06.12.23 – Smart Textiles
E-Textiles weisen den Weg
Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) haben eine wegweisende Technologie entwickelt, die sehbehinderten Menschen eine verbesserte Orientierung ermöglicht. Der sogenannte „naviGürtel“ der Firma feelSpace, basierend auf einem Kontaktierverfahren der DITF, revolutioniert die Art und Weise, wie Sehbehinderte sich fortbewegen können.
Die Funktionsweise des „naviGürtels“ ist ebenso simpel wie effektiv: Nutzer geben über eine spezielle App die gewünschte Strecke ein, drücken auf „Start“, und der Gürtel fungiert daraufhin wie ein Kompass, der den Träger in die richtige Richtung führt. Diese innovative Technologie macht nicht nur im Freien, sondern auch in geschlossenen Räumen die Orientierung für Sehbehinderte deutlich einfacher.
Ein zentraler Bestandteil des „naviGürtels“ ist das von Projektpartner Amohr entwickelte leitfähige Band. Dieses zeichnet sich nicht nur durch seine hohe Elastizität aus, die einen angenehmen Tragekomfort gewährleistet, sondern ermöglicht auch die Kontaktierung der 16 Vibrationselemente des Gürtels. Diese Elemente signalisieren dem Nutzer durch Vibration, in welche Richtung er sich bewegen sollte, insbesondere wenn er abbiegen muss.
Bemerkenswert ist der Einsatz des Ultraschallschweißens bei der Herstellung von E-Textiles, wie es im „naviGürtel“ Verwendung findet. Im herkömmlichen Verfahren werden Kontaktierungen gelötet, was oft zu größeren Kontaktstellen und ungewollten Versteifungen führt. Das Team um Tobias Hecht hat jedoch ein Verfahren erschlossen, das üblicherweise bei der Kontaktierung von Mikrochips Anwendung findet: das Ultraschallschweißen. Dies ermöglicht präzise fixierte Kontaktstellen und verkleinerte Kontaktflächen im Vergleich zum Löten. Die geringere Hitzeentwicklung schont zudem das Material und bietet Vorteile für Gesundheit und Umwelt im Vergleich zum Lötverfahren.
Ein weiterer Pluspunkt des Ultraschallschweißens besteht darin, dass keine gesundheitsschädlichen Dämpfe freigesetzt werden, wie es beim Löten der Fall ist. Lötzinn, das mit Flussmittel versetzt ist, erzeugt beim Schmelzen Dämpfe, die aufwendig abgesaugt und gefiltert werden müssen. Das Ultraschallschweißen trägt somit nicht nur zur Effizienz der Herstellung von E-Textiles bei, sondern auch zur Schonung von Gesundheit und Umwelt.
Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des Zentralen Innovationsprogrammes Mittelstand (ZIM) gefördert.