02/05/2024 – Interview mit Hannes Kalz, Stratasys

„Wir drucken das direkt auf Textilien“

Auf der Texprocess in Frankfurt präsentierte Stratasys seinen „J850 Techstyle“ 3D-Drucker in Aktion. Dieses Gerät eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten, da es direkt auf halbflexible oder feste Materialien drucken kann. Überdies stehen mehr als 600.000 Farben zur Auswahl, die sowohl in matter als auch in glänzender Ausführung erhältlich sind. Im Bereich der Mode arbeitet das Unternehmen eng mit namhaften Designern wie Travis Fitch zusammen. Hannes Kalz stand textile network Rede und Antwort zur 3D-Fashion-Technologie, die es Herstellern ermöglicht, vollfarbige, lichtdurchlässige, starre und flexible Materialien direkt auf Textilien und Kleidungsstücke aufzubringen.

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Hannes Kalz, Business Manager Advanced Prototyping EMEA bei Stratasys. © Stratasys

 
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Nothing is impossible. Einrichtungsbereich meets 3D-Druck: „Stuhl mit Massagefunktion“ entwickelt in der Hochschule Niederrhein. Das Design stammt von Antonia Dannenberg (antonia.dannenberg@hs-niederrhein.de). © Stratasys

 
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textile network: Könnten Sie uns bitte die Funktionsweise des „J850 Techstyle“ 3D-Druckers erläutern?

Hannes Kalz: Das Gerät funktioniert ähnlich wie ein Tintenstrahldrucker, jedoch wird die Tinte durch Harz ersetzt. Das Harz hat die Eigenschaft, bei UV-Licht auszuhärten, ähnlich wie Bernstein. Durch den Tintenstrahldruck wird das Harz punktuell im Piktoliter-Bereich aufgetragen, ähnlich wie bei einem 2D-Bild, das sich jedoch im z-Bereich verändert oder wiederholt. Dadurch entstehen dreidimensionale Strukturen. Das System basiert auf Kartuschen, die sieben verschiedene Materialien enthalten, darunter Weiß, Schwarz, Cyan, Magenta, Yellow sowie transparentes und flexibles Material. Diese Materialien können pixelgenau platziert werden und erzeugen durch ihre Pixel/Voxel oder homogene Mischungen, sowohl in horizontalen als auch in vertikalen Ebenen. Bei der Anwendung im Bereich Fashion wird ein luftdurchlässiges Gewebe als Untergrund verwendet, das die Flüssigkeit aufnehmen kann. Nach dem Auftragen beginnt der Aushärtungsprozess durch UV-Licht, wodurch die gewünschten Strukturen entstehen.

textile network: Welche Materialien und Anwendungsbereiche sind mit dieser Technologie möglich?

Hannes Kalz: Die Materialauswahl und Anwendungsbereiche sind vielfältig und hängen von Faktoren wie Textilart, Dicke und gewünschter Eindringtiefe ab. Durch die Kombination verschiedener Materialien können individuelle Kreationen in 3D generiert werden, sei es auf Standardtextilien oder mit Hilfe von Vorrichtungen wie dem D2G Jig (Direct to Garment) direkt z. B. auf Anzüge, Blaser und Hosen. Die Software zur Gestaltung ist unabhängig und kompatibel mit verschiedenen CAD-Programmen wie Solid Works, CATIA und Rhino, sowie mit Rendering- und Bildbearbeitungssoftware wie Key Shot und Adobe Photoshop. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es Designern, ihre Ideen frei umzusetzen und sie direkt auf Textilien zu drucken. Die Anwendungsbereiche reichen von Mode bis hin zum Automotive-Interior-Bereich, wo die Technologie für die Veredelung von Textilien in Fahrzeugen eingesetzt wird, beispielsweise für Türverkleidungen oder Dachhimmel.

textile network: Wie verlief die Entwicklung von Prototypen und der Produktionsprozess dieser innovativen Technologie?

Hannes Kalz: Ursprünglich begann die Entwicklung über den herkömmlichen 3D-Druck, um Kunden bei der Umsetzung neuer Ideen zu unterstützen. Dabei entstanden Prototypen, um die virtuelle mit der physischen Realität abzugleichen. Bei positivem Feedback wurde der Schritt zur Serienfertigung gegangen, wobei Hersteller nachhaltige Lösungen benötigen. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Technologie dann direkt für den Textildruck weiterentwickelt. Diese Innovation hat sich bis in den Bereich des Automotive-Interieurs und Architekten/-Einrichtungsbereich gedeht, wo sie für verschiedene Anwendungen genutzt wird, um eine hochwertige Veredlung und Individualisierung zu ermöglichen.

textile network: Vielen Dank für diese Einblicke und Erläuterungen zur Funktionsweise und Anwendung dieser innovativen Drucktechnologie.

Den Vertrieb für Stratasys übernimmt in der DACH-Region die Firma Alphacam.