30/11/2020 – Textilien von Bäumen, Pilzen & Co.
Nachhaltigkeit bei Textil
Dr. Sascha Peters von der in Berlin ansässigen Zukunftsagentur „Haute Innovation“ hat sowohl die Technologien als auch neue Materialentwicklungen im Blick.
Konventionelle Textilien und Ledermaterialien bekommen unter Verwendung von Naturmaterialien zunehmend Konkurrenz . Zwar (noch) nicht im Volumenmärkten, sondern vielmehr eher in Randmärkten, die in besonderem Maße auf „grüne“ Produktion, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zielen.
Auch auf den ersten Blick für alternative Textilien und Leder unrelevante Naturstoffe wie Trester aus dem Apfel- und Weinanbau, Kaffeesatz, Fruchtschalen, Kakteen; Pilze oder Baumrinde scheinen dafür chancenreich zu sein.
In seinem virtuellen Vortrag, den Dr. Sascha Peters auf Einladung der Hochschule Pforzheim für 100 Zuhörer hielt (mehr war technikbedingt nicht möglich), listete er entsprechende Materialentwicklungen auf, die zumeist bereits durch Start-ups einer wirtschaftlichen Verwertung zugeführt wurden.
Naturmaterialien – Innovationen, global betrachtet. Hierzu zählen u. a.:
Belgien: nicht hitzebeständige Fäden, die ein Kleidungsstück bei 124 Grad Wärme in seine Bestandteile zerfallen lassen
Deutschland: vegane Sneakers unter Verwendung von Kaffee-Leder, Schuhobermaterial aus Spinnen-Seide
Großbritannien: Textilien und Taschen aus Ananas-Fasern
Italien: Apfel- und Weinleder
Niederlande: Palmleder; von Bakterien produzierte Farbstoffe; Mango-Leder, Blut-basiertes Leder
Schweden: kurzzeitig nutzbare komplett biologisch abbaubare Textilien, deren Farbstoffe von Bakterien produziert werden (Fashion to Die); Bretter aus Abfalltextilien
Schweiz: wieder zerlegbare und damit recyelbare textile Mischmaterialien, Technische Textilien aus Bananen-Fasern
Spanien: Fasern aus Blättern und Pflanzenstängel der Ananas; biologisch abbaubare Schuhe vom Feigenbaum
USA: Schuhsolen auf Basis von Zuckerrohr; Schaumstoff aus Algenöl für Badeschuhe und selbst Surfbretter geeignet
Die Zukunftsagentur Haute Innovation von Sascha Peters sieht insbesondere zwei Nachhaltigkeits-Entwicklungen im Kommen:
Mit Blick auf einen möglichst geschlossenen biologischen Kreislauf werden bisherige Materialgrenzen aufgebrochen. Zudem lasse gerade die Modebranche den alten Lehrsatz „Das Material bestimmt das Design“ nicht mehr so vollumfänglich gelten. Immer mehr Modeschaffende entwickelten eigene und vor allem nachhaltige Fasermaterialien, mit denen sie ihre Gestaltungsansprüche besser abbilden können. Beide Trends findet im Übrigen auch Professor Claudia Throm von der Fakultät für Gestaltung in ihrer Einrichtung bestätigt. Etwa ein Drittel alle Projektarbeiten in den Pforzheimer Designstudiengängen drehen sich um das Thema Nachhaltigkeit und zielen auf Recycling, Upcycling, neue Materialien und Resteverwertung ab.