19.12.17 – IVGT — read English version
Naturfasern sind größter „Arbeitgeber“ für Faserstoffe
Obwohl die Weltproduktion von Chemiefasern weiter steigen wird, bleiben die Naturfasern der größte „Arbeitgeber“ für Faserstoffe.
Der IVGT gehört seit 2010 der Discover Natural Fibres Initiative (dnfi.org) an. Diese schätzt, dass nahezu 60 Millionen Familien weltweit Naturfasers anbauen. Dies beinhaltet über 45 Mio. Betriebe und Kleinbauern die Baumwolle anpflanzen, 6 Mio. Familien die Jute bzw. Kenaf anbauen, ungefähr 5 Mio. Woll-Produzenten, über 1 Mio. ernten Kokos und eine weitere Mio. befassen sich mit Fasern wie Abaca, Hanf, Sisal und Seide. Zählt man Familienmitglieder, Angestellte, Dienstleister, z.B. für Transport und Lagerung hinzu, waren 2016 geschätzt mehr als 200 Millionen Menschen an der Erzeugung von Naturfaserstoffen beteiligt.
In Auswertungen der Chemiefaserindustrie wird üblicherweise Polyester, als größten Vertreter der „Manmade Fibres“, den Naturfasern Baumwolle und Wolle gegenübergestellt. Bezieht man alle Naturfasern und alle Chemiefasern ein, ergibt sich ein anders Bild. Einer geschätzten Weltproduktion von 71 Mio. Tonnen an Chemiefasern (zellulosisch und ölbasierte, Filament- und Stapelfasern) stehen 30 Mio. Tonnen Naturfasern gegenüber.
Naturfasern sind größter Arbeitgeber für Faserstoffe
Obwohl die Weltproduktion von Chemiefasern, laut Prognose des europäischen Chemiefaserverbands CIRFS weiter steigen wird, bleiben die Naturfasern der größte „Arbeitgeber“ für Faserstoffe. Auf der Stufe der Bauern und Farmer betrug 2016 der geschätzte Umsatz ca. 50 Mrd. US$. Durch höhere Preise bei Baumwolle und Jute im Jahr 2015, stieg die Produktionsmenge um weitere 8-10% im Jahr 2016 an.
Von den Pflanzenfasern steht ins besonders Baumwolle im Ruf viel Wasser zu nutzen, und das zur Abwehr von Schädlingen ein großflächiger Einsatz von Spritzmitteln erforderlich ist. Zahlen die hierüber vorliegen sind allerdings vielfach veraltet und spiegeln nicht die aktuelle Situation wieder. Neuzüchtungen und moderne Anbaumethoden führten zu einer deutlichen Verbesserung der Situation. Umfangreiche Schulungsprogramme in den Anbauländern ermöglichen ins besonders den Kleinbauern eine verbesserte und gleichzeitig ressourcenschonende Ertragslage.
Blick nach Israel
Die Einführung eines nationalen Wassermanagement in Israel hat das Land als „Wasserwunder“ in die Schlagzeilen gebracht. Einem jährlicher Verbrauch von 2,2 Mrd. Kubikmetern stand bis vor 10 Jahren ein natürliches Wasservorkommen von 1,2 Mrd. Kubikmetern gegenüber. Die Israelische Wasserbehörde startete 2008 ein Programm um nicht nur mehr Meerwasser zu entsalzen, sondern um Lecks in Leitungen zu finden und zu reparieren, geschlossene Bewässerungssystem zu installieren und gemeinsam mit der Landwirtschaft neue Wege beim Anbau zu gehen. Vergleicht man die Baumwollerträge pro Hektar zwischen Ländern wie Mosambik mit 162 kg, den USA mit 912 kg, China, Türkei und Brasilien mit jeweils 1500 kg, steht Israel mit 1892 kg aktuell auf Platz 1.
Die deutsche Textilindustrie setzt sich mehrheitlich aus mittelständigen und überwiegend eigentümergeführten Unternehmen zusammen. Naturfasern werden seit jeher neben Bekleidung und Heimtextilien auch in technischen Produkten eingesetzt. Auf der diesjährigen Fachmesse Techtextil wurde z.B. der Innovation Award für ein aus einem Baumwollgewebe bestehenden Verbundwerkstoff vergeben, der mit einer Cellulose-Matrix verfestigt wird.
Aufgrund technischer Anforderungen können nicht überall Naturfasern eingesetzt werden, aber man kann feststellt, dass Naturfasern auch heute ein wichtiger Zweig der Agrarproduktion sind. Mit neuen Anbaumethoden und Verarbeitungsverfahren sind Naturfasern eine wichtige Rohstoffquelle nicht nur für die Textilindustrie, und bilden die Einkommensgrundlage für über 2,5% der Weltbevölkerung.