30/04/2021 – Wasser und Baumwolle

120 Jahre Gebr. Otto: „Cotton since 1901. Made in Germany.“

Baumwollgarne sind „nur“ der Anfang. Gebr. Otto spinnt Garne für die Zukunft und setzt auf nachhaltiges, transparentes Handeln. von Claudia Bitzer

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Die Baumwollgarne „Cotton since 1901“ von Gebr. Otto sind etwas Außergewöhnliches. Sie haben einen nachvollziehbaren Ursprung in Europa oder den Mittelmeerstaaten und werden in Dietenheim versponnen, gezwirnt oder veredelt. Kunden erhalten ein transparentes, regionales Produkt, mit dem sie sich wiederum selbst abheben können. © Gebr. Otto_Koch

 
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Für ein garantiert gutes Tragegefühl sorgt auch das Baumwollgarn recot2 aus 25 Prozent recycelter Baumwolle und 75 Prozent Bio-Baumwolle. © Gebr. Otto

 

Die Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei in Dietenheim bei Ulm ist bekannt für ihre Baumwollgarne. Für die hat das Familienunternehmen, das 2021 seinen 120. Geburtstag feiert, im vergangenen Jahr eine eigene Marke ins Leben gerufen: „Cotton since 1901. Made in Germany.“ Warum gerade der Klassiker ein Brand verdient hat, erklärt Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto: „Unsere Baumwollgarne ‚Cotton since 1901‘ sind etwas Außergewöhnliches. Sie haben einen nachvollziehbaren Ursprung in Europa oder den Mittelmeerstaaten und werden in Dietenheim versponnen, gezwirnt oder veredelt. Unsere Kunden erhalten ein transparentes, regionales Produkt, mit dem sie sich wiederum selbst abheben können.“

Weil Gebr. Otto beobachtet, dass auch bei den Endkunden das Bewusstsein für einen nachvollziehbaren Ursprung und eine nachhaltige Verarbeitung wächst, geht das Familienunternehmen mit „Cotton since 1901“ zudem den Weg des Ingredient Branding: Produkte, in denen diese Baumwollgarne enthalten sind, werden entsprechend gelabelt. Andreas Merkel: „Die Leute wollen einwandfreie Produkte. Wir können diese liefern und das wollen wir zeigen, um den Menschen ein gutes Gefühl beim Einkaufen zurückzugeben.“

Baumwollgarn mit verbesserter Ökobilanz

Für ein garantiert gutes Tragegefühl sorgt auch das Baumwollgarn recot2. Gleichzeitig trägt dieses Garn aus 25 Prozent recycelter Baumwolle und 75 Prozent Bio-Baumwolle eine verbesserte Ökobilanz. recot2 ist eine Otto-Eigenentwicklung, die Andreas Merkel vor gut 15 Jahren nach einem Vortrag zum Thema virtuelles Wasser angestoßen hat. „Für die Herstellung von 1 kg Baumwolle sind mehr als 10.000 l Wasser nötig. Als ich diese Zahl zum ersten Mal hörte, war ich ehrlich sprachlos und habe mir vorgenommen, an Alternativen zu arbeiten“, berichtet Geschäftsführer Merkel. Das Ergebnis war recot2, das Otto gemeinsam mit der Uni Ulm entwickelt und 2008 vorgestellt hat. Für dieses Premiumgarn werden „Pre-Consumer“-Prozessabfälle mit GOTS-zertifizierter Biobaumwolle versponnen. Die Wasserersparnis, die sich so erzielen lässt, beläuft sich bei 1 kg recot2-Textilien auf ca. 5.000 l Wasser. Mit diesem Garn trägt Gebr. Otto außerdem zum Schließen der Kreisläufe bei – ein Aspekt, der für eine stetig wachsende Nachfrage von recot2 sorgt.

Für das Verspinnen der recycelten und neuen Baumwollfasern war neben der textilen auch technische Entwicklungsarbeit nötig. Andreas Merkel: „Normalerweise verarbeiten wir nur extra langstapelige Baumwolle. Bei den Prozessabfällen ist die Faserlänge natürlich eine ganz andere.“ Heraus kam ein für recot2 speziell entwickeltes Spinnverfahren, für das Gebr. Otto eine Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg für Ressourceneffizienz erhalten hat.

Baumwollmischungen mit Zukunftsperspektive

Neben den reinen Baumwollgarnen hat Gebr. Otto verschiedene Mischungen entwickelt. Eine viel beachtete ist Piumafil, eine Kombination aus Baumwoll- und Kapokfasern. Letztere ist die leichteste Naturfaser der Welt und galt lange Zeit als unverspinnbar, bis es Gebr. Otto gelang, ein entsprechendes Verfahren zu entwickeln. Textilien aus Piumafil haben einen seidigen Griff, wirken thermoregulierend und sind atmungsaktiv.

Ein weiteres Mischgarn auf Baumwollbasis ist Seaco Organic. Hier verspinnen die Dietenheimer GOTS-zertifizierte Baumwolle mit der Zellulosefaser SeaCell zu einem funktionalen Garn, das ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und komplett biologisch abbaubar ist. Denselben Ansatz nutzt Gebr. Otto bei seinem Garn Sensico, das eine Kombination aus feinster Baumwolle mit der Zellulosefaser Smartcel Sensitive darstellt.

Mit Lyocell-Fasern voll im Trend

Ganz frisch aus der Entwicklung stammt eine Lyocell-Faser, die auf Hanfreststoffen basiert, so dass die anderen Pflanzenteile des verwendeten Bio-Hanfs einer weiteren Verwertung zur Verfügung stehen. Diese neuen Fasern besitzen die für Lyocell typischen Eigenschaften und lassen sich mit Otto-Know-how zu Garnen aus 100 Prozent Hanf-Lyocell verspinnen. Auch Mischungen, beispielsweise mit nativem Hanf oder Baumwolle, kann Gebr. Otto spinnbar machen.

„Uns ist es wichtig, unseren Kunden stets etwas Neues zu bieten, mit dem sie sich differenzieren können“, fasst Andreas Merkel zusammen. „Das geht über aktuelle Trends weit hinaus. Unser Anspruch liegt auf vorausschauendem, nachhaltigem und transparentem Handeln – und ebensolchen Produkten. Das ist eine langfristige Strategie, die sich auszahlt.“