17/05/2018 – New York
“Modest Fashion“ - Marktnische entdeckt
Modebewusste Frauen muslimischen Glaubens machen sich stark für neue Modetrends - Modeschöpfer haben die Marktnische für sich entdeckt.
Eine wachsende muslimische Mittelschicht trägt zu einem Boom im Geschäft mit islamischer Mode bei. Modeschöpfer haben diese Marktnische schon längst entdeckt. Eher neu ist es, dass auch Modeschöpfer aus islamischen Ländern wie der Türkei, Indonesien oder Malaysia sich in dieser gewinnbringenden Marktnische positionieren möchten und dazu an internationalen islamischen Modeschauen – sei es in New York, London, Dubai, Kuala Lumpur oder Djakarta – teilnehmen.
“Modest Fashion“
Die “Hijabistas“ – die modebewussten muslimischen Frauen - machen sich stark für die neuesten Modetrends für die Frauen in der islamischen Welt. Modeschöpfer in Indonesien und Malaysia sehen gute Chancen für eine modische Revolution: Sie wollen modische Kleidung anbieten, die das Kernprinzip der Bescheidenheit und traditioneller Werte mit Modernität vereint. So ist der Begriff “Modest Fashion“ entstanden, die Bewahrung der islamischen Traditionen bei gleichzeitiger Modernität. Ein Widerspruch?
Viele muslimische Frauen sehen keinen Widerspruch darin, dass sie elegante Kleider den islamischen Werten entsprechend tragen. Modebewusstsein und Glauben müssen sich ihrer Meinung nach nicht (mehr länger) ausschliessen. In Kuala Lumpur bei einer islamischen Modeschau erzählt uns eine Modeschöpferin wie sie zum Hijab und zu ihrem Beruf kam. Erst seit 2005 kleide sie sich nach den Vorschriften des Islam, "die sittsame Kleidung ist aber doch eher langweilig". Daher habe sie eine Arbeit bei einer Schneiderin gesucht und damit begonnen ihre Kleidung selbst zu nähen.
Die Ironie von der Geschicht
Das Erstarken des Islam hat den Modeschöpfern in einigen Ländern zu einem Karrieresprung verholfen. Der Konservatismus führte zu einer Umwandlung des Lebensstils, wobei insbesondere Frauen zu bescheidenen Kleidungsformen zurückgekehrt sind, was wiederum zu großen Ausgaben für Bekleidung führte. Studien zufolge gaben muslimische Verbraucher in 2015 knapp 225 Mrd. US-Dollar für Kleidung 2015 aus. Nach der vom Marktforscher Thomas Reuters zusammengestellten Studie Global Islamic Economy wird der globale Umsatz im Jahr 2022 dann 373 Mrd. US-Dollar erreichen und muslimische Frauen werden voraussichtlich ca. 42 Mrd. US-Dollar für “Modest Fashion“ ausgeben. Verstärkt wird dieser Trend voraussichtlich auch dadurch, da weltweit die muslimische Bevölkerung weiterhin wächst. Nach Einschätzungen des in Washington ansässigen Pew Research Center wird die muslimische Bevölkerung im Jahr 2050 auf drei Mrd. angewachsen sein (in 2010: 1,6 Mrd.) - ein Riesenmarkt für die Kleidungsanbieter und diese Prognosen bringen die Modeschöpfer auf den Plan: bei verschiedenen islamischen Modeinstituten ist die Zahl der Modeschüler stark gestiegen, wobei diese dann neben dem Erlernen des modischen Handwerks auch Kurse über die Geschichte der islamischen Modetraditionen absolvieren.
Blick nach New York
In New York, als das Modezentrum der Welt, stellen islamische Modeschöpfer regelmäßig ihre neuesten Kreationen aus, denn gerade im westlichen Ausland lebende muslimische Frauen sind häufig wohlhabend und können sich entsprechend höherpreisige Produkte leisten. “Durch die islamische Modest Fashion, wollen wir aber auch ein Statement machen: Wir sind nicht unterdrückt und der Islam ist kein Widerspruch zu Schönheit,“ sagt Yasmin Atlas, türkische Geschäftsfrau aus Istanbul, die regelmäßig islamische Modeprodukte in New York ausstellt.
Eine interessante Entwicklung, die Begeisterung bei den muslimischen Modeschöpfern hervorruft, hängt mit den Bemühungen amerikanischer Kaufhausketten beim Verkauf islamischer Modeprodukte zusammen. So will die traditionsreiche New Yorker Kaufhauskette Macy’s junge modebewusste muslimische Frauen ansprechen und hat dazu handgefärbte Kopftücher, weite Strickjacken und Hosen und generell “bescheidene“ Kleidung eingeführt.
Neben Macy’s werben auch Unternehmen um die muslimische Kundschaft. Nike hat z.B. ein Sonderkopftuch für die Sporttreibende muslimische Frauen eingeführt. American Eagle und DKNY haben beide eine umfangreiche Kollektion für die muslimischen Frauen vorgestellt. Das Angebot bei Macy’s besteht indessen aus Kopftüchern, langen Kleidern und weiteren Bekleidungsteilen, zudem wurde ein Auslandslieferservice eingerichtet.
Aus Asien in die USA
2017 besuchten mehrere Modeschöpfer aus Asien die USA. Darunter waren auch drei malaysische Modeschöpferinnen, die ihre islamische Modeprodukte zeigten. Die gekonnte Kombination von Modernität mit Tradition überraschte so manchen amerikanischen Modeexperten. Die malaysische Modeschau, die im feinen Crowne-Plaza Hotel in New York stattfand, war Teil der New York Couture Fashion Week, wo Modeschöpfer aus Indien, Indonesien, Vietnam, Slowakei, Russland, usw. auch ihre Kollektionen ausstellten.
Die in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur ansässige Sara Jamaludin, deren Produkte unter der Marke “Sara J” verkauft werden, führte Modedesigns vor, die auf dem traditionellen handgewebten mit Gold- und Silberfaden genähten Songket-Material basieren (Kleidung aus diesem Stoff ist sehr beliebt bei den malaysischen königlichen Familien). Sara J. versucht, das Songket-Kleid wieder in Mode zu bringen und zeigte weißfarbige Kleider versehen mit silbernen Schnörkeln kombiniert mit grünen Hosen. Designerin Eja Shahril aus Penang, Malaysia, präsentierte elegante Kopfdeckung kombiniert mit langen Kleidern. Eirma Fatima, Gründerin des Modeunternehmens Rumah Karya Citra (M) Sdn. Bhd. mit Sitz im malaysischen Bundesstaat Selangor, zeigte ihre Mak-Cun-Kollektion aus traditionellen zeitgenössischen Designs vorwiegend in der Farbe Türkis. “Mode heißt, eine Identität zu schaffen und sie zum Ausdruck zu bringen,” sagte sie Gespräch mit textile network. Fatima, die ihre Karriere mit einer Teilnahme an der Asian Islamic Fashion Week in Kuala Lumpur begann, hat bereits an verschiedenen internationalen Modeschauen teilgenommen.