14.06.22 – Messen
Heimtextil: Zukunftsfähig aufgestellt
Nach zweieinhalbjähriger Pause findet die Heimtextil-Messe vom 21. bis 24. Juni 2022 statt. Erwartet werden über 1.000 Aussteller aus 45 Ländern.
Wenn Lockdowns und Abstandsregeln das soziale Miteinander beschränken, wird das eigene Zuhause zum Rückzugsort, an dem man sehr viel Zeit verbringt. Dessen räumliche Gestaltung nimmt einen bisher ungeahnten Stellenwert ein: Sie schafft ein Ambiente des Wohlfühlens, der Entspannung und der Sicherheit. In dieser Situation sind Inspirationen, Produktinnovationen und Designtrends besonders wertvoll. Allerdings blieben sie angesichts der Corona-Pandemie auf der Strecke, denn die wichtige Branchenmesse für das Interieur, die Heimtextil, musste gleich zwei Mal aussetzen. Nun findet sie endlich wieder statt – allerdings mit halbierter Ausstellerzahl, was zu einer Zusammenlegung der Heimtextil mit den beiden Fachmessen Techtextil und Texprocess geführt haben dürfte.
Bewährte Naturfasern feiern ein Come-Back
Die vergangenen beiden Jahre sind mit deutlichen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen einhergegangen. Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle - und ist in ihren unterschiedlichen Facetten auch ein dominierendes Thema der diesjährigen Heimtextil. Es äußert sich unter anderem bei den Materialien, wo ein verstärkter Einsatz von Naturprodukten, die Weiterverwendung von Reststoffen oder die Verarbeitung von recycelten Kunststoffen zu beobachten ist. Aus Spanien und Indien kommen beispielsweise Möbelbezugsstoffe für den Objektbereich sowie Kissen und Küchentextilien, die recycelter Baumwolle ein zweites Leben schenken. Zu den wesentlichen Vorteilen der zurückgeführten Naturfaser zählen die Hersteller eine konsequente Einsparung von Ackerfläche, Pestiziden, Wasser, Energie und die damit einhergehende Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen (CO2) in Anbau und Verarbeitung.
Auch die umweltschonende Jutefaser gewinnt an Bedeutung. Das natürliche Material wird unter anderem zu Flechtkörben und Teppichen und in Mischung mit Raffia zu textilen Wandbekleidungen verarbeitet. Flachs (Leinen) und Hanf sind ebenfalls im Kommen und gehen in Bettwäsche, Kissenbezügen, Lampenbespannungen oder Polsterbezüge für den Privatbereich und die Hotellerie ein. Mit immer neuen Anwendungen ist auch die botanische Faser Tencel in der Heimtextil-Branche vertreten. Sie verleiht wasserdichten Spannbettlaken ein gutes Klimamanagement und Allergikereignung. Sie macht Bettwäsche angenehm weich, Teppiche soft und Vorhangstoffe weniger knitterempfindlich. Und als Füllfasern sorgen sie in Bett- und Einziehdecken für einen guten Feuchtigkeitsausgleich, der zu einem guten Schlafkomfort gehört.
Kreislaufkonzepte entwickeln
Auch wenn die Verwendung natürlicher Materialien – darunter auch Wolle, Seide und veganes Leder – ein Aspekt der Nachhaltigkeit ist, beschreibt der für die Heimtextil Trends 2022/23 verantwortliche Trend Council der Messe Frankfurt ein weiteres Konzept, nämlich das zirkulär angelegte Design. Es soll herkömmliche Produktionsweisen ablösen und Abfälle in das Gesamtkonzept einbinden. Auch für diese Entwicklung finden sich bereits zahlreiche Belege in der Aussteller-Übersicht der Heimtextil. Aus Produktionsresten und textilen Woll- und Baumwollabfällen entstehen beispielsweise spannende Möbelbezugsstoffe oder Teppiche. Und geschredderte Memory Foam-Reste aus der Matratzenfertigung finden als Füllmaterial für individuell höhenjustierbare Schlafkissen eine neue Verwendung.
Deutlich breiter ist hingegen das Einsatzgebiet von recycelten Synthesefasern, die aus Produktionsresten oder Abfällen gewonnen werden. Hier ist recyceltes Polyester der Platzhirsch. Die Fasern werden beispielsweise zu Möbelbezugsstoffen, Kissenfüllungen, Matratzenbezügen, Gardinen- und Dekoschals verarbeitet. In Mischung mit Naturfasern kommen sie wiederum als Bettwäsche oder schnell trocknende, schlingenauszugsbeständige und langlebige Bademäntel für die Hotellerie auf den Markt.
Zertifiziertes, nachhaltiges Engagement
Zu einer verantwortungsvollen, zukunftsorientierten Heimtextil-Industrie gehört aber längst mehr als nur ein ökologisch bewusstes Produktportfolio. So haben nationale Debatten und internationale Initiativen das Bewusstsein für ethische und sozialverträgliche Rahmenbedingungen in den Lieferländern geschärft. Beispielhaft seien das deutsche Sorgfaltspflichtengesetz, der European Green Deal und die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen aufgeführt. Doch obwohl die Auseinandersetzung mit den textilen Lieferketten noch vergleichsweise „jung“ ist, hinterlässt sie auf der Heimtextil bereits erste Spuren. Diverse Aussteller, die in Ländern mit zweifelhaften ethischen und sozialen Rahmenbedingungen produzieren, demonstrieren Engagement für Mensch und Natur. Dieses lassen sie durch international anerkannte Standards wie SA8000, BSCI, GOTS oder GRS (Global Recycle Standard) zertifizieren und geben sie im Ausstellerverzeichnis der Messe an.
Konferenz für den Schlaf
Über die Nachhaltigkeitsdiskussion darf nicht vergessen werden, dass auch die Funktion eines Heimtextils gewährt sein muss. Dies äußerst sich nirgends deutlicher als im Bett. Die Messe Frankfurt führt daher auch im Jahr 2022 ihre Konferenz „Sleep & More“ für den Bettenfachhandel weiter. In der Zeit vom 21. bis 23. Juni informieren zahlreiche Schlafexperten über die Voraussetzungen eines guten, gesunden Schlafs und geeigneter Einrichtungslösungen für nachhaltige Hotelzimmer. Wer darüber hinaus Impulse für sein Geschäft sucht, wird bei innovativen Ausstellern fündig, die mit Hilfe von Schlaflaboren nach optimalen Produkten forschen.