die Verheißungen und der Wille zu helfen beflügelten die Textiler. Eine angepasste Förderrichtlinie versprach, notwendige FuE-Investitionen in die Produktion deutscher Schutzbekleidung schnell zu ermöglichen. Das deutsche Gesundheitswesen sollte diese abnehmen. Gleichzeitig wollte die Regierung damit das nationale Pandemielager befüllen.

  • Der Vliesstoffspezialist Norafin fand sich mit dem Anlagenbauer Xenon Automatisierungstechnik GmbH aus Dresden zusammen.

  • Beide Unternehmen entwickelten eine High-Tech-Maskenproduktionsanlage, die zertifizierte FFP2-Masken vollautomatisiert, ohne manuelle Arbeitsschritte produziert.

  • Ab Juni waren 20.000 Alltagsmasken „Nora Light“ pro Woche mit der ersten Pilot-Anlage möglich.

  • Mittlerweile ist bereits der Nachfolgetyp mit einer Kapazität von 250.000 Masken pro Woche in Betrieb.

Die zertifizierte FFP2-Maske „Nora F“ filtert mindestens 94 Prozent der Partikel und Aerosole größer als 0,6 µm. Damit minimiert sie für den Träger und sein Gegenüber das Corona-Infektionsrisiko im geforderten Standard. Die Masken werden ausschließlich in Sachsen auf sächsischen Maschinen und mit in Deutschland gekauften Rohstoffen hergestellt. Die Maske besteht aus vier Schichten Spezialvliesstoff. Die Außenlage (100 Prozent PET) sorgt für Stabilität und eine erste Filterung von Staub, die doppelte Mittellage (100 Prozent Polypropylen) sichert die Filtration der Aerosole ab und die Innenlage (ebenfalls 100 Prozent PET) transportiert die Feuchtigkeit der Atemluft nach außen. So gibt es keine Probleme beim Atmen.

Diese Masken können auch in der industriellen Anwendung in rauen Arbeitsumgebungen für den sicheren Arbeitsschutz im Umgang mit Glasfasern, Metall, diversen Kunststoffen und Ölnebel sorgen.

Die nächste Innovationsstufe der „Nora F“ ist mit drei Schwerpunkten bereits fest geplant. Dabei stehen die Nachhaltigkeit mit recyclingfähigen und kompostierbaren Materialien, die antivirale und bakterielle Funktionalität sowie der Tragekomfort im Blickpunkt des Entwicklungsteams um Marc Jolly, Head of R&D und Johannes Loos, Business Unit Manager bei Norafin.

Die Herausforderung der Zertifizierung mit dem CE-Kennzeichen als FFP2-Maske wurde schließlich in der Türkei bei einem unabhängigen Prüfinstitut mit Erfolg gemeistert. TÜV und Dekra in Deutschland hatten für das Thema keine Kapazität; Zertifizierungsstellen in anderen europäischen Ländern behandelten inländische Unternehmen bevorzugt. Noch vor Weihnachten 2020 lief dann die Produktion und der Verkauf auch über den neu eingerichteten Online-Shop an.

  • André Lang und sein Team sind hochmotiviert an die Entwicklung und Herstellung der Masken gegangen, haben viele Zusatzschichten mit den Xenon-Ingenieuren für die Maske „made in Saxony“ aufgebracht und jeweils hohe sechsstellige Summen investiert. Umso enttäuschter war das Team, als der Ablehnungsbescheid für die Förderung der sächsischen Maskenproduktion vom Bundeswirtschaftsministerium einen Tag vor Weihnachten im Erzgebirge ankam.