Im zweiten Teil unseres Interviews mit Florian Heubrandner bilden der ökologische Fußabdruck und die Transparenz der Lieferkette bei Lenzing den Fokus.

textile network: Wie stellt Lenzing sicher, dass jeder einzelne Schritt im Produktionsprozess nachhaltig ist, wie im Falle der CO2-neutralen Tencel Faser?

Florian Heubrandner: Tencel ist auf dem Weg zu „True Carbon Zero“ und trägt zu einer klimaneutralen Textilindustrie bei. Wir wollen bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen und folgen dafür unserem Dreistufenplan: reduzieren, engagieren und ausgleichen.

Durch die Reduktion von Kohlenstoffemissionen und den Einsatz von erneuerbarer Energie bei der Produktion geht die Marke Tencel über den Kohlenstoffausgleich hinaus und bietet Tencel-Markenfasern mit einem Kohlenstoff-Null-Wert an.

Parallel dazu ermutigt die Marke Tencel aktiv Industriepartner und Rohstofflieferanten zur Zusammenarbeit und befähigt Marken, sich an der CO2-neutralen Bewegung zu beteiligen. Zu diesem Zweck hat sich Lenzing der Initiative „Science Based Targets“ angeschlossen. So soll die Industrie dazu bewegt werden, Transparenz in Lieferketten zu normalisieren, Materialien mit geringem Kohlenstoff-Fußabdruck zu beschaffen und die Kohlenstoffemissionen insgesamt zu reduzieren.

Lenzing setzt in seinen Prozessen auf Energieeffizienz, Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, Integration von Zellstoff- und Faserproduktionsanlagen und laufende Investitionen in neue Technologien zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen. Natürlich unterstützen und ermutigen wir auch unsere Partner, den Weg zur Kohlenstoffneutralität mit nachhaltigen Praktiken zu unterstützen und sich der „True Carbon Zero“-Bewegung anzuschließen.

textile network: Stichwort Transparenz in der Lieferkette. Wie genau funktioniert das Rückverfolgungssystem von Lenzing? Lässt sich jede Station in der Supply Chain zurückverfolgen?

Florian Heubrandner: Lenzing hat eine Plattform zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette geschaffen, die Lenzing E-Branding Stoffzertifikate und eine Blockchain-basierte Rückverfolgbarkeitsplattform von TextileGenesis umfasst. Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Fasern von Lenzing in jedem Produktions- und Vertriebsschritt zu identifizieren – von der Faser bis zum fertigen Produkt. Dieses System schafft ein bisher noch nie dagewesenes Maß an Transparenz.

Darüber hinaus ermöglicht unsere Faseridentifikationstechnologie eine in die Fasern eingebettete physische Identifikation. Auf verschiedenen Stufen des Produktionsprozesses, wie z.B. auf Stoff- und Bekleidungsebene, kann die Herkunft der Fasern vollständig rückverfolgt werden. Die Technologie garantiert außerdem, dass die Fasern in hochmodernen Produktionsanlagen hergestellt werden, die den hohen Industriestandards für Ressourceneffizienz sowie ökologische und soziale Verantwortung entsprechen. Die Faseridentifikation wird ein wesentliches Element des Zertifizierungsprozesses für Textilien im Rahmen des Lenzing E-Branding-Service sein.

textile network: Was können wir für 2022 von Lenzing erwarten? Sind neue Projekte und Innovationen in Sachen Nachhaltigkeit geplant?

Florian Heubrandner: Lenzing wird weiterhin neue Wege finden, um die Transparenz in der Lieferkette zu verbessern und die Rückverfolgbarkeit der Herkunft eines Produkts sowohl für Marken als auch für Endverbraucher zu gewährleisten.

Wir werden uns auch weiterhin darauf konzentrieren, kohlenstofffreie Innovationen zu entwickeln, die in der Textil- und Modeindustrie einen echten Unterschied machen. In Erwartung der steigenden Nachfrage von Verbrauchermarken nach Spezialfasern hat Lenzing seine Produktionskapazitäten mit einem ehrgeizigen Wachstumsplan gestärkt. Dieses Wachstum wird durch die Eröffnung der weltweit größten Lyocell-Produktionsanlage in Thailand Anfang 2022 vorangetrieben.

Außerdem sind wir stolz darauf, im Jahr 2022 das 30-jährige Jubiläum der Einführung der Marke Tencel zu feiern. Wir sind dankbar, dass wir in den letzten 30 Jahren mit unseren Partnern und Kollegen zusammengearbeitet haben, um Nachhaltigkeit und Innovation voranzutreiben, und wir freuen uns auf noch größere Erfolge in den nächsten 30 Jahren!

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.